Der Griff zu den Sternen

Das Aufnahmesystem «Starlock Plus» bietet einen schnellen und werkzeuglosen Zubehörwechsel. Bild: Michi Läuchli

Oszillierer.  Multitools sind hilfreiche Arbeitswerkzeuge, die dem Schreiner in vielen Situationen die Arbeit erleichtern. Ihre kompakte Bauform und die unzähligen Zubehörteile machen sie unter gewissen Umständen zur einzigen möglichen Option.

Sägen, Trennen, Schleifen, Schaben. Für diese Arbeiten sind gewöhnlich mehrere Maschinen nötig – ein Oszillierer und das passende Zubehör ermöglichen es, alles mit einer Maschine zu erledigen. Nicht verwunderlich, werden die Fast-Alleskönner auch «Multitools» genannt. Das vielfältige Einsatzgebiet haben die Maschinen ihrer einzigartigen Bauweise zu verdanken. Der Motor dreht sich nämlich nicht, wie sonst üblich, sondern schwingt in einem kleinen Winkel und in einer hohen Frequenz hin und her. Die oszillierende Bewegung war schliesslich der Grund, die Geräte Oszillierer zu nennen. Erfunden wurde das Werkzeug 1985 von der Firma Fein, welche es seit 1995 als Renovierungssystem «MultiMaster» vermarktet, um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Maschine zu betonen.

Kopierte Technik

Anfang dieses Jahrhunderts lief das Patent von Fein aus, was viele Hersteller dazu veranlasste, die Oszillationstechnik zu kopieren und eigene Geräte auf den Markt zu bringen. Fein jedoch verbesserte die Werkzeugaufnahme und die Leistungsaufnahme der Maschinen. Die veränderte Werkzeugaufnahme verunmöglichte die Kompatibilität mit den Konkurrenzprodukten, was gewisse Produzenten jedoch nicht davon abhielt, Adapterlösungen anzubieten. Sie hatten allerdings Schlupf, der die Kraftübertragung von der Maschine aufs Werkzeug reduzierte.

Stern als Standard

Schliesslich brachte Fein 2016 in Zusammenarbeit mit Bosch das patentierte Aufnahmesystem «Starlock» auf den Markt, das schon bald zum Standard wurde. Inzwischen sind die meisten Hersteller auf das System umgestiegen.

Die sternförmige, zwölfeckige Aufnahme bietet eine effizientere Kraftübertragung und erzielt dadurch eine höhere Leistung, was wiederum für einen schnelleren Arbeitsfortschritt sorgt.

Drei Leistungsklassen

Um sicherzustellen, dass jeweils nur zur Maschinenleistung abgestimmtes Zubehör verwendet wird, gibt es «Starlock» in drei verschiedenen Varianten. Dies garantiert die optimale Wirksamkeit und verhindert zudem eine Überlastung der Maschine durch falsche Einsätze. «Starlock» deckt die untere Leistungsspanne ab. «Starlock Plus»-Werkzeuge sind für die mittlere Leistungsklasse konzipiert. Stark oszillierende Maschinen, wie beispielsweise die Festool «Vecturo OSC 18», «MT 18.0» von Flex oder «Multimaster AMM 700» von Fein, arbeiten mit «Starlock Max». Maschinen mit einer Aufnahme funktionieren auch mit «Starlock» und «Starlock Plus», umgekehrt lassen sich aber «Starlock Max»-Werkzeuge nicht auf einer Maschine mit «Starlock» oder «Starlock Plus»- Aufnahme montieren.

Simpler Werkzeugwechsel

Mit der Einführung von «Starlock» hat sich der Werkzeugwechsel deutlich verbessert. Umständliches Lösen mit Inbusschlüssel und das Säubern des Innensechskants erübrigt sich. Zusätzliche Werkzeuge oder Teile, die verloren gehen können, gibt es auch nicht mehr. Für den Werkzeugeinsatz genügt ein leichter Druck gegen die Aufnahme, damit das Werkzeug einrastet. Um es wieder zu lösen, muss, je nach Maschine, lediglich der Spannhebel nach oben oder seitlich ausgeklappt werden.

Akkugeräte auf dem Vormarsch

Die Leistungsaufnahme von Multitools beträgt meistens nur wenige Hundert Watt, was für ihren Einsatzzweck völlig ausreicht. Sie sind zudem für kurzzeitige Einsätze und Arbeiten an eher unzugänglichen Stellen gedacht. Aus diesen Gründen setzen Hersteller immer mehr auf akkubetriebene Maschinen. Netzbetriebene Oszillierer gibt es zurzeit noch von Bosch, Dewalt, Fein, Hikoki, Makita und Würth, sie wurden aber aufgrund der oben genannten Argumente nicht auf der Übersichtstabelle auf Seite 10 bis 12 aufgeführt.

Nachschärfen keine Option

Ersatzblätter namhafter Hersteller sind kostspielig, sie bieten aber auch eine deutlich höhere Standzeit gegenüber minderwertigen No-Name-Produkten. Marktführer Fein und Bosch gehen in der Ausführung der Blätter unterschiedliche Wege. Fein setzt bei ihren E-Cut-Sägeblättern auf einen Halter aus Edelstahl mit einem per Laser aufgeschweissten Blatt. Bosch hingegen stellt den Werkzeughalter aus Industriestahl her, der im letzten Produktionsschritt zusammen mit dem angeschweissten Sägeblatt gehärtet wird. Sämtliche Sägeblätter von Bosch haben die «Curved Technology», eine leicht gerundete Schneidkante, was zu sauberen Schnitten, weniger Vibration und erhöhter Lebensdauer führen soll. Laut Bosch bewegt sich der Markttrend bei Schreinern weg von den HCS-Blättern hin zu den deutlich langlebigeren Bi-Metall-Sägeblättern. Wegen der Form und des nur im vorderen Bereich befindlichen HSS-Streifens ist das Nachschärfen ungünstig und wird nicht empfohlen.

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 16. November 2023 / Ausgabe 46/2023

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