Auf die Maschinen hören

Eine regelmässige Kontrolle lohnt sich auch bei Standard-maschinen. Bild: Noah J. Gautschi

Wartung.  Damit der Schreiner das Maximum aus seinen Maschinen herausholen kann, muss er sie pflegen. Nur durch regelmässige Kontrollen und einen fachgerechten Unterhalt liefern sie eine gleichbleibend hohe und präzise Qualität.

Welcher Schreiner war in seiner Lehrzeit nicht für die wöchentliche Reinigung und Pflege der Standardmaschinen verantwortlich? Nach dem Aufräumen und Saubermachen galt es, die Maschinentische zu pflegen, verschlissene Holzanschläge und Stosshölzer zu ersetzen und die Maschinen auf mögliche Schäden und Fehlfunktionen zu überprüfen.

Den Einbezug in die Maschinenwartung und die Übertragung einer gewissen Mitverantwortung über den Maschinenpark ist für jeden Lernenden ein Schlüsselerlebnis. Wer dem Schreiner jedoch im Alltag über die Schultern schaut, wird feststellen, dass für die Maschinenpflege oft keine Zeit mehr bleibt. «An jeder Toilettentür hängt ein Zettel, worauf vermerkt ist, wer, wie und wann diese gereinigt hat. An den Maschinen sucht man eine solche Planung meistens vergebens», sagt Markus Stutz, Teamleiter Service bei der Arthur Bründler AG aus Ebikon LU. Hier liegt es am Unternehmer, Produktionsleiter und Werkstattchef, die dafür nötigen Grundlagen zu schaffen, damit die Mitarbeiter die Pflege durchführen können und das auch tun.

Mit Gehör und Gespür

Summt zum Beispiel ein Automotor leicht ausser Takt oder klickt es leise beim Schalten, wird das Auto sofort in die nächste Werkstatt gefahren. Raspelt es an der Kreissäge, wird einfach die Tourenzahl erhöht oder ein neues Blatt eingesetzt. Mit ein wenig Gehör und Gespür könnten jedoch einige Schäden frühzeitig erkannt und mit relativ tiefen Kosten behoben werden. Defekte Lager, verschlissene Keil- oder Zahnriemen und Spindeln mit Unwucht sind bei laufender Maschine oft gut hörbar.

Weg mit Staub und Dreck

Mit einer regelmässigen und gründlichen Reinigung kann der Schreiner schon viel zur Maschinenwartung beitragen. «Ein entscheidender Faktor ist eine funktionierende und richtig dimensionierte Absauganlage», sagt Stutz. Die Absaugung sollte auch bei den kleinsten Schnitten und Hobelstössen eingeschaltet und angehängt werden. Denn vor allem der feine Holzstaub verträgt sich nicht gut mit offenen Schmierstellen und Gleitflächen.

Auch innerhalb der elektronischen Komponenten kann der feine Staub zu Störungen oder Kontaktfehlern führen.

Vorsorgen lohnt sich

Kleinere Wartungen und Schmierarbeiten kann der Schreiner gut selbst durchführen. Mit einer Sichtkontrolle der Verschleissteile können viele Ausfälle im Vorfeld abgewendet werden. Für eine regelmässige und gewissenhafte Durchführung ist ein Wartungsplan mit den nötigen Pflegeschritten und der verantwortlichen Person ein erprobtes Instrument. Diese Grundlagen der Pflege haben einen grossen Einfluss auf die Standzeiten des Maschinenparks.

«Bei Geräten, die für die Produktion entscheidend sind, lohnt es sich, die Verschleiss- teile ans Lager zu nehmen. Dazu gehören spezielle Keilriemen oder Kugellager», sagt Ralph Nessensohn, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Näf Service und Maschinen AG aus Herisau AR. Auf diese Weise verkürzt sich die Reaktionszeit bei einem Ausfall deutlich.

Maschinen mit grösserer Ausfallgefahr

Hört man sich bei den Serviceanbietern um, wird schnell ersichtlich, dass Geräte, die keinen zugeteilten Maschinisten und somit auch keinen Verantwortlichen haben, besonders gefährdet sind. Der Hacker im Keller, die Absauganlage, die Furnierpresse oder der Kompressor sind solche Anlagen. Sie werden meistens von allen Mitarbeitern sporadisch verwendet.

«Vielen Betrieben ist nicht bewusst, dass, wenn beispielsweise der Kompressor oder die Absauganlage aussteigt, der ganze Betrieb stillsteht», sagt Ralph Nessensohn. Bei diesen Maschinen lohnt sich eine regelmässige Kontrolle. Und die Pflege darf erst recht nicht vernachlässigt werden.

Pflege nach Anleitung

Was, wie und wann gereinigt, geschmiert oder ersetzt werden sollte, steht meistens in der mitgelieferten Bedienungsanleitung. «Jede Maschine wird heutzutage mit einer sehr ausführlichen Bedienungsanleitung ausgeliefert. Darin ist meistens auch ein grosser Abschnitt der Maschinenpflege gewidmet», sagt Markus Stutz. Diesen gilt es durchzulesen und die wichtigsten Punkte auf der Wartungsliste einzutragen. Viele Schreiner benutzen falsche Schmiermittel oder tragen sie zu dick auf. Dies schadet der Maschine oft mehr, als dass es nützt. Hier sollten sich die Schreiner bei ihren Maschinenhändlern oder Servicepartnern beraten lassen.

«Für die korrekte Ausführung der Servicearbeiten durch den Schreiner selbst und den Einsatz der richtigen Produkte bieten wir einen individuellen Wartungskurs an. Dieser ist auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten. Wir vermitteln darin dem Schreiner, was er selbst machen kann und ab wann ein Fachmann zugezogen werden sollte», sagt Peter Eigenmann, Geschäftsführer der Eigenmann AG aus Dietfurt SG. Durch solche Angebote findet jeder Schreiner eine für sich passende Lösung.

Externe Kontrollen abstimmen

Wie oft eine Maschine zusätzlich durch einen externen Servicefachmann kontrolliert werden sollte, hängt von der Maschine selbst und ihren Betriebsstunden ab. «Ist eine Maschine für die Produktion unerlässlich, empfehle ich eine bis zwei vorsorgliche Kontrollen pro Jahr. Bei Maschinen, die selten in Gebrauch sind, kann auch bei Bedarf reagiert werden», sagt Ralph Nessensohn. Die Kosten betreffend, werden die externen Serviceleistungen beim Schreiner oft noch mit Skepsis hingenommen. Denn der Gewinn wird meistens erst im Folgejahr ersichtlich, weil durch weniger Maschinenausfälle die Produktionssicherheit gestiegen ist.

«Aus unserer Erfahrung buchen die meisten Betriebe nach den Erfahrungen des ersten Servicejahres diese Leistungen erneut», sagt Ralph Nessensohn. Bei CNC-Maschinen, grossen Kantenanleimern und anderen komplexen und teuren Maschinen ist ein Wartungsvertrag heutzutage fast nicht mehr wegzudenken. Doch auch bei den Standardmaschinen kann eine solche Dienstleistung interessant sein.

Service als Paket buchen

«Mit einem jährlichen Wartungsvertrag pro- fitiert der Schreiner bei zusätzlichen Service- einsätzen von 10 bis 20 Prozent tieferen Stundenansätzen», sagt Markus Stutz. Zudem ist der Servicetechniker laufend über den Zustand des Maschinenparkes informiert.

Die Kunden der Eigenmann AG profitieren zusätzlich von einem schnelleren Support. «Da wir alle Daten wie Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten und die Servicehistorie unserer Servicekunden digital hinterlegen, können wir schnell und zielführend agieren», sagt Peter Eigenmann.

Ob und wie sich ein solcher Wartungsvertrag rechnet, ist sehr individuell. Jeder Betrieb sollte seine Aufwände betreffend Maschinenausfälle, Produktionsunterbrüche, Wartungen und Unterhaltskosten sowie die dadurch entstehenden Folgekosten mit den jeweiligen Angeboten seines Partners vergleichen.

Zusätzliche Absicherungsmöglichkeit

Auch wenn die Wartung fachgerecht und regelmässig durchgeführt wird, kann immer Mal wieder eine Maschine aussteigen oder Fehlfunktionen bekommen. Für solche Fälle kann sich ein Unternehmen versichern. «Wir empfehlen unseren Kunden eine sogenannte Maschinenbruchversicherung. Diese ist nach unserer Meinung sinnvoll und lohnt sich schon bei einem Ausfall», sagt Markus Stutz.

Saubere und präzise Maschinen sollten die Passion und der Stolz jedes Schreiners sein und mithilfe der richtigen Servicepartner lassen sie ihn auch nicht hängen.

www.bruendler.chwww.eigenmannag.chwww.naef-ag.ch

njg

Veröffentlichung: 14. Februar 2019 / Ausgabe 7/2019

Artikel zum Thema

02. Mai 2024

Automatisiert auf engstem Raum

Kleinroboter.  Ob Bestücken, Palettieren, Schleifen, Lackieren, Bohren oder Schrauben: Die Anwendungsbereiche von Kleinrobotern in Handwerksbetrieben sind vielfältig. Die Schreinerzeitung hat einige Hersteller und Roboter genauer angeschaut.

mehr
02. Mai 2024

Damit kein Loch aus der Reihe tanzt

Bohrautomaten.  Wo gebohrt wird, entstehen Löcher. So viel ist sicher. Wie gebohrt wird, ist hingegen je nach Betrieb unterschiedlich. Die Nachfrage bei den Händlern zeigt, dass CNC-gesteuerte Maschinen Standard sind. Aber es gibt sie noch, die klassischen Bohrautomaten.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Maschinen