Beim SAZ ist es eine Minute vor Zwölf

Das Schreiner Ausbildungszentrum Zürich steht in finanzieller Schieflage. Bild: Michi Läuchli

Wirtschaft. Hilferuf vom Schreiner Ausbildungszentrum Zürich (SAZ): Der Ausbildungsbetrieb benötigt bis Ende September eine Finanzspritze von 300 000 Franken, sonst droht der Konkurs. Betroffen sind 38 Lehrstellen und zehn Arbeitsplätze. Wer will, kann spenden.  

Das Schreiner Ausbildungszentrum Zürich (SAZ) ist in finanzieller Schieflage. Es droht der Konkurs. «Um den Betrieb nachhaltig zu sichern, ist eine Sofortfinanzierung von 300 000 Franken nötig», heisst es in der Medienmitteilung vom 5. September 2025. Diese hat eine grosse Medienaufmerksamkeit erzielt und es sind einige Berichte veröffentlicht worden. «Ich bin seit Freitag eigentlich nur am Telefon oder am Emails beantworten», sagt SAZ-Verwaltungsratspräsident Markus Bosshard. 

Zuerst der Schock, dann folgten viele Ideen

Er freut sich über die Aufmerksamkeit und noch mehr über das Engagement vieler Personen, speziell von Eltern der Lernenden. Am Donnerstag, 4. September, seien diese informiert worden. «Für sie war der Ernst der Lage natürlich ein Schock. Aber viele Eltern waren sofort bereit, mitanzupacken und haben Ideen, um Geld zu sammeln.» Bei den 38 Lernenden, die das SAZ beschäftigt, sei die Stimmung unterschiedlich. «Einige haben natürlich Angst, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht. Andere bleiben positiv und glauben an eine Lösung.»

Über das Wochenende konnten bereits gut 10 000 Franken gesammelt werden. «Mit jedem Batzen können wir weiterschnaufen.» Man laufe derzeit in einem Auftragslagen-Rhythmus von fünf bis sechs Wochen. «Wir mussten aber schon länger feststellen, dass ohne externe Unterstützung der Betrieb nicht rentabel geführt werden kann. Im Frühsommer hat sich die Lage zugespitzt.» 

Es gibt ständig neue Hürden

Nachdem der Kanton Zürich 2016 den Schliessungsentscheid für die Lehrwerkstätte für Möbelschreiner Zürich (LWZ) erliess, wurde als Nachfolgelösung das genossenschaftlich organisierte SAZ gegründet. Drei Jahre konnte der Übergang hinausgezögert werden. Rentabel war das SAZ bisher noch nie. «Mehrere Gründe haben uns bisher daran gehindert, den Betrieb gut aufzubauen. Wir befinden uns in einem Teufelskreis», sagt Bosshard.

Einerseits sei der Mietzins hoch und die Infrastruktur mit mehreren Etagen unpraktisch. Die Corona-Pandemie hat ihren Teil beigetragen, doch es hat auch Führungsprobleme und Ressourcenengpässe wegen gesundheitlichen Ausfällen gegeben. Aufgrund des Fachkräftemangels wurde kein neues Personal gefunden. «Wir haben zwar 2024 einen Changeprozess eingeleitet, doch wir wurden erneut ausgebremst.» Für das SAZ sei es zudem schwierig, genügend Aufträge zu erhalten. «Wir haben bei der Kundschaft eine Hemmschwelle ausgemacht, weil wir ein Ausbildungsbetrieb sind», sagt er. «Zudem geht die Konkurrenz oft preislich so tief rein, dass wir nicht mithalten können.» 

Drei Varianten zur Auswahl

Anfang Oktober entscheidet sich an einer ausserordentlichen Genossenschaftsversammlung wohl die Zukunft des SAZ. Es gibt drei Varianten: Die Weiterführung des Betriebs, sofern sofort 300 000 Franken zusammenkommen und eine langfristige, jährliche Unterstützung in der Höhe von 250 000 Franken gefunden wird. Zweitens die geordnete Liquidtation innerhalb eines Jahres, wofür eine Finanzierung von 570 000 Franken nötig wäre, oder drittens eine Liquidation über zwei Jahre, die noch höhere Kosten verursachen würde. 

Markus Bosshard will nicht aufgeben. «Wir sammeln Spenden, suchen nach neuen Gönnern und starten ein Crowdfunding.» Dieses ist auf lokalhelden.ch aufgeschaltet. Auch über die SAZ-Website kann direkt gespendet werden. Neben Spenden hofft er auch auf mehr Aufträge. «Ich glaube an eine Rettung.» 

Anschlusslösungen sind wichtig

Beim Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM ist man auf den Hilferuf aufmerksam geworden. «Wir werden nicht wegschauen», sagt Zentralpräsident Jürg Rothenbühler. Er werde das Thema im Zentralvorstand und mit der Sektion Zürich besprechen. «Wichtig ist mir, dass für die Lernenden eine Anschlusslösung gefunden wird, sollte es zum Konkurs kommen.»

Auch der Schreinermeisterverband Kanton Zürich SVZ kennt den Fall und würde es bedauern, wenn die 40 Ausbildungsplätze verloren gingen. «Als Verband setzen wir uns dafür ein, dass die Ausbildungsplätze innerhalb der Branche erhalten bleiben. Das Ziel ist, dass die Lernenden des SAZ ihre Lehre fortführen und abschliessen können», heisst es in einer Mitteilung. Man werde die Beschlussfassung an der ausserordentlichen Versammlung mit grosser Aufmerksamkeit verfolgen und das SAZ nach Möglichkeit unterstützen. Es sei allerdings nicht die Aufgabe des SVZ, die Finanzierung einzelner Betriebe und Organisationen sicherzustellen, betont Präsident Andreas Derrer. «Wir begrüssen jedoch alle konstruktiven Bemühungen und Gespräche, die darauf abzielen, tragfähige Lösungen zu finden.»

Nicole D'Orazio

www.saz.swiss 

Beitrag SRF «Schweiz Aktuell» vom Freitag, 5. September 2025

Beitrag Blick Online 

Veröffentlichung: 08. September 2025

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