Brandschutz auf Schienen

Ein Element, zwei Türen: Schiebe- und Flügeltüren ergänzen sich, wenn Brandschutz und Fluchtweg sichergestellt sein sollen. Bild: Feuerschutz Team AG

Brandschutz.  Schiebetüren kommen vermehrt im Brandschutzbereich zum Einsatz. Eine herausfordernde, aber spannende Kombination, der sich auch verschiedene Türenbauer aus der Schreinerbranche stellen – ein Überblick.

Herstellung und Montage von Schiebetüren gehören mit zum Kerngeschäft des Schreiners. Egal ob bei Möbeln oder im Innenausbau, überall dort, wo kein Platz für gewöhnliche Flügeltüren vorhanden ist, oder die Tür längere Zeit offen steht, kommen Schiebelösungen zum Einsatz. Ebenfalls zum Repertoire vieler Schreiner zählt die komplexe Thematik der Brandschutztüren. Diese sind beinahe in jedem Gebäude ein Thema, vom Einfamilienhaus bis hin zum Gewerbegebäude.

Aus der Kombination dieser beiden Eigenschaften ergibt sich ein Spezialgebiet, in dem nur wenige Unternehmen aus der Schreinerbranche mitmischen: Brandschutzschiebetüren. Zu diesen Unternehmen gehört zum Beispiel die Feuerschutz Team AG, ein Verbund, dem verschiedene Schreinereien angehören und der mehrere Elemente brandschutzgeprüft und zertifiziert hat. Albert Beffa, Geschäftsführer des Verbundes, bestätigt: «Solche Schiebetüren sind ein Nischenbereich und relativ kostspielig.» Und trotzdem erhält das Unternehmen vermehrt solche Anfragen, vor allem im Objektbereich. «Wie im Wohnbereich sind auch hier die Ansprüche bezüglich Optik und Gebrauch gestiegen», erklärt Beffa.

In der Regel schwer

Wie bei den Flügeltüren stellen die immer grösser ausfallenden Elemente einen Knackpunkt dar. Sie sind bei den Brandschutzschiebetüren eher die Regel als die Ausnahme. Das hängt damit zusammen, dass solche Türen oft im Bereich von Gängen und Fluchtwegen als Brandabschnittstür zum Einsatz kommen. Solche Türblätter wiegen ohne Weiteres mehrere 100 kg.

Die grosse Fläche führt ausserdem zu dickeren Türelementen. Während auf dem Markt brandschutzzertifizierte Flügeltüren ab einer Stärke von etwa 45 mm verfügbar sind, weisen die Schiebelösungen meistens Dicken von über 50 mm auf. «Unsere Elemente haben alle eine Dicke von mindestens 59 mm», fügt Beffa an. Das hat vor allem mit der Standfestigkeit im Brandfall zu tun. Dünnere Blätter verziehen sich zu stark und büssen damit an Dichtheit und Feuerwiderstand ein. Vermehrt sind zudem Schie- betüren mit Glasfüllungen gefragt, was noch mehr Gewicht mit sich bringt.

Gleiten auf Stahlschienen

Durch das grosse Gewicht ergeben sich hohe Ansprüche an den Schiebebeschlag. Deshalb kommen in diesem Bereich beinahe ausschliesslich Stahlschienen zum Einsatz. Dasselbe gilt für die Laufrollen. Während diese bei gewöhnlichen Schiebetüren häufig aus Kunststoff bestehen, sind jene der Brandschutzlösungen aus Metall und kugelgelagert. Solche massiven Beschläge garantieren gute Laufeigenschaften bei den schwergewichtigen Elementen. Aufgrund ihrer Materialeigenschaften sind Kunststoffteile im Brandschutzbereich ohnehin problematisch.

Geschlossen die Funktion erfüllen

Nebst dem Schiebebeschlag kommt bei der Brandschutzschiebetür in der Regel eine weitere Technik zum Einsatz: ein Schliessmechanismus. Dieser muss im Brandfall dafür sorgen, dass die Tür auch tatsächlich geschlossen ist. Je nach Einsatzzweck des Schiebeelementes kommen manuelle oder vollautomatische Lösungen infrage. Dies hängt insbesondere davon ab, ob die Tür eine raumtrennende Funktion hat, sprich öfters benutzt wird, aber meist geschlossen bleibt. Anders verhält es sich, wenn sie in der Regel geöffnet ist und nur im Brandfall schliesst, also lediglich eine Brandabschnitt bildende Funktion hat. Manuelle Schliessmechanismen funktionieren meistens mit Seilzügen und Umlenkrollen, ähnlich wie sie schon früher bei gewöhnlichen Schiebetüren zum Einsatz kamen.

Die entsprechende Schliesskraft bringt ein am Seil hängendes Gewicht auf. Dieses zu ermitteln, ist allerdings eine diffizile Aufgabe: Hier spielen nicht nur das Gewicht und der Widerstand der Schiebetür eine Rolle. Auch der Luftwiderstand des Gewichtes und der Tür muss berücksichtigt werden. Dieser wiederum hängt zusätzlich von der Ausgestaltung der Verkleidung oder Tasche ab. «Deshalb lassen wir unsere Seilzüge extra anfertigen und können das Ge- wicht vor Ort noch feinjustieren», erklärt Albert Beffa. Denn die Brandschutzschiebetür muss zwar sicher und dicht abschliessen, aber sie muss auch die Vorgaben bezüglich Schliessgeschwindigkeit und Klemmschutz einhalten, um Verletzungen zu vermeiden.

Soll die Tür offen stehen und nur im Brandfall schliessen, wird der Flügel von einem Elektromagneten offengehalten. Dieser ist dann an die Brandmeldeanlage gekoppelt.

Automatisch mit Partner

Für den Benutzer wesentlich komfortabler, aber für den Türenbauer umso komplexer ist der Einsatz von automatischen Türantrieben. «Ohne entsprechenden Partner kommt man hier schnell an den Anschlag», weiss Peter Brauchli. Seine Schreinerei hat im Rahmen der Erneuerungsarbeiten von den Operationssälen im Kantonsspital Luzern Teleskopschiebetüren entwickelt. Nebst Brandschutz waren bei diesem Projekt auch Strahlen-, Einbruch- und Schallschutz ein Thema. «Deshalb haben wir bei diesem Projekt mit dem Antriebshersteller Dorma zusammengespannt», sagt Brauchli. Der Antriebshersteller übernahm dabei die Installation des Antriebs und der elektrischen Anschlüsse vor.

Ähnlich handhabt es das Feuerschutz Team AG. Allerdings ist gemäss Albert Beffa auch in diesem Bereich die Auswahl eher klein: «Antriebshersteller gibt es zwar viele, aber wenn es um schwere Brandschutzlösungen geht, kommen nur noch wenige infrage.»

Tür in der Tür

Liegt die Brandschutzschiebetür zusätzlich an einem Fluchtweg, kommt noch eine integrierte Fluchttür hinzu. Diese stellt sicher, dass Personen auch bei geschlossener Schiebetür fliehen können. Dabei kommen alle Aspekte einer gewöhnlichen Brandschutztür ebenfalls zum Tragen, mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass alle Komponenten vollständig integriert sein müssen, damit die Funktion der Schiebetür nicht beeinträchtigt wird. In diesem Fall steigen wiederum die Ansprüche an die Standfestigkeit des gesamten Elementes.

Wie bereits erwähnt, hat die Standfestigkeit im Brandfall einen Einfluss auf die Dichtheit des Schiebeelementes. Die Abdichtung erfolgt dann mittels Aufschäumstreifen. Das erfordert allerdings eine präzise Montage der ganzen Schiebetür, damit die Streifen beim Aufschäumen gut abdichten. Aufgrund der Bautoleranzen ist das nicht immer ganz einfach. Vor allem stumpf auf Sichtbeton aufschlagende Schiebetüren seien heikel, sagt Beffa. «Für diese Situation haben wir ein Verstellsystem für die Kante entwickelt, die es uns erlaubt, diese Toleranzen aufzufangen.» Wo möglich, kommen zusätzlich ineinandergreifende Pro-file zum Einsatz, um beispielsweise die Funktionsluft zwischen Tür und Wand zu unterbrechen.

Wartungszugänge planen

Da es sich bei Brandschutzschiebetüren um komplexe und sicherheitsrelevante Elemente handelt, muss die einwandfreie Funktion über die ganze Lebensdauer sichergestellt sein. Erreicht wird das mittels Wartungsverträgen und periodischen Funktionstests. Sind automatische Türantriebe im Spiel, führt kaum ein Weg an deren Hersteller vorbei. «Im Fall des Kantonsspitals haben wir deshalb eine fixe Wartungsvereinbarung mit Dorma abgeschlossen», bestätigt Brauchli. Diese Umstände gilt es auch bei der Planung zu berücksichtigen. Antriebe und Seilzüge müssen für die Wartung zugänglich sein. Je nach Situation müssen dafür schon in der Rohbauphase entsprechende Öffnungen vorgesehen werden.

Ab und zu gebe es schon Anfragen für den Einsatz in Einfamilienhäusern, weil zum Beispiel eine platzsparende Lösung für den Durchgang von der Garage in den Wohnbereich gesucht werde. «Diese Idee wird dann meistens wieder verworfen, weil es schlicht zu aufwendig ist», sagt Albert Beffa.

www.feuerschutzteam.chwww.brauchliag.chwww.dorma.ch

ph

Veröffentlichung: 27. Februar 2014 / Ausgabe 9/2014

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