Wer stemmt das Label wirklich?

Begehrt nicht nur wegen seiner Ideen wie dem «mindport»: LO entwickelt und pro-duziert nicht nur inno-vative Bürolösungen, sondern fungiert auch als Lieferant von Stahl-teilen. Bild: Lista Office

Möbelkooperation.  Möbellabel wie Wogg, USM oder Lista Office stehen für ausgezeichnetes Design und hochwertige Qualität. Dahinter verbirgt sich meistens die Zusammenarbeit verschiedener Partner. Doch sie werden aus Wettbewerbsgründen in der Regel geheim gehalten.

Möbel gibt es viele. Im Zeitalter der Massenproduktion schwemmt die Industrie Produkte ans Land wie Sand am Meer. Meistens eintönig in der Formgebung, mangelhaft in der Herstellung – kurz: beliebig. Das Besondere gewinnt, das Markenzeichen, oder neu-deutsch Label, trennt, wie auch in anderen Branchen, die Spreu vom Weizen. Und es lockt die zahlungskräftige Kundschaft an. Möglich macht es die Kooperation mit Partnern unter einem Namen. Das Prinzip: Jeder tut, was er am besten kann.

Die Firma Wogg aus Baden-Dättwil steht für eine innovative Möbelkollektion. Dafür schufen die Gründer Willi und Otto Glaeser 1983 den Firmennamen, der sich aus ihren Initialen zusammensetzt. Ziele waren von Beginn an eine hochwertige industrielle Fertigung und der Vertrieb. Die «Postforming-Technik», 1972 durch den Familienbetrieb Schreinerei Glaeser AG entwickelt, diente in der Anfangsphase als Basis für die Produktentwicklung. Bis heute ist das Unternehmen als wirtschaftlich eigenständiger Partner verantwortlich für die Produktion der Wogg- Kollektion.

Rationalisierung durch Arbeitsteilung

Ungefähr 70% aller Wogg-Produkte stellt die Glaeser Baden AG in Dättwil her. «Diese koordiniert zusammen mit Wogg von der Entwicklung bis zur Realisierung der Entwürfe alle Arbeitsabläufe», sagt Mark Werder, Geschäftsführer von Wogg. Im Zentrum der Zusammenarbeit steht die Auftragsabwicklung mit einer gemeinsamen Software. «Preise, Abnahmemengen, Lieferzeiten und Zuständigkeiten unterliegen ver-traglichen Vereinbarungen», erzählt der Ge-schäftsführer. Durch dieses systematische Verfahren sei ein schlankes Wirtschaften möglich. So kann das Unternehmen am Markt konkurrenzfähig sein. Dafür sind auch zuverlässige Materiallieferanten unabdingbar.

Ein Auftraggeber, viele Lieferanten

Doch wer liefert das notwendige Material? «Die Wahl variiert je nach Produkt», sagt der Geschäftsführer. Beim Stuhl «Wogg 42» gab es spezielle Herausforderungen. Für die Sitzhülle, die wie ein Kleidungsstück um das Stuhlgestell gewickelt wird, musste sich ein Betrieb finden, der Schaumstoff thermisch verpresst. «Dafür waren wir unterwegs auf einer 14-monatigen Odyssee in Deutschland, Dänemark, Finnland sowie Schweden.» Zuletzt fand man endlich den richtigen Partner.

Andere Zusammenarbeiten, beispielsweise mit einem Spezialisten für Massivholzmöbel in der Innerschweiz, bestehen bereits länger. Daneben gab es noch fünf weitere Lieferanten – für den Federstahl, den Gummi, die Druckknöpfe sowie den Stofffbezug. Kooperationsvereinbarungen bestehen mit ihnen nicht. «Denn je nach Produkt bringt der Designer bestimmte Materialvorstellungen ein, oder aber es gibt technische Vorgaben, die ein bestimmtes Material erfordern», so der CEO. Und das muss immer von einwandfreier Qualität sein.

Zuverlässige Partner sind Gold wert

Bei allen Arbeiten fungiert Wogg als Auftraggeber. In Haftungsfragen entscheidet der Schadensfall. Bei Materialdefekten zeichnet sich der Produzent verantwortlich. «Wir stehen für Top-Qualität und die verlangen wir auch von unseren Partnern», erklärt Mark Werder. Die langjährigen Lieferanten gebe man ungern preis. «Der richtige Partner ist das Fundament, um eine Vision zu realisieren.»

Welches Schwergewicht für den Erfolg zuverlässige Partner darstellen, zeigte die Recherche zu diesem Artikel. Denn von neun angefragten Unternehmen erteilten sieben eine Absage. Vonseiten der Auftraggeber wie auch der Zulieferer kreisten viele Argumente um das berufliche Erfolgsgeheimnis.

Harter Wettbewerb

So meinte Stephan Wettstein vom gleichnamigen Betrieb, einem Zulieferer für Büromöbel, dass er seine Kunden nicht publik machen wolle. Ähnlich argumentierte Max Bolliger vom gleichnamigen Ladenbauer. Er möchte aus Gründen der Vertraulichkeit und aus Strategieentscheiden keine Namen von Endkunden preisgeben. Das Team by Wellis in Person von Heidi Bucher, Marketing, lässt wissen, dass man mit Rohstofflieferanten zusammenarbeite, aber nicht im Sinne einer Kooperation, die nach aussen kommuniziert würde. Weitere Absagen von Sitag, Zoom by Mobimex, Bigla und Echo lassen nur Mutmassungen zu. Vordergründig ist von Termindruck oder mangelnder Relevanz des Themas die Rede. Fest steht jedoch, dass Entwicklungsarbeit für hochwer-tige Möbelsysteme kostspielig ist. Für die gelingende Ausführung sind verlässliche Lieferanten wie auch Produzenten entschei-dende Erfolgsfaktoren. Das zeigt auch das folgende Beispiel von Lista Office.

Namen müssen geheim bleiben

So musste Markus Abderhalden, Produk- tionsleiter von Lista Office aus Degersheim, den Namen einer seiner Kunden zurückziehen, den er zitiert hatte. Immerhin geben auch die anonymisierten Antworten ein anschauliches Bild der Kooperation. Im vorliegenden Fall wirkt Lista Office (LO) als Zulieferer von Tablaren und Gehäuse mit Schubladen einer bestimmten Marke. «Die Zusammenarbeit beruht auf einer Empfehlung des Designers», so Abderhalden.

Für LO kann durch die Kooperation zusätzliche Arbeit generiert werden, um Stellen zu sichern. «Der Kunde wiederum ist mit seinem Markenprodukt Lieferant von Lista Office Vertriebs AG und stärkt damit indirekt die eigene Produktion durch den Verkauf seines Möbelsystems», meint der Produktionsleiter. Weiter stehe ihm mit LO ein Partner zur Hand, der flexibel auf Anpassungen und Sonderwünsche reagieren könne und bei Bedarf Entwicklungskapazitäten bereitstelle.

«Die grösste Herausforderung liegt in der Volatilität der heutigen Auslastung», meint Markus Abderhalden. Denn ein Partner sei auch in etwas angespannten Momenten ein Partner. Dafür braucht es keine besondere vertragliche Vereinbarung, aber immerhin jene, welche den zeitlichen Ablauf und das Ende der Zusammenarbeit regelt.

www.wogg.chwww.lista-office.com

mz

Veröffentlichung: 22. November 2012 / Ausgabe 47/2012

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