«Das Schlagzeug war für mich eine klare Vision»


Das Schlagzeug mit Holz-Drums schmückte Lian Blunschi kunstvoll mit Malereien. Bild: Lian Blunschi


Das Schlagzeug mit Holz-Drums schmückte Lian Blunschi kunstvoll mit Malereien. Bild: Lian Blunschi
Am diesjährigen «Schreiner Nachwuchsstar» an der Holzmesse in Basel nahmen 82 zukünftige Schreinerinnen und Schreiner teil. Einer davon war Lian Blunschi, der ein einmaliges Schlagzeug herstellte. Wie er das vom Traum in die Realität umsetzte, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.
Wie bist du zur Teilnahme am Wettbewerb gekommen?
Lian Blunschi: Die Teilnahme läuft über die Berufsschule Lenzburg. Im dritten Lehrjahr wird man von der Schule und auch vom Lehrbetrieb darauf aufmerksam gemacht. Für mich war es deshalb fast selbstverständlich, dabei zu sein. Eine Pflicht ist es nicht – aber es ist eine starke Erfahrung, die man ungern auslässt.
Weshalb hast du ein Schlagzeug gemacht?
Für mich war das wie eine klare Vision: Wenn ich etwas gestalten sollte, dann genau das. Das Wettbewerbsthema «Touch it, feel it» passte ideal, und als Schlagzeuger hatte ich natürlich sofort einen direkten Zugang.
Welche Vorgaben gab es für die Herstellung?
Die Grundfläche durfte maximal einen Quadratmeter betragen, wenn man das Objekt von oben betrachtet. Zudem musste die Oberfläche einen speziellen Charakter haben – zum Beispiel durch starke Kontraste oder besondere Strukturen. Viele haben dafür gebürstete Oberflächen oder Effekte in Betonoptik eingesetzt.
Ein Schlagzeug ist für einen Schreiner nicht ganz alltäglich – was waren die Herausforderungen?
Die grösste Schwierigkeit war die runde Form der Trommeln. Die übliche Bauweise mit verleimten Furnierschichten kam für mich nicht infrage, weil das Risiko von Rissen zu gross gewesen wäre. Ich brauchte also eine stabile Alternative – und genau da lag die Problematik.
Wie hast du das Instrument genau hergestellt?
Ich orientierte mich an der traditionellen Fassbauweise. Dafür verwendete ich massive Eiche und fertigte 24 Leisten, jeweils im 7,5-Grad-Winkel geschnitten, sodass zuerst ein 24-Eck entstand. Um daraus runde Kessel zu machen, baute ich eine eigene Drehvorrichtung. Ein Metallbauer fertigte mir den Drehpunkt und den Spannwinkel, damit ich die Kessel einspannen, fixieren und exakt ausrichten konnte. Beim Drehen fräste ich mit der Oberfräse langsam die Rundung heraus – aussen wie auch innen. Die Wandstärke ging dabei von ursprünglich 25 mm auf etwa 17 mm zurück. Ich baute drei Trommeln: Snare, Standtom und Bass-drum. Die Felle und Beschläge kaufte ich und montierte sie selbst. Die Kessel verzierte ich mit wasserfestem Fineliner und liess sie anschliessend von einem Maler lackieren, da wir im Betrieb keine Lackierkabine haben. Insgesamt stecken über 70 Arbeitsstunden darin.
Wie reagierten deine Familie und Freunde auf das Schlagzeug?
Ihre erste Reaktion war Überraschung – vor allem die Frage, ob ein Schlagzeug aus Holz überhaupt spielbar sei. Viele waren erstaunt über die Idee. Am Ende fanden es aber alle megacool, dass es tatsächlich funktioniert. Der Klang hat mich selbst überrascht. Es hat erstaunlich viel Tiefe, und ich bin sehr zufrieden damit.
Was hast du jetzt mit dem Instrument vor?
Ich nutze es aktiv, mittlerweile steht es in unserem Bandraum. Langfristig möchte ich es auch an Konzerte mitnehmen. Auftritte haben wir damit noch keine gehabt, aber sie sind geplant. Musikalisch bewegen wir uns im Rock- bis Metalbereich.
Wie erlebst du deine Ausbildung bisher?
Mir gefällt die Lehre sehr gut. Der Beruf passt zu mir, und ich schätze die Abwechslung dabei. Ich kann schon jetzt vieles selbstständig machen – genau das motiviert mich.
War die Schreinerlehre die richtige Wahl für dich?
Ja. Ich lerne viel und übe einen handwerklichen Beruf aus. Ob ich langfristig Schreiner bleibe, kann ich noch nicht sagen, aber als erste Lehre ist es für mich auf jeden Fall eine tolle Wahl.
Welche Tätigkeiten gehören zu deinem Arbeitsalltag?
Ich bekomme viele verschiedene Aufgaben zugeteilt, zum Beispiel Einbauschränke. Ich erhalte den Plan, schneide zu, baue zusammen und verputze. Da ich der einzige Lernende im Betrieb bin, arbeite ich oft selbstständig in der Werkstatt. Auf Montage begleite ich gelegentlich, meist arbeite ich in der Werkstatt.
Bald steht die Teilprüfung an – bist du nervös?
Ich habe Mitte November mit dem Üben begonnen. Nervös bin ich noch nicht, aber ein spürbarer Respekt ist definitiv vorhanden.
Interview mit
Lian Blunschi aus Boswil im Kanton Aargau. Der 18-Jährige absolviert seine Schreiner-EFZ-Lehre bei der Berger Team GmbH im gleichen Ort und befindet sich derzeit im dritten Lehrjahr. In seiner Freizeit spielt er intensiv Musik: Er ist in einer Schul- band aktiv und hat vor vier Monaten mit weiteren Musikern eine neue Band gegründet. Blunschi spielt Schlagzeug, besucht Unterricht an der Musikschule, singt und greift gelegentlich zum Keyboard.
Neben der Musik widmet er sich dem Freihandzeichnen mit Aquarell, vor allem im hyperrealistischen Bereich. Ausgleich findet er im Sport, sei es beim Snowboarden, im Volleyballverein oder auf dem Bike.
Veröffentlichung: 04. Dezember 2025 / Ausgabe 49/2025
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