«Das Thema Upcycling spielte eine grosse Rolle»

Das Zimmer von Scott Marke. Der Schreibtisch war einmal eine Werkbank. Links die selbst gebaute Garderobe. Bild: Scott Marke

Interview. In seiner Freizeit hat Scott Marke aus Islikon TG zu Hause ein aufwendiges Projekt realisiert: Er hat sein Zimmer neu gestaltet. Verwendet hat er dafür alte Palette und eine alte Werkbank, die er umfunktioniert hat. Die Garderobe hat er hingegen aus neuen Materialien für einen Wettbewerb hergestellt.

Du hast ein schönes Zimmer. Stimmt es, dass du dort vieles selbst saniert hast?

Scott Marke: Ja. Es ging darum, mein Zimmer in meinem Elternhaus zu erneuern. Ich habe, zusammen mit meinem Vater, vieles abgerissen, alles isoliert, selbst gegipst, gemalt, getäfert und auch die Stromleitungen neu verlegt. Teilweise haben mir auch Freunde geholfen.

Womit hast du die Wände verkleidet?

Ich habe alte Palette gekauft, diese auseinandergeschlagen, geschnitten und an die Wand geschraubt. Das gefällt mir. Ich mag es rustikal. Das Thema Upcycling finde ich wichtig. Es ist gut, wenn man gebrauchte Materialien und Dinge wiederverwendet.

Der Schreibtisch sieht auch wie ein Upcycling-Objekt aus.

Genau. Das ist eine alte, umfunktionierte Werkbank. Mein erster Chef aus der Hochbauzeichnerlehre hatte sie mir geschenkt. Ich habe das gute Stück abgeschliffen und geölt, eine Schreibunterlage und den Desktop eingefräst. Um für den Computer und meine Pflanzen genug Platz zu haben, habe ich eine lackierte MDF-Platte als Verlängerung angefügt. Dann habe ich das Metall abgebürstet und die Beine auf die optimale Sitzhöhe gekürzt.

Links sieht man eine besondere Garderobe mit einem Baumstamm. Hast du diese selbst gemacht?

Ja, das ist mein Objekt für den Thurgauer Lehrlingswettbewerb Schreiner Chance 2020 zum Thema «nachhaltig». Ich habe es Tree-Cycle genannt.

Welche Holzarten hast du verwendet?

Für den Korpus habe ich eine Tischlerplatte mit Esche furniert, die Schubladen-Doppel sind aus massiver Esche. Die goldenen Flächen am Doppel und am Baumstamm bestehen aus eingefärbtem Kork. Für die Stützstruktur habe ich Dreischicht-Fichte verwendet. Diese habe ich mit Flugzeugsperrholz und goldenem Kork umwickelt und dann Rindenkork sowie Moos darauf geklebt. Für die nötige Festigkeit habe ich noch ein Tauseil um die freischwebende Seite gewickelt.

Echtes Moos? Benötigt dieses eine besondere Pflege?

Nein, das fragen mich alle. Bei normaler Raumfeuchtigkeit muss man das Moos nicht pflegen. Da ich eine Dusche im Zimmer habe, reicht das sowieso. Wenn es zu wenig Feuchtigkeit in der Luft gibt, kann man das Moos regelmässig leicht befeuchten. Wir arbeiten im Betrieb oft damit.

Da du deinen Lehrbetrieb ansprichst: Gefällt dir die Schreinerausbildung?

Ja sehr. Ich habe es nicht bereut, die Zweitlehre als Schreiner zu machen. Allerdings bin ich schon froh, wenn ich diesen Sommer abschliessen kann und endlich richtig verdiene wie meine Kollegen.

Was hattest du zuerst gelernt?

Hochbauzeichner, in einem noch traditionellen Büro, wo wir alles von Hand zeichneten. Dann musste ich jedoch für die Abschlussprüfung auf CAD umstellen, was mir nicht so gefällt. Ich will nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen. Weil ich gerne mit den Händen arbeite, habe ich mich noch für die Schreinerlehre entschieden, die ich verkürzt machen kann.

Wie gefällt es dir in deinem Lehrbetrieb, der Raumwerke AG in Frauenfeld?

Super, es macht mir Spass. Ich bekomme von meinen Vorgesetzten viele Freiheiten und werde beinahe wie ein Ausgelernter behandelt. Das heisst, dass ich viel selbstständig erledigen darf. Auf einer Baustelle oder auch am zweiten Standort des Unternehmens, wo viel mit Moos gearbeitet wird. Das ist spannend und abwechslungsreich. Schön finde ich, dass wir mehrere Lernende sind und uns gegenseitig unterstützen.

Als Nächstes steht für dich die IPA an. Hast du schon Pläne?

Nein, noch nicht. Mein Berufsbildner wird mir einen Kundenauftrag zuteilen. Darauf bin ich sehr gespannt.

Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie es nach dem Berufsabschluss für dich weitergeht?

Ich möchte als Schreiner arbeiten. Es sieht so aus, dass ich im Betrieb bleiben kann. Das finde ich toll. Dazwischen würde ich gerne etwas reisen, sobald das die Pandemie wieder zulassen wird. Die Rekrutenschule habe ich bereits nach der ersten Ausbildung gemacht.

Nicole D'Orazio

 

www.raumwerke.ch

Veröffentlichung: 04. März 2021 / Ausgabe 10/2021

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