Der höchstgelegene Baum der Schweiz?

So gedeiht ein Champion: Noch unbemerkt von Gämsen wächst dieser Winzling von 11 cm Höhe (lotrecht gemessen) aus einer Felsspalte auf 2765 m über Meer. Bilder: WSL, Urs-Beat Brändli

Wald.  Rekord oberhalb von Zermatt VS? Mitarbeiter der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) haben am Unterrothorn den wahrscheinlich am höchsten gelegene Baum der Schweiz gefunden.

In Europa wächst die Arve, gefolgt von der Lärche, in höheren Lagen als jede andere Baumart. Die höchste Probefläche des Landesforstinventares (LFI) mit Arven, auf der Mitarbeitende der WSL alle neun Jahre den Waldzustand beurteilen, liegt in einer Höhe von 2283 m über Meer. Die Literatur dokumentiert jedoch weit höher gelegene Vorkommen. So zitiert Urs-Beat Brändli, der Leiter des wissenschaftlichen Dienstes des LFI, im Baumartenportrait der Arve eine Quelle aus dem Jahr 1909, wonach bei Plattje oberhalb von Saas Fee VS eine Arve auf 2585 m stehen soll.

Gefunden hat Brändli diese Arve bisher allerdings nicht. Doch die Analyse von Luftbildern hat ihn ins Nachbartal nach Zermatt geführt. Und nach einer mehrtägigen Suche fand er am Nordhang des Gornergrates einige kleine Arven auf 2745 m in einer unzugänglichen Felswand. Das grösste Exemplar ist zirka 2,2 m hoch und hat in 1,3 m Stammhöhe einen Durchmesser von ungefähr 6 cm. Schliesslich fand Brändli auf 2765 m einen erst 11 cm hohen Winzling, in einer Felsspalte am nahe gelegenen Unterrothorn.

Einladung: Eigene Funde ins Logbuch eintragen

Ist das der Schweizer Rekord, vielleicht sogar Europarekord? In der Literatur finden sich nur wenige Angaben über höhere Fundorte. Diese Standorte sind jedoch entweder nicht beschrieben oder so unpräzise dokumentiert, dass es nicht möglich ist, sie zu überprüfen. Denn Fundmeldungen ohne Koordinaten und Fotos sind keine verlässlichen Quellen.

Deshalb eröffnet das LFI nun ein öffentliches Log- oder Feldbuch, in das Spezialisten wie auch Laien ihre Funde eintragen können, nicht nur für die Arve, sondern für alle Gehölzarten an der Obergrenze ihrer Verbreitung. Die Minimalgrösse eines Baumes oder Strauches muss lotrecht gemessen 10 cm betragen. Ab dieser Pflanzenhöhe erfassen LFI-Mitarbeiter die Gehölzarten. Sie sammeln alle Fundmeldungen, die den Anforderungen entsprechen, und publizieren diese ab Januar 2016, für die Allgemeinheit einsehbar, laufend auf der Webseite des LFI.

Grundlage für die Forschung

Feld-Teams des LFI werden die bedeutendsten Funde für die Forschung vor Ort überprüfen, vor allem Arven, Lärchen und Fichten die in der Schweiz die obere Waldgrenze bilden. Die Forstfachleute ermitteln dann die Lage-Koordinaten exakt und vermessen die Gehölze detailliert (Höhe und Länge der Pflanze, Durchmesser an der Basis und auf 1,3 m Höhe, Länge der Jahrestriebe). Diese Bäume bilden die Basis für eine langfristige wissenschaftliche Messreihe an der Baumgrenze. Mit künftigen Messungen soll untersucht werden, wie sich das Pflanzenwachstum in der so genannten Kampfzone im Verlaufe der Zeit entwickelt. Damit entstehen wertvolle Hinweise, wie sich die Klimaveränderung auf die Verbreitung einzelner Baumarten auswirkt.

www.lfi.ch

Veröffentlichung: 10. September 2015

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