Bodenständige Spezialitäten

Fischgrat aus französischer Eiche im Restaurant Lucide im KKL Luzern. Die Oberfläche ist sägeroh und teilweise grau gespachtelt. Bild: Holzpunkt AG

Spezialböden.  Der Boden ist mehr als nur ein funktionaler Bestandteil des Gebäudes, er prägt die Atmosphäre im Raum entscheidend mit. Die Schreinerzeitung hat sich auf die Suche nach aussergewöhnlichen Boden-Projekten gemacht.

Das Besondere liegt immer im Auge des Betrachters. Was für den einen speziell ist, ist für den anderen alltäglich. Was vor einigen Jahren noch Standard war, ist mittlerweile aussergewöhnlich. Im Bereich der Parkettböden ist die Eiche nun schon seit vielen Jahren Standard. Und wird es wohl auch noch einige Jahre bleiben. Nicht ohne Grund, wie Alex Müller, Geschäftsführer der Müller- Hirschi AG in Zweisimmen BE, findet: «Das Eichenholz ist hart und robust. Zudem lässt es sich einfärben und altern wie kaum ein anderes Holz.»

Neuer alter Trend

Auch wenn die Eiche in der Regel die erste Wahl ist, verlege sein Unternehmen immer mal wieder Böden aus Lärche, Tanne oder Douglasie. «Dies ist aber wohl der Region geschuldet und kann nicht als Trend angesehen werden», sagt Müller. «Denn die Böden aus den einheimischen Nadelhölzern haben Tradition bei uns im Berner Oberland.» Apropos Tradition: Bei den Verlegearten erfreuen sich die traditionellen Böden anscheinend einer Renaissance. «Man sieht wieder eine grössere Vielfalt an Verlegarten», sagt Mark Teutsch, Geschäftsleiter der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP). «Besonders das Fischgratparkett scheint zurzeit sehr beliebt zu sein.» Diese Entwicklung beobachte man auch bei der Müller-Hirschi AG. Wo lange Zeit nur Landhausdielen in möglichst grossen Formaten verlegt wurden, werden nun plötzlich wieder Tafelparkett und Fischgratmuster gewünscht.

Allerdings muss man hier wohl etwas differenzieren. «Den Trend beobachten wir vorrangig bei exklusiven Objekten wie Hotels und privaten Chalets», sagt Müller. Auch Teutsch betont, es komme sehr auf den Objektbereich an. Noch werde das Fischgrat hauptsächlich im Privatbereich und bei grösserem Budget gewählt. «Bei grossen Überbauungen oder Objekten mit kleinem Budget wird weiterhin häufig das Klötzli- oder Kurzstabparkett verlegt», sagt Teutsch. Dennoch begrüsse er die Wiedergeburt der traditionellen Bodenarten. Denn dadurch rücke das Handwerk wieder etwas mehr in den Vordergrund. «Nicht jeder kann ein Fischgrat- oder Tafelparkett verlegen, dafür müssen gewisse Fachkenntnisse vorhanden sein», sagt Teutsch.

www.muellerhirschi.chwww.parkett-verband.ch

 

Heimischer Zebrano

Bei diesem Objekt hat die Kühni AG aus Ramsei BE im Zuge eines Umbaus ein Stäbchenparkett in Räuchereiche verlegt. Durch den Kontrast zwischen dem dunklen Kern- und dem hellen Splintholz entsteht ein Oberflächenbild, welches an Zebrano erinnert. Die 250 × 10 × 10 mm grossen Lamellen wurden als mit Klebeband verbundene Flächen von 0,5 m Länge verlegt. Beim anschliessenden Grobschliff hat man das Klebeband abgetragen.

Kleben, schleifen, spachteln

«Der Untergrund muss über eine ausreichend grosse Abrissfestigkeit verfügen, damit er den entstehenden Kräften beim Schwinden und Quellen des Massivholzes widerstehen kann», sagt Adrian Kühni, Leiter Bodenbeläge der Kühni AG. Auch ein entsprechend schubfester Kleber sei zu verwenden. Man arbeite dann in der Regel mit einem Zwei-Komponenten-Parkettkleber. Da die einzelnen Lamellen nur gesägt und nicht gehobelt sind, entstehen beim Verlegen überall kleine Zwischenräume. Diese werden nach dem Grobschliff mit einem Fugenspachtel aufgefüllt. «Dafür verwenden wir jeweils Pafuki-Pulver», sagt Kühni. Dies ist ein lösemittelfreier Parkettfugenkitt, der entsprechend den gewünschten Fliesseigenschaften mit Wasser angemischt werden kann.

Wandabschluss

Die Treppenstufen wurden in der Werkstatt vorproduziert. Dafür hat man das Stäbchenparkett auf 3 mm dicke Vollkernplatten geklebt, auf Gehrung geschnitten und verleimt. «Wir haben die einzelnen Stufen vor Ort dann exakt eingepasst und vollflächig aufgeklebt», sagt Kühni. Bei der Treppe erfolgte der Wandabschluss mit einer Schattenfuge, im Wohnzimmer wurden Sockelleisten montiert.

www.kuehni.ch

 

Regionale Wertschöpfung

«Böden aus Weichhölzern seifen wir grundsätzlich immer», sagt Jürg Rieder, Geschäftsführer von Rieder-Parkett in Lenk im Simmental BE. «Diese Oberflächenbehandlung hat hier Tradition, und über die Jahre erhält der Boden eine wundervolle Patina.» So wurde auch der Boden in dem 1846 erbauten Bauernhaus an der Lenk nach der Verlegung erst sorgfältig von Hand gebürstet und anschliessend geseift.

Gedämpft

Im Zuge einer Komplettsanierung verlegte Rieder im ganzen Haus seine «Simmentaler-Dielen». Die zimmerlangen Dielen sind den Böden der regionalen Berghütten nachempfunden und eine Spezialität der Schreinerei. Während im Wohnzimmer, in den Schlafzimmern und in der Küche gedämpfte Fichte eingesetzt wurde, hat man in den Fluren und im Treppenhaus gedämpfte Lärche verwendet. Durch das Dämpfen erhält das Holz einen Altholzcharakter.

«So können wir die Sonneneinstrahlung und den Alterungsprozess von mehreren Jahren imitieren», sagt Rieder. Das Lärchen- und das Fichtenholz für das Objekt kommt aus der Region und wurde im nahe gelegenen Holzwerk HWR AG zu Dreischicht-Parkett verarbeitet.

Rundum eingenutet

Das Verlegen von zimmerlangen Bodenriemen sei jedes Mal wieder eine neue Herausforderung, wie Rieder sagt. Besonders bei den kleinen Räumen in alten Häusern. Zugeschnitten werden die Dielen deshalb draussen oder auf dem Balkon. Für einen sauberen Wandabschluss hat Rieder den Boden in die alten Holzwände eingelassen. Dazu hat er mit der Tanga-Fräse und dem Oszillierer eine 10 bis 12 mm tiefe Nut in die massive Schwelle gefräst. In diese Nut konnten die Dielen beim Verlegen dann eingesetzt werden. Für ein harmonisches Flächenbild wurden die Böden nach den einzelnen Räumen vorab zusammengestellt und mit einem Grobmass gerüstet und nummeriert.

Charakteristisch für die «Simmentaler-Dielen» sind insbesondere die unterschiedlichen Breiten der Friese. Meist zwischen 20 und 45 cm breit, sind manchmal auch Breiten bis zu 60 cm möglich. «Auch wenn das Dreischicht-Parkett gegenüber massiven Riemen unkomplizierter ist, braucht es bei den breiten Dielen trotzdem den richtigen Kleber und genügend Anpressdruck», sagt Rieder. In den Anfangszeiten der Firma habe er dafür Eisengewichte herstellen lassen. Bei einem Objekt wie diesem komme schnell mal über eine halbe Tonne Gewicht zum Einsatz.

www.hwr.chwww.rieder-parkett.ch

 

Fruchtiges Fischgrat

Hinter dem Birnbaumboden einer Eigentumswohnung an der Europaallee in Zürich steht eine besondere Geschichte. Zum einen, weil bei der Parkettlinie der Holzpunkt AG aus Wila ZH ausschliesslich Schweizer Fruchthölzer verwendet werden. Und zum anderen auch, weil die Idee für diese Linie aus der Zeit nach dem Sturmtief «Lothar» von 1999 stammt.

«Nach dem Sturm habe ich viele Landwirte gesehen, die ihre gefällten Bäume zu Brennholz zersägt haben», sagt Albi Graf, Gründer und Mitinhaber der Holzpunkt AG. «Ich dachte, es kann doch nicht sein, dass das schöne Holz verbrannt wird.» Graf habe dann rund 500 m3 Fruchtholz eingekauft und einsägen lassen. «Unser Buchhalter hatte wenig Freude gehabt, da dies ausser Budget geschah», sagt Graf. Doch das Risiko zahlte sich aus, und die Parkettböden aus Birne, Apfel, Kirsche, Nussbaum und Zwetschge waren im Nu verkauft.

Problematisches Saugverhalten

Heute müsse das Unternehmen einen grös-seren Aufwand betreiben, um an Holz für ihre «Skyline Swiss Edition»-Parkettlinie zu kommen. «Die Holzarten sind allerdings auch nicht mehr ganz so gefragt wie noch vor 20 Jahren», sagt Graf. Eigentlich unverständlich, wenn man sich den Fischgratboden aus Birnbaum anschaut. In der genannten Wohnung an der Europaallee wurden rund 105 m² Parkett der «Skyline»-Linie verbaut. Die Gashi AG aus Dietlikon ZH hat den Boden verlegt. Das 468 × 78 × 10 mm grosse Stabparkett hat eine Nutzschicht von 4 mm Dicke. Bei der Oberflächenbehandlung des gedämpften Birnbaumholzes ist Vorsicht geboten. Wie alle gedämpften Hölzer kann es ein sehr unterschiedliches Saugverhalten aufweisen.

Wenn festkörperreiches Öl lange liegen bleibt, beispielsweise beim Vorstreichen der Randbereiche, können Ansätze und Flecken entstehen. «Das kann man verhindern, indem man die ganze Fläche zuerst mit stark verdünntem Öl grundiert», sagt Graf. «Das Öl wird hierfür mit einem passenden Lösungsmittel verdünnt. Anschliessend kann der Boden ganz normal geölt werden.»

www.holzpunkt-parkett.chwww.gashiag.ch

 

Jahrhundertealte Parkettgeschichte

Das Projekt Bodmerhaus wird wohl allen beteiligten Handwerkern noch lange in Erinnerung bleiben. Mit seinen über 350 Jahren ist das Gebäude eines der ältesten erhaltenen Bauwerke in Zürich. Das Haus gehört zum Gebäudebestand der Universität Zürich (UZH) und wurde im Mai des vergangenen Jahres nach einer umfassenden Sanierung als neuer Arbeitsort der Abteilung Studieninformation und -beratung eingeweiht. Die Eingangshalle und die Vorräume hat man im Zuge der Sanierung neu gestaltet, während die restlichen Räume, teils mit barocken Wand- und Deckenbemalungen, sorgfältig restauriert wurden.

Grosse Vielfalt

Die Sanierung des Bodmerhauses war auch für Domenico Cricca, Inhaber und Geschäftsführer der GDM Parkette in Uster ZH, ein besonderes Projekt. Sein Unternehmen durfte im ganzen Gebäude die Arbeiten am Boden ausführen. «Im Haus findet sich eine wunderbare Vielfalt an Parkett», sagt Cricca. So gibt es darin mehrere Räume mit Tafelparkett in Eiche mit Filets aus Wenge. In anderen Zimmern findet man das Tafelparkett in heller und dunkler Eiche oder auch Buchenparkett im Fischgrat-Muster. Die alten Böden wurden herausgenommen und nach den jeweiligen Räumen nummeriert. «Wir haben die Friese bei uns in der Werkstatt entnagelt und von den alten Federn befreit», sagt Cricca. «Anschliessend wurde das Parkett von der Wey Parkett AG in Wolhusen LU kalibriert und neu formatiert.» Rund 15 % der Tafeln wurden neu angefertigt, während die meisten Wandfriese die Demontage nicht überstanden haben und ersetzt werden mussten. Von der Demontage bis zur erneuten Verlegung des restaurierten Parkettes vergingen rund drei Jahre. In der Zwischenzeit wurde das gesamte Haus, inklusive der Unterlagsböden, saniert. Nach dem Verlegen erhielten die Böden eine Oberflächenbehandlung mit einem Hartwachsöl.

Barock trifft auf Moderne

Die Atmosphäre in den neu gestalteten Räumen im Parterre wird durch helles Holz geprägt. «Hier haben wir Dielen des dänischen Parkettherstellers Dinesen Floors A/S verlegt», sagt Cricca. Die massiven Douglasiendielen sind einem klassischen Altbauboden nachempfunden und zeigen ein ausgeprägtes Astbild sowie das Splintholz. Etwas ruhiger wirkt hingegen der neue Boden zweier Räume im ersten Stock. Hier hat man ein grosses Würfelmuster für das schlichte Eichenparkett gewählt.

www.gdm.chwww.wey-parkett.ch

Sven Bürki, SB

Veröffentlichung: 07. März 2024 / Ausgabe 10/2024

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