Bohren mit Führung

Grosse Unterschiede bei stationären Bohrmaschinen gibts beim Aufbau und Antrieb. Bild: Noah J. Gautschi

Bohrmaschinen.  Jeder kennt sie und jeder hat schon mal dran gearbeitet – die stationäre Bohrmaschine. Doch spätestens, wenn es um eine Neuanschaffung geht, sollte sich der Schreiner ein Bild über die unterschiedlichen Bezeichnungen, Aufbauarten und Antriebe verschaffen.

In praktisch jeder Schreinerei steht eine stationäre Bohrmaschine. Zum Bohren von Montageleisten, Aluprofilen oder für andere sich wiederholende Bohrarbeiten gibt es punkto Genauigkeit, Winkelpräzision und Geschwindigkeit keine bessere Alternative. In der Praxis sind meistens ältere Maschinen im Einsatz, die durch ihre stabile und dauerhafte Bauweise zuverlässig ihre Dienste verrichten. Ist jedoch eine Ersatzanschaffung oder eine neue Maschine fällig, lohnt sich ein Blick auf das grosse Angebot im Fachhandel und auf die spezifischen Eigenschaften und Bauweisen der unterschiedlichen Bohrmaschinentypen.

Verwirrende Bezeichnungen

Tisch-, Säulen-, Ständer- oder Radialbohrmaschine – was steht da in der Werkstatt? Als Tischbohrmaschine kann prinzipiell jede Bohrmaschine bezeichnet werden, die über einen Bohrtisch oder Arbeitstisch verfügt. Der Name bedeutet nicht, wie oftmals irrtümlicherweise angenommen, dass es sich um eine kleine stationäre Bohrmaschine handelt, die auf einem Tisch steht. Es handelt sich vielmehr um die Bezeichnung einer Maschinenart, die über einen Auflagetisch verfügt.

Die Säulenbohrmaschine ist die wohl am meisten anzutreffende Aufbauart in einem Schreinerbetrieb. Auf einer Grundplatte steht die meistens runde Säule, welche die eigentliche Bohrmaschine mit Antriebseinheit und den Bohrtisch trägt. Diese Aufbauart bietet eine grosse Flexibilität, da die Säule eine individuelle Höhenverstellung und auch ein komplettes Wegdrehen des Bohrtisches ermöglicht. Dadurch können unterschiedlich grosse Werkstücke einfach bearbeitet werden. Auch der Einsatz eigener Bohrtische und Anschläge ist möglich.

Bei der Ständerbohrmaschine handelt es sich um Maschinen mit einem stabilen Kastenständer. Meistens ist der Arbeitstisch in der Höhe fix und das Bohraggregat wird im Gegensatz zu den anderen Aufbauarten bewegt. Bei dieser Aufbauart kommen oftmals auch zusätzliche Kreuztische zum Bohren und Fräsen zum Einsatz. Durch den stabilen Ständeraufbau können grössere Bohrungen getätigt werden, jedoch verliert dieser Aufbau im Vergleich zum Säulenaufbau an Flexibilität.

Die Radialbohrmaschine kann in Säulen- oder Ständerbauweise aufgebaut sein. Neben der Verstellung in der Höhe kann hier das Bohraggregat auch in der Tiefe und seitlich verstellt werden. Durch den Schwenkarm können viele Bohrungen getätigt werden, ohne dass das Werkstück bewegt wird. Dies bietet bei grösseren und schweren Werkstücken Vorteile. Zu beachten ist der zusätzliche Platzbedarf durch den Schwenkarm, der in normaler Bohrstellung nach hinten hinausragt.

Direkt oder indirekt

Bei der Platzierung des Bohrantriebs gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Systeme: Das eine ist der Riemenantrieb, das andere der Direktantrieb.

Beim Riemenantrieb sitzt der Motor meistens hinter der Säule und treibt die Bohrspindel mittels eines verstellbaren Keilriemens an. Zur Anpassung der Drehzahl wird der Riemen in der jeweiligen Riemenscheibe platziert, ähnlich wie bei einem Fahrradantrieb. So wird die optimale Übersetzung mit der richtigen Drehzahl und dem benötigten Drehmoment eingestellt. Der grosse Vorteil bei dieser Antriebsart ist die extreme Laufruhe.

Beim Direktantrieb sitzt der Antrieb direkt über der Bohrspindel und die Drehzahl wird elektronisch oder über ein mechanisches Getriebe geregelt. Zu beachten ist die Tatsache, dass sich im Unterschied zum Riemenantrieb bei der Reduktion der Drehzahl nicht das Drehmoment, also die Kraft, erhöht. Ein Vorteil des Direktantriebs ist die stabile Einheit von Antrieb und Spindel, weshalb diese Antriebsart oftmals bei Ständerbohrmaschinen oder kleinen Fräsmaschinen zum Einsatz kommt.

Feste Spannung erforderlich

Bei der Arbeit mit einer Tischbohrmaschine herrschen starke Drehkräfte auf dem Werkstück, deshalb ist eine richtige Befestigung des Bohrstückes nötig. Bei kleineren Löchern in Holzwerkstoffen reicht ein stabiler Anschlag, an den das Werkstück angedrückt werden kann. Bei grösseren Bohrungen oder Bearbeitungen von Aluminium und Metallteilen sollte besser mit einem Maschinenschraubstock gearbeitet werden. Dieser schützt nicht nur vor einem ungewollten Verdrehen des Werkstückes, sondern ermöglicht auch ein sehr präzises und winkliges Einspannen ohne unnötigen Kraftaufwand. Ein Bohren ohne Anschlag- oder Spannmöglichkeit ist nicht empfohlen, da keine genaue und reproduzierbare Platzierung des Bohrers möglich ist.

Für Arbeiten nach Riss und ohne Anschlag empfehlen sich sogenannte Maschinenschraubstöcke. Diese können frei auf dem Bohrtisch platziert werden und spannen auch kleine sowie runde Profile sicher.

Was für den Schreiner zählt

Wird eine neue Maschine benötigt, gibt es einige Eigenschaften, die für den Einsatz in der Schreinerei wichtig sind. «Wir empfehlen dem Schreiner, auf eine einfache Verstellung der Drehzahl zu achten», sagt Martin Keiser, Leiter Product Management und Marketing bei der Allchemet AG aus Bäretswil ZH. Denn speziell bei grossen Bohrungen in Holz sind genaue Drehzahlen gefordert. Hier kann mit einer einfachen Einstellmöglichkeit viel Zeit eingespart werden. «Ebenfalls sollte das Drehmoment, also die Kraft der Bohrmaschine, auf die benötigten Bohrarbeiten abgestimmt sein», rät Martin Keiser.

Weitere Hilfsmittel wie beispielsweise Positionslaser, integrierte Tischverbreiterungen, Schwenk- und Drehtische vereinfachen die tägliche Arbeit und finden sich in den Portfolios der meisten Hersteller. Dort lohnt sich eine Beratung beim Maschinen- oder Fachhändler des Vertrauens. Nachfolgend eine kleine Marktauswahl.

www.allchemet.ch

Variables Getriebe

Die Säulenbohrmaschine «SB162VN_230V» von Holzmann bietet eine einfache Anpassung der erforderlichen Drehzahl mit- tels des «Vario»-Getriebes. Der Abstand der Riemenscheibe kann so verändert wer- den, dass sich die benötigte Übersetzung einfach einstellen lässt. Weiter hat die Maschine einen Bohrzentrierlaser, eine integrierte Arbeitsbeleuchtung und sie verfügt über einen seitlich ausziehbaren Arbeitstisch.

www.holzmann-maschinen.at

Mit Gewindeschneidfunktion

Der Maschinenhersteller Flott stellt moderne Bohrmaschinen mit Direktantrieb her. Die «TB 13 Plus» ist neuerdings mit einer Gewindeschneideinrichtung ausgestattet. Parameter wie die Drehzahl, die Bohrtiefe oder die Bohrhubzählung können über das digitale Bedienpanel eingestellt und kontrolliert werden.

www.flott.de

Speziell für die Holzwerkstatt

Die Säulenbohrmaschinen «JDP-15» und «JDP-178» hat der Maschinenhersteller Jet speziell für die Holzwerkstatt entwickelt. Sie verfügen über einen extragrossen Arbeitstisch mit zwei T-Nuten und flachen Rändern zum Abspannen der Werkstücke. In der Tischmitte ist ein austauschbarer MDF-Einsatz integriert.

www.jettools.com

Einfache Drehzahleinstellung

Die Säulenbohrmaschine «BM-40V» von Alduro besticht durch die Möglichkeit, die Drehzahl einfach über einen Regler einzustellen. Sie verfügt über einen Späneschutz mit Endschalter und hat drei Softhandgriffe. Zusätzlich ist die Maschine mit einer verstellbaren LED-Arbeitsleuchte ausgestattet und hat von Haus aus eine fünfjährige Garantie.

www.allchemet.ch

njg

Veröffentlichung: 07. Juni 2018 / Ausgabe 23/2018

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