130 Abende für die Musik

Die Musik ist ein zentraler Bestandteil im Leben von Fabian Brudermann (29). Bild: PD

«Ich mag es, beim Dirigieren gestalten zu können und einzelne Stimmen zu einem grossen Ganzen zusammenzusetzen.»

Fabian Brudermann war schon immer ein zielstrebiger Mensch. Bereits die Berufswahl fiel ihm leicht. «Als andere noch davon träumten, Pilot oder Polizist zu werden, wusste ich bereits ganz genau, dass ich Schreiner werden will», sagt er. Der Oberaargauer hat sich seine Zielstrebigkeit zunutze gemacht und aus dem Nichts ein Unternehmen aufgebaut. Heute betreibt der 29-Jährige eine kleine Schreinerei mit sechs Mitarbeitenden in Oberbipp BE. Selbstverständlich ist dies trotz aller Zielstrebigkeit nicht; denn fast wäre er Berufsmusiker geworden. Der Rumisberger lernte bereits als Kind Cornett, Trompete und Flügelhorn. Als 13-Jähriger spielte er in der Oberaargauer Brass Band, wenig später wurde er in die Nationale Jugend Brass Band (NJBB) aufgenommen. Mit 20 absolvierte er die Rekrutenschule in der Militärmusik und als Mitglied der Swiss Army Central Band, des Repräsentationsorchesters des Schweizer Armeespiels, trat er anschliessend weltweit auf. Brudermann unterrichtete zu dieser Zeit bis zu 15 Schüler und dirigierte bereits seinen ersten Verein. Er überlegte sich, die Musik zum Beruf zu machen. Als 22-Jähriger schrieb er sich dann an der Musikhochschule Luzern für ein berufsbegleitendes Studium in Blasmusikdirektion ein. Wenig später begann er am Konservatorium Bern ein Vollzeitstudium in Trompete.

«Die Musik war in den Vordergrund gerückt. Ich wollte alles auf diese Karte setzen», erinnert er sich. Doch nach zwei Jahren entschied er sich wieder um. «Ich konnte mir nicht vorstellen, bis zur Pensionierung Musikschüler zu unterrichten. Und ich merkte, dass mir das Schreinern zu wichtig ist.»

Obschon der Schreiner schliesslich auf seinen erlernten Beruf gesetzt hat; die Musik nimmt weiterhin viel Platz in seinem Leben ein. Er spielt gelegentlich noch in Formationen und tritt als Solist auf. Seit über fünf Jahren dirigiert er die MG Richenthal-Langnau, eine Brass Band der zweiten Stärkeklasse. Auch das Dirigentenamt der MG Rumisberg hat er zwischenzeitlich als Projektdirigent übernommen. «Ich mag es, beim Dirigieren gestalten zu können und einzelne Stimmen zu einem grossen Ganzen zusammenzusetzen», erklärt er. Seine persönliche Herausforderung ist es, aus einem Ensemble von Laienmusikern einen homogenen und ausgeglichenen Klang herauszuholen. «Ich habe eine klare Vorstellung davon, wie es klingen sollte, und versuche das umzusetzen», sagt er. «Ich dirigiere aber nicht nur aus Freude an der Musik, sondern auch, weil ich damit einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben leisten will.» Denn ein Verein ermögliche soziale Kontakte und helfe dabei, insbesondere Jugendliche in eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung einzubinden.

Brudermann investiert weiterhin viel in die Musik. Er ist an rund 130 Abenden pro Jahr bei Proben oder Konzerten. Besonders vor Konzertauftritten kann es sein, dass er jeden Abend als Dirigent im Einsatz ist.

«Heute arbeite ich zu 150 Prozent für meine Schreinerei und immer noch zu 50 Prozent für die Musik», sagt er verschmitzt. Sein Engagement sei nur möglich, weil seine Freundin, eine Drechslerin, auch aktive Musikerin ist. «Wir arbeiten gemeinsam in der Firma und machen zusammen Musik. Wir teilen also eigentlich alles miteinander», sagt Brudermann lachend. Noch in diesem Sommer wird er seine Freundin vor den Traualtar führen.

fg

Veröffentlichung: 10. Mai 2018 / Ausgabe 19/2018

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