Anspruchsvolle Aufgabe fordert die Lernenden

Tim Christen (Sektion Luzern) ist voll konzentriert. Bild: Thi My Lien Nguyen

Schreinermeisterschaften. Der zweite Teil der regionalen Schreinermeisterschaften ist am 12. Mai nachgeholt worden. 33 Lernende in der Deutschschweiz und 17 in der Romandie haben sich der Aufgabe gestellt.

Um 7 Uhr morgens hiess es am 12. Mai 2020 für die Teilnehmenden: Emails checken. Dann haben sie die Aufgabe für die regionale Schreinermeisterschaft erhalten. In acht Stunden hatten die Lernenden einen Rahmen aus Eschenholz und Eiche massiv mit vielen verschiedenen Verbindungen herzustellen. «Eine anspruchsvolle Aufgabe. Ich bin gespannt, ob sie alle fertig werden», meinte zum Beispiel Hans Jörg Weingartner, Kursleiter der Luzerner Schreiner. 

Die Austragung des zweiten Teils der «Regionalen» konnte gestern endlich nachgeholt werden. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Ende März im Rahmen der Messe Schwooof in Frauenfeld geplante Anlass abgesagt. Das Gleiche gilt für die Austragung in der Westschweiz von Anfang April. Die erste Gruppe konnte Anfang März in Winterthur noch zum Wettkampf antreten. Gestern haben nun 33 Lernende in der Deutschschweiz und 16 in der Romandie an der Meisterschaft teilgenommen. 

Nicht alle an einem Ort

Um die geltenden Sicherheits- und Hygienemassnahmen einhalten zu können, haben die Teilnehmer das Aufgabenstück im Lehrbetrieb hergestellt. In einigen Sektionen (zum Beispiel Thurgau, Appenzell und Luzern) haben die Jugendlichen unter Einhaltung der Auflagen in den ÜK-Zentren gearbeitet, wo so dennoch etwas Wettkampfstimmung aufgekommen ist. Angepasst wurde auch der Zeitrahmen: Statt an zwei Tagen hat der Event nur an einem stattgefunden, und die Aufgabe wurde dementsprechend angepasst. Innerhalb der Gruppen haben so alle die gleichen Rahmenbedingungen vorgefunden.

Nach Wettkampfende haben alle Teilnehmer ihren Rahmen fotografiert und das Foto als Beweis in den erstellen Gruppenchat gestellt. «Auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Ich bin gespannt, die Rahmen dann live zu sehen», sagt Sandro Mächler, der für die Schreinermeisterschaften verantwortliche Projektleiter Grundbildung beim Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). Die Lernenden mussten noch gestern Abend ihr Werk einpacken und an den VSSM schicken. Dazu mussten sie eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben, dass sie die Aufgabe alleine und unter Einhaltung der Regeln gelöst haben.

Im Grossen und Ganzen zufrieden

Elias Seeholzer (Lehrbetrieb Blumer Schreinerei, Waldstatt AR) findet, dass der Ersatzwettkampf so gut gelöst wurde. So seien die Abstandsregeln eingehalten worden. «Wir Appenzeller durften im ÜK-Lokal in Teufen arbeiten, weil wir im Lehrbetrieb zu zweit nicht die Möglichkeit hatten, gleichzeit am Möbel zu arbeiten.»  Die Aufgabe fand er recht schwer, die Herstellung sei ihm aber nicht schlecht gelaufen. «Ich bin mit dem Schwalbenschwanz in der Ecke nicht ganz fertig geworden. Aber im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden», sagt Seeholzer, der im zweiten Lehrjahr ist. 

Nadja Grünenfelder (Schreinerei Kaufmann AG, Gommiswald SG) hat das Wettkampf-Feeling gefehlt, vor allem zu Beginn. «Als die Zeit dann knapp wurde, kam es dann noch auf», sagt die Lernende im vierten Lehrjahr. Sie hat den Wettkampf alleine im Lehrbetrieb absolviert. «Die Aufgabe war machbar. Die Herausforderungen waren die Zeitlimite und dass man nicht wusste, was genau kommt.» Der Rahmen weise einige interessante Verbindungen auf.

Probleme hatte Nadja Grünenfelder mit der Füllung. «Auf dem Plan hatte es kein Mass, so wurde diese zur Herausforderung, an der ich schliesslich gescheitert bin.» Für das genaue Aufreissen hätte sie sich zuwenig Zeit genommen und dann habe sie am Schluss nicht in den Rahmen gepasst. Sie sei dennoch zufrieden, auch weil es einige gelungene Punkte in ihrem Stück gibt. «Vor einem halben Jahr hätte ich so einen Rahmen in der Zeit mit so einem Ergebnis nicht geschafft. Die Meisterschaften und Trainings waren für mich eine sehr lehrreiche und wertvolle Zeit.» 

Probleme mit dem Schrägfries

David Fritsche (hr rechsteiner AG, Gossau SG/3. Lehrjahr) fand die Aufgabe recht schwierig. «Ich hatte Probleme mit dem Schrägfries und wurde nicht ganz fertig. Ich bin dementsprechend nicht so zufrieden», sagt er. Er hätte den Wettkampf im Rahmen einer Messe oder in einem ÜK-Zentrum cooler gefunden. «Aber den Umständen entsprechend war das sicher eine gute Lösung.» Fritsche steht kurz vor der Teilprüfung und nutzte die Meisterschaften als Vorbereitung. 

Schreinernati bald bekannt

Nächste Woche werden die Rahmen von Experten des VSSM bewertet. Die Resultate werden Ende Woche bekannt gegeben. Dann steht auch fest, wer in die Schreinernationalmannschaft kommt. Die jeweils drei Besten der drei Gruppen kommen ins neunköpfige Team. In Winterthur haben dies bereits Brian Thomi, Linus Linder und Benoit Danz geschafft. Das Nationalteam wird über den Sommer einige Male zusammen trainieren. Im Herbst werden die Mitglieder dann an den Schweizermeisterschaften die zwei Teilnehmer für die World Skills 2021 in Shanghai unter sich ausmachen. Da die Swiss Skills in Bern, die zentralen Berufsmeisterschaften, infolge Corona abgesagt wurden, wird an einem Ersatz für die Schweizermeisterschaft gearbeitet. 

ndo

Hier gehts zum Artikel über die Meisterschaft in Winterthur

Veröffentlichung: 13. Mai 2020

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