Auf der sicheren Seite

Hochwertige, gut gewartete Maschinen funktionieren zuverlässig und genau. Bild: Noah J. Gautschi

Wartung.  Der Ausfall einer zentralen Maschine, ein Schaden am Kompressor oder gar durch einen Brand bringen eine Produktion schnell zum Erliegen. Mit einer regelmässigen Wartung und Pflege sowie einem Plan B für wichtige Geräte kann man Prozesssicherheit schaffen.

Das technische Herzstück jeder modernen Schreinerei ist die Produktion mit ihren Maschinen. Damit die Anlage den Schreiner bei seiner Arbeit unterstützen kann, müssen alle einzelnen Maschinen und Geräte einwandfrei sowie zuverlässig funktionieren. In der Praxis braucht es dafür eine regelmässige Wartung und Pflege der Maschinen. Bei manchen Gerätschaften ist eine systematische Wartung sogar vorgeschrieben, damit die Gewährleistung nicht verfällt. In solchen Fällen oder bei Absaugungen, Lösch- und Heizanlagen, wenn es auch um die Sicherheit und die Gesundheit geht, muss unbedingt eine fachmännische und organisierte Wartung stattfinden.

Grundlagen schaffen

Eigentlich weiss jeder ausgebildete Schreiner, wie und wann er eine Maschine zu pflegen hat. Damit dies im hektischen Alltag nicht vergessen oder auf die Seite geschoben wird, ist es ratsam, einen Verantwortlichen zu ernennen und einen Wartungsplan zu führen. So sind die Aufgaben klar ersichtlich und verteilt. Weiter sollten alle wichtigen Unterlagen und Wartungsmittel direkt bei der jeweiligen Maschine untergebracht sein. Wenn die Betriebsanleitung, das richtige Schmiermittel oder der passende Schraubenschlüssel erst noch im Büro oder beim Werkstattchef gesucht werden muss, ist dies nicht sehr förderlich.

Apropos Bedienungsanleitung: Sie widmet immer auch einen Abschnitt der Maschinenwartung. «Wir raten unseren Kunden, immer die Bedienungsanleitung zu studieren und sie bei der Maschine aufzubewahren. Dadurch setzt sich der Maschinist bewusst mit der Technik auseinander und versteht die Funktionsweise der jeweiligen Maschine», sagt Markus Rast, Bereichsleiter Service und Werkstatt bei der Ineichen AG aus dem luzernischen Ermensee.

Bei der Wahl und dem Einsatz des richtigen Schmiermittels und dessen Auftragsmenge sind die Vorgaben und Empfehlungen des jeweiligen Herstellers zu befolgen. «Wir stellen für alle unsere Maschinen extra einen Wartungskoffer mit allen Unterlagen, Werkzeugen und Schmiermitteln zusammen. So haben unsere Kunden ein Grundpaket für die Wartung der jeweiligen Maschine zur Hand», sagt Marcel Urech, zuständig für den Verkauf und das Produktmanagement bei der Ineichen AG.

Unterschiedliches Verständnis

In der Praxis wird das Thema Wartung sehr unterschiedlich priorisiert. Einige Schreiner reagieren erst, wenn bei der Maschine etwas nicht mehr rund läuft oder diese stillsteht. Andere hingegen wissen sehr genau Bescheid und sind gut vorbereitet.

Jeder Betrieb sollte seinen eigenen, funktionierenden Ablauf finden, damit alle Maschinen einsatzbereit bleiben. Der Schreiner ist kein Mechaniker und sollte deshalb mit einer guten Mischung aus eigener Wartung und dem Service durch einen Spezialisten arbeiten. «Es ist von Vorteil, wenn ein fixer Maschinist für eine Maschine verantwortlich ist. So kann er den Maschinenzustand sehr genau einschätzen, was der benötigten Servicezeit durch den Spezialisten zugutekommt», sagt Rast. Dadurch kann Verschleiss vermieden und nötige Ersatzteile an Lager gehalten werden.

Vertrag bringt Organisation

Ab einer gewissen Betriebsgrösse und Maschinenkomplexität kommt man am regelmässigen Service durch den Spezialisten nicht mehr vorbei. Hier kann sich ein Wartungsvertrag lohnen. Zum einen werden so die definierten Maschinen fachmännisch gewartet und teilweise überwacht. Zum anderen ist der Wartungsaufwand mit einem Vertrag einfacher kalkulier- und planbar. «Die Wartung ist nicht vermeidbar, sondern bildet die Grundlage, damit die Maschinen funktionieren können», sagt Rast. Mit einem Wartungsvertrag und einer festgelegten Tagespauschale ist der Schreiner, was den Unterhalt seiner Maschinen angeht, also gut beraten.

Vorgehen bei einem Brandschaden

Neben technischen Ausfällen kommt es auch immer wieder zu grösseren Schäden durch Feuer und Wasser. Schleifende Riemen, heisslaufende Lager oder ein Kurzschluss können relativ schnell zu einem Brand führen. Neben Hagel und Hochwasser kann auch die Löschanlage einen Wasserschaden verursachen. Bei solchen Einflüssen gibt es keine absolute Sicherheit, aber einige Ursachen können durch regelmässige Kontrollen minimiert werden.

Kommt es in einer Schreinerei zu einem Brandfall, darf nach der Löschung nichts weiter unternommen werden, bis der Ort freigegeben ist. Die Maschinen werden dann von einer Spezialfirma mit einem Mittel konserviert, damit sie nicht weiterrosten. Vor allem Schaum- und Pulverlöschmittel sind sehr aggressiv und greifen die Maschinen an. Ist die Freigabe erfolgt, werden die Maschinen und Einrichtungen einer Expertise unterzogen. «Wir versuchen immer, die Maschinen zu erhalten», sagt Rast. «Jedoch muss man in Absprache mit der zuständigen Versicherung prüfen, was Sinn macht.» Bei Spezialmaschinen, die es heute zum Beispiel nicht mehr zu kaufen gibt, oder bei Eigenanfertigungen lohnt sich etwas mehr Aufwand als bei einer 08/15- Standardmaschine.

Arbeiten ohne Produktion

Damit ein Unternehmen bei einem Schaden oder Ausfall weiterexistieren kann, muss so schnell als möglich eine Übergangslösung gefunden werden. Händler mit Leihmaschinen können da aushelfen. Vor allem zentrale Geräte, wie Kompressoren und Absauganlagen, werden unbedingt benötigt. «Bei Leihmaschinen sind immer die ganzen Transport- und Montageaufwände einzukalkulieren», sagt Urech. Darum werden wenn möglich die Wartung und Reparatur vor Ort durchgeführt.

Ist auch das Produktionsgebäude nicht mehr nutzbar, können komplett eingerichtete Übergangslösungen die Alternative zum Stillstand sein. Handelt es sich um einen kleineren oder einen Teilausfall, sind die Schreiner regional meistens sehr gut vernetzt. «Ich habe schon öfters mitbekommen, dass sich Betriebe untereinander ausgeholfen und dadurch Ausfälle überbrückt haben», sagt Rast. Sogar in der Ausstellung des Maschinenhändlers wurden schon einmal ein paar dringend benötigte Teile gefräst. Generell sollte der Schreiner sich bewusst sein, welche Maschinen für ihn unabdingbar sind, und für deren Ausfall eine Lösung in der Hinterhand bereithalten.

Augen auf beim Teilekauf

Eine Problematik, die durch das aktuelle Kaufverhalten immer grösser wird, sind Plagiate. Online kann für viele Ersatz- und Verschleissteile eine günstigere Alternative besorgt werden. Qualitativ können diese jedoch meistens nicht mit den Originalkomponenten mithalten, was zu teuren und nervigen Folgeschäden führen kann. Als Reaktion auf solche Plagiate sind in vielen Bedienungsanleitungen bereits die einzelnen Komponenten genau vorgeschrieben. Setzt man andere ein, kann die Gewährleistung erlöschen.

Die Wartung ist beim Schreiner ein wichtiges Thema, das im Alltag häufig zu kurz kommt. Mit einer genau geregelten Verantwortlichkeit, einer durchgängigen Planung und einem ernannten Maschinenspezialisten kann in der Werkstatt für mehr Prozesssicherheit gesorgt werden.

www.ineichen.ch

njg

Veröffentlichung: 13. Februar 2020 / Ausgabe 7/2020

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