Anleitung zum Ringen und Raufen
Michel Nobile (54) leitet Jungen in der Methode «Kampfesspiele» an, fair zu kämpfen. Bild: Franziska Herren
Michel Nobile (54) leitet Jungen in der Methode «Kampfesspiele» an, fair zu kämpfen. Bild: Franziska Herren
«Nur wer den Boxhandschuh hat, darf sprechen», betont Michel Nobile. «Ich will heute …», ruft ein Junge dazwischen – ohne Handschuh in der Hand. Unvermittelt schnellt er vom Stuhl und macht blitzschnell fünf Liegestützen. Denn: Wer sich nicht an die Regeln hält, soll auf seinen inneren Schiedsrichter hören und ohne Aufforderung die vereinbarten Liegestützen machen. Der Handschuh wandert von einem Jungen zum nächsten. Jeder soll in wenigen Worten seine Eindrücke vom letzten Kurstag schildern. «Schaut euch in die Augen und gebt den Handschuh erst weiter, wenn ihr den Blick eures Nachbarn spürt. Macht es respektvoll», sagt Nobile. Die Jungs zappeln auf ihren Stühlen. In wenigen Augenblicken können sie ihrer geballten Energie endlich freien Lauf lassen. An drei Kursnachmittagen leitet Nobile Jungen zwischen neun und elf Jahren im Jugendhaus Allschwil BL in «Kampfesspiele» an – der Kombination aus Kampf, Spiel und Ritual. «In diesem Alter war ich in der Jungwacht. Dort war das Ringen und Raufen stets präsent und wichtig für mich», erklärt Nobile. Diese Erfahrung will der 54-Jährige den Jungen von heute auch ermöglichen. Dies in einem geschützten Rahmen, in dem das Kämpfen Spass macht und fair und ohne Gewalt über die Bühne geht. Die Buben lernen, sich zu behaupten und ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, ohne gewalttätig zu sein.
«Bevor wir anfangen, geben wir uns das Versprechen, dass wir fair kämpfen», leitet Nobile die Gruppe an. «Nehmt dabei Blickkontakt auf.» Nach diesem Ritual werden Matten im Raum ausgelegt. Vor dem Spiel bespricht Nobile mit den Jungs die Regeln: Drei Buben sollen Rücken an Rücken auf den Matten sitzen und abmachen, wer von ihnen welche Rolle hat. Einer soll aufstehen, und die anderen beiden haben zwei Minuten Zeit, um ihn am Aufstehen zu hindern. Ein vierter Junge soll Schiedsrichter sein und die Zeit stoppen. «Start», ruft der Schiedsrichter. Ein blonder Bub versucht, sich mit aller Kraft gegen die anderen zu stemmen, die ihn am Boden zu halten versuchen. Als die zwei Minuten um sind, ist der blonde Junge noch immer am Boden. «Ist alles fair abgelaufen?», fragt Nobile. «Ja», rufen die Jungs einstimmig. «Fair und auf Augenhöhe zu sein und Abmachungen einzuhalten, ist mir wichtig», erklärt Nobile. Die Jungs sollen mit einem guten Gefühl aus einem Kampf gehen. «Ich will sie bei ‹Kampfesspiele› mit ihrem inneren Schiedsrichter und ihrem Bewusstsein für Fairness in Beziehung bringen.» Nobile hat diesen Kurs bereits mit etlichen Schülern durchgeführt und viele gute Rückmeldungen erhalten. «Das gibt mir Bestätigung.» Nach seiner Schreinerlehre sattelte Nobile beruflich in die Kinder- und Jugendarbeit um. Vor zehn Jahren liess er sich in der jugendpädagogischen Methode «Kampfesspiele» weiterbilden. «Ich war begeistert, von dem, was ich lernte», erinnert er sich. Deshalb führt er nebst seiner Anstellung im Freizeithaus Allschwil in grösseren und kleineren Abständen Kurse in «Kampfesspiele» durch.
Seine freie Zeit verbringt Nobile mit seiner Familie und als Imker von drei Bienenvölkern. «Einen wichtigen Ausgleich finde ich auch in meiner Schreinerwerkstatt», sagt er. Er schreinert Massivholzmöbel aus Holz von regionalen Bäumen, von denen er genau weiss, wo sie gestanden und wie alt sie geworden sind.
«Ich will die Jungs bei ‹Kampfesspiele› mit ihrem inneren Schiedsrichter und dem Bewusstsein für Fairness in Beziehung bringen.»
Veröffentlichung: 06. Februar 2020 / Ausgabe 6/2020
Leute. Die Fans auf der Tribüne sind parat. Kevin Tix hört sie jubeln. Es ist heiss hier in Budapest.
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