«Bei den Intarsien musste ich sehr genau arbeiten»


Den Schreibtisch gestaltete Thierry Haller sehr persönlich mit eigenen Sujets. Bild: Thierry Haller
Den Schreibtisch gestaltete Thierry Haller sehr persönlich mit eigenen Sujets. Bild: Thierry Haller
Monatsinterview. In den Überbetrieblichen Kursen erarbeiten angehende Schreiner und Schreinerinnen verschiedene Grundkenntnisse des Berufes anhand von praktischen Arbeiten. Thierry Haller, Lernender im zweiten Lehrjahr, erzählt im Monatsinterview, wie die Herstellung eines solchen Projektes über die Bühne gegangen ist.
Thierry Haller: Den Tisch haben wir in zwei überbetrieblichen Kursen produziert. Im üK «Kleinmaschinen» haben wir damit angefangen und ihn dann im zweiten Kursteil «Maschinen» fertiggestellt. Für das Produzieren dienten uns bestehende Pläne.
Der Kurs war gut geführt, und der Kursleiter erklärte uns alles sehr genau. Als Gruppe haben wir dann die einzelnen Schritte geplant und ausgeführt.
Für das Möbelstück hatten wir einen Plan. Man konnte die Holzart der Korpusse, der Tischbeine und der Tischkante wählen – Buche oder Ahorn. Auch die Farbe des Tischblattes und der Fronten durfte man frei wählen. Ich habe mich für Ahornholz entschieden. Für den Rollkorpus wählte ich roten, für zwei der drei Fronten am fixen Korpus weissen Farblack. Zudem konnten wir die Sujets frei wählen. Den Rollkorpus versah ich mit einem Gladiatorenhelm, den fixen Korpus mit zwei Flugzeugen.
Die Intarsien an der unteren Korpusfront fand ich mega schwierig, weil man sehr genau arbeiten musste. Zuerst schnitt ich mit dem Japanmesser den Flieger aus dem Furnier, anschliessend in der Platte das Negativ davon heraus. Auch das Tischbein hatte seinen Reiz. Weil es aus einem Rahmen mit verschiedenen Verbindungen wie Schlitzzapfen, Dübeln und einer Gehrung besteht, war das recht happig, dass am Schluss alles schön zusammenpasste.
Ja, klar. Also das Tischbein habe ich mit Clamex zum Tischblatt hin verbunden. Der obere Tischkorpus ist mit dem Blatt verschraubt, der untere Korpus ist dank einem MDF-Ring zwischen den beiden Korpussen drehbar. Dazu haben wir mit der Oberfräse auf der Unterseite des oberen Korpusses und auf der Oberseite des unteren Korpusses eine Ringnut gefräst, in die dann der vorbereitete MDF-Ring kam. Die abgesetzten Grifffronten und den Sockel haben wir an der Kehlmaschine gefräst. Der Tischbeinrahmen erhielt auf der einen Seite einen Falz für eine allfällige Füllung, für den wir an der Tischkreissäge noch Glasleisten zuschnitten und exakt einpassten. Die MDF-Fronten habe ich zuerst gefüllert, dann weiss, respektive rot lackiert und anschliessend mit meinen Motiven versehen. Dafür klebte ich nach der ersten Lackierung die Umrissfolie der Motive auf und lackierte sie dann schwarz.
Leider nicht. Weil ich die Nut für den MDF-Ring aus Versehen auf der Deckelseite statt auf der unteren Bodenseite machte, musste ich die Nut zweimal fräsen. Das war aber nicht so schlimm, weil man das ja nicht sieht. So habe ich sie einfach nochmals auf der richtigen Seite eingelassen.
Der üK-Leiter meinte in der Schlussbewertung, ich hätte gute Ideen gehabt, und das Möbel sei gut geworden. Dafür gab er mir als Note eine 5,5. Auch mein Lehrmeister war sehr zufrieden mit dem Möbel, er fand es cool.
Dass man eigentlich fast alles machen kann und die Arbeiten so abwechslungsreich sind. Am meisten Spass macht es mir, wenn ich mit Massivholz arbeiten kann.
Soeben konnte ich einen Tisch aus Nussbaumholz mit Naturkanten anfertigen. Ansonsten produziere ich in der Werkstatt Küchenkorpusse und Schubladen oder helfe auf der Baustelle bei der Montage von Türen, Küchen oder anderen Dingen.
Ich hatte schon länger gesagt, dass ich mir den Beruf vorstellen könnte. Nachdem ich eine Schnupperlehre gemacht hatte, war mir klar, dass ich Schreiner lernen möchte. Mir gefiel es vor allem, dass ich in der Schnupperlehre noch auf die Baustelle durfte, wodurch ich auch einen Einblick in die Montage erhielt.
Thierry Haller aus Hilterfingen im Kanton Bern. Bei der Eberhard Schreinerei AG in Hünibach BE macht er aktuell das zweite Lehrjahr als Schreiner EFZ. Im Winter trifft man ihn oft auf der Skipiste an. Auch sonst ist der 17-Jährige dynamisch: Seit vier Jahren ist der Berner im Turnverein. Zudem ist Haller im Schützenverein aktiv, wo er aktuell den Jungschützenkurs besucht. Das Schiessen – bei dem er mit einem Sturmgewehr 90 auf 300 Meter schiesst – begann er im Alter von zehn Jahren.
Veröffentlichung: 05. Juni 2025 / Ausgabe 23/2025
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