Der kleine Unterschied

Der Unterschied ist offensichtlich: Während die europäische Norm (rechts) nur ganz wenige Masse definiert, legt das Schweizer Masssystem alles bis ins Detail fest.

Normen.  Nach der europäischen Norm hergestellte Küchen brauchen nicht einfach in der Breite 5 cm mehr Platz für die Geräte. Sie basieren auch in anderen Bereichen auf ganz anderen Grundlagen als das Schweizer Masssystem SMS.

Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Systemen besteht darin, dass beim SMS die Geräte zwischen flankierende Seiten eingeschoben werden, deren Abstand 55 cm beträgt. Dadurch sind die Nischenmasse genau definiert. Die europäische Norm legt hingegen lediglich einen äusseren Raster fest, an den sich sowohl Möbel- als auch Gerätehersteller halten. Details sind jedoch nicht einheitlich geregelt, weil die EN 1116 nur den Geräteeinbau «in ein auf Herstellerangaben beruhendes Gehäuse» verlangt. Je nach Materialstärke der verwendeten Möbelseiten variiert das Lichtmass eines 60 cm breiten Elementes. Es beträgt ungefähr 56 cm. Die Nischenbreiten der beiden Systeme differieren also nur um 1 bis 2 cm.

Unterschiede bei den Geräten …

Geräte, welche in beiden Normen auf dem Markt sind, unterscheiden sich bei gleichem Innenleben nur in der Front. Diese ist bei europäischen Modellen breiter als das Gerät selber, sie verdeckt also seitlich mindestens einen Teil der Möbelseite. Im Gegensatz dazu passen beim Schweizer Masssystem die Gerätefronten ebenfalls in die Nischenbreite von 55 cm, sie stehen seitlich nicht vor. Das ermöglicht einheitliche Fugen, erfordert aber zusätzliche, von vorne erkennbare Sichtseiten, wenn zwei Geräte nebeneinander eingebaut werden.

Auch bei den Höhenmassen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Systemen: Der «Sechstel»-Raster beim SMS bietet den Vorteil, dass die Gerätehöhen fix definiert sind. Der Fugenverlauf zu den angrenzenden Möbelfronten ist auch nach einem Gerätewechsel noch gewährleistet. Weil die EN 1116 den Möbelherstellern mehr Freiheiten lässt, ist hier der Fugenverlauf nach einem Gerätewechsel schwieriger sicherzustellen.

… und den Möbeln

Bei konsequent angewendetem europäischem System sind die seitlichen Anschlussstücke (Beistösse) links und rechts je 50 mm breit. Nur so hält man den vorgesehenen 10 cm-Raster ein. Beim SMS sind dies rein rechnerisch nur 25 mm pro Seite. Das Schweizer Masssystem ermöglicht in diesem Bereich eine bessere Raumausnützung.

Den Höhen beider Systeme liegt die Durchschnittsgrösse von Frauen zugrunde. Eine Arbeitshöhe von 86 cm, wie sie die europäische Norm ursprünglich vorsah, ist zum Kochen ideal, weil man so gut auch in hohe Pfannen und Töpfe schauen kann. Bei der Spüle liegt die Arbeitsebene jedoch im Becken. Hier ist es für normal grosse Personen angenehmer, wenn sich die Abdeckung und damit auch der Beckengrund weiter oben befindet. Die neueste Ausgabe der europäischen Norm sieht jetzt neben der ursprünglichen Arbeitshöhe auch eine solche von 91 cm vor. Die Gesamthöhe lässt sich auch im Sockelbereich variieren. Hier geht das SMS von 10 cm Höhe aus, abgeleitet von den früher üblichen Betonpodesten, auf welche man die ersten Einbauküchen in der Schweiz stellte. Später wurden diese Podeste von durchlaufenden Holzsockeln abgelöst, welche noch heute die Grundlage jeder SMS-Küche bilden.

Im europäischen Ausland nimmt man beim Zügeln die Küchenmöbel in der Regel mit. Hier bringt eine höhere Sockelpartie Vorteile, weil sie mehr Platz bietet für Installationen, insbesondere für die Abläufe. Auch durchgehende Sockel wären hinderlich, weshalb das bei Euro-Küchen übliche System mit verstellbaren Füssen unter jedem Möbel durchaus Sinn macht.

hw

Veröffentlichung: 13. Februar 2014 / Ausgabe 7/2014

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