Buchdrucker plagt Fichten auch 2021


Befallsherd in der Ajoie (JU) mit vom Buchdrucker 2020 und 2019 befallenen Fichten. Bild: WSL


Befallsherd in der Ajoie (JU) mit vom Buchdrucker 2020 und 2019 befallenen Fichten. Bild: WSL
Fortswirtschaft. Die Zwangsnutzungen von Fichten in Schweizer Wäldern wegen Befalls durch den Buchdrucker-Käfer sind weiterhin hoch. Schätzungen einschliesslich des Winters 2020/21 gehen von mehr als anderthalb Millionen Kubikmetern aus, soviel wie seit 2003 nicht mehr.
Der Buchdrucker-Borkenkäfer, lateinisch Ips typographus, hält die Schweizer Forstwirtschaft weiterhin in Atem. Das zeigt der neueste Lagebericht «Waldschutz aktuell» der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) . Zwar seien im vergangenen Sommer gesamtschweizerisch weniger Volumen an Zwangsnutzungen von Fichten gemeldet worden verglichen mit dem Sommer 2019. Allerdings hätten etwa die Kantone Graubünden, Appenzell-Innerhoden, Jura und Basel-Landschaft höher Mengen an befallenem Fichtenholz schlagen müssen als im Vorjahr. Einzig Mittelland seien die Zwangsnutzungen tiefer ausgefallen. «Seit 2018 zeigt sich eine stetige Zunahme des im Wald stehen gelassenen Käferholzes», schreibt das WSL zum langfristigen Trend. Schätzungen einschliesslich des Winters 2020/21 gehen von mehr als anderthalb Millionen Kubikmetern aus, soviel wie seit 2003 nicht mehr.
Der Borkenkäfer fand auch im vergangenen Jahr wiederum beste Bedingung für eine massenhafte Vermehrung: Einen überdurchschnittlich warmen und ausgesprochen trockenen Frühling – dem drittwärmsten seit Messbeginn – und eine grosse Menge stehengelassenem Käferholz aus dem Vorjahr. Das zeigte sich auch an den Zahl der gefangenen Käfern pro Falle: «Mit durchschnittlich 29'000 Käfern pro Falle wurde der höchste Wert seit Beginn der Aufnahmen 1984 erreicht», raportiert die WSL einen bedenklichen Rekord. Die Besorgnis der Forstbranche zeige sich auch darin, dass im vergangenen Jahr in 22 Kantonen 1961 Käferfallen aufgesellt worden seien, verglich mit noch 1615 Fallen im Jahr 2019. Immerhin: «Hinweise, dass eine dritte Borkenkäfergeneration angelegt werden konnte, lagen keine vor.»
Infolge des anhaltenden Wärmetrends in Mitteleuropa wird im Schweizer Mittelland aber künftig häufiger mit drei Buchdrucker-Generationen zu rechnen sein. In höheren Lagen oberhalb 1300 Metern über Meer, wo der Buchdrucker bisher nur eine Generation hervorbrachte, werden zumindest örtlich in Zukunft zwei Generationen möglich sein. Dazu kommt, dass die Fichten in den vergangenen Jahren wiederholt Trockenstress ausgesetzt waren, «was ihr Verteidigungspotenzial gegenüber Borkenkäferangriffen nachhaltig beeinträchtigt haben dürfte.» So habe der extrem trockene April 2020 dafür gesorgt, dass viele Bäume bereits zu Beginn der Vegationsperiode unter Wassermangel litten und der trocken-warme Sommer habe kaum eine Regeneration erlaubt. «Deshalb ist 2021 vielerorts eine erhöhte Befallsprädispositon von Fichtenbeständen zu erwarten», schreiben die WSL-Forscher. Das hohe Volumen an stehengelassenem Käferholz aus dem Vorjahr und das aus Sturm- und Schneebruchschäden resultierende hohe Angebot an Brutmaterial sorgten zudem «für beste Voraussetzungen für ein weiteres Jahr mit intensivem Buchdruckerbefall.»
Stefan Hilzinger
Veröffentlichung: 23. Februar 2021
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