Der Schreiner auf Achse

Mit repräsentativen Fahrzeugen will die Lüthi Schreinerei GmbH ein positives Image nach aussen tragen. Bild: Lüthi Schreinerei GmbH

Fahrzeugbeschaffung.  Die Firmenfahrzeuge sind das Aushängeschild einer Schreinerei. Beim Kauf eines neuen Fahrzeuges sind verschiedene Faktoren mit im Spiel, die es zu beachten gilt – nicht nur die Kosten.

Alle vier bis sechs Jahre werden die Betriebsfahrzeuge von der Lüthi Schreinerei GmbH in Aeschlen/Oberdiessbach durch neue Montage- und Transportwagen ersetzt. Kürzlich war es wieder einmal so weit: Zwei Montagefahrzeuge von Ford mussten zwei neuen Modellen der gleichen Marke weichen. «Unsere Fahrzeuge werden auf den Baustellen jeweils stark beansprucht und sind nach einer gewissen Zeit abgenutzt», sagt Geschäftsführer Jürg Lüthi. «Um auch über unsere Fahrzeuge ein positives Image nach aussen zu tragen, legen wir Wert auf saubere und repräsentative Autos.»

Verschiedene Kriterien vereint

Das achtköpfige Team ist mit zwei Betriebsfahrzeugen sowie einem Personenwagen für die Geschäftsleitung auf Achse. Weil die Schreinerei häufig an Ausstellungen im Einsatz steht und in Tiefgaragen parkieren muss, achtet Lüthi darauf, dass die Fahrzeuge tiefgaragentauglich, sprich nicht zu hoch sind. Aber auch das Innenleben ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von neuen Fahrzeugen: «Wir bevorzugen eine schlichte Inneneinrichtung und dafür umso mehr Ladeflächen, damit grosse Gegenstände wie Türen, Küchen usw. darin Platz haben», sagt Lüthi. Weil die Monteure oftmals während der Fahrt telefonisch erreichbar sein müssen, punkten bei Lüthi Fahrzeuge mit standardmässig eingebauter Freisprecheinrichtung.

Wann drängt sich für eine Schreinerei die Beschaffung neuer Fahrzeuge auf? Marc Brunner von der Nutzfahrzeugabteilung bei der Ford Motor Company (Switzerland) SA in Wallisellen empfiehlt, sich mit dem Kauf neuer Fahrzeuge zu beschäftigen, wenn die alten Autos den Ansprüchen nicht mehr gerecht und die Unterhaltskosten zu hoch werden. Ältere oder stark beanspruchte Fahrzeuge vermitteln meist nicht das Bild eines modernen, dynamischen Unternehmens. In diesem Sinne sei die Anschaffung von Fahrzeugen stets auch eine Imagefra- ge. Als weiteren Grund für die Erneuerung oder Erweiterung der Fahrzeugflotte nennt Mickaël Berend von Peugeot (Suisse) SA in Schlieren Firmenexpansionen.

Optimale Fahrzeugflotte?

Wie viele Fahrzeuge den Bedarf eines Schreinerbetriebs decken, hängt laut Marc Brunner von der Betriebsgrösse, der Anzahl der Montage-Teams und den Einsatzgebieten der Schreinerei ab. «Eine Schreinerei mit rund zehn Mitarbeitenden besitzt in der Regel drei Montage- und Servicefahrzeuge sowie einen Wagen für den Geschäftsführer», erklärt Brunner. Für Mickaël Berend gilt, als Unternehmen sicherzustellen, dass das operative Geschäft mit modernen, umweltfreundlichen Fahrzeugen betrieben werden kann, die den Ansprüchen der Schreinerei entsprechen. «Die weitverbreitete Floskel ‹so viele wie nötig und so wenige wie möglich› greift deshalb zu wenig.»

Auch auf die inneren Werte kommt es an

Besonders für die Serviceschreiner sind geschlossene Wagen mit Schubladensystem ideal, weil sie vor allem Kleinteile und auch Werkzeuge transportieren. Montageteams hingegen benötigen viel Ladeflächen und die Möglichkeit, die Ladung zu arretieren. Bewährt haben sich hierfür variable Lochsysteme mit Sperrstangen. Für den Fall, dass ein Serviceschreiner ebenfalls mal lange Gegenstände transportieren muss, bietet zum Beispiel der Ford Transit Custom eine Durchladeluke für bis zu 3,4 Meter lange Gegenstände. Hinzu kommt ein einklappbarer Dachträger, der sich mit drei Handgriffen im Dach versorgen lässt. Die Sortimo Walter Rüegg AG in Oberhasli hat sich auf modulare Inneneinrichtungen von Betriebsfahrzeugen für Handwerksunternehmen spezialisiert. «Unsere Crash-Test-geprüften Ein- richtungen werden in Alu-Leichtbauweise erstellt und gewähren den Schreinern eine grosse Flexibilität», erläutert Verkaufsleiter Lukas Ernst. Das tiefe Gewicht wirke sich positiv auf den Treibstoffverbrauch aus, und die Nutzlast – also das Gewicht der Zuladung – werde nicht für die Einrichtung verschwendet.

Modulsystem statt Sperrholz

Kürzlich kaufte Kurt Kälin von der gleichnamigen Schreinerei in Euthal zwei neue, geschlossene Lieferfahrzeuge mit Dieselantrieb von Opel als Ersatz für achtjährige Fahrzeuge mit rund jeweils 200 000 Kilometern. Gleichzeitig profitierte er von einer attraktiven Rabattaktion. Im Weiteren ersetzte er bei einem bestehenden Fahrzeug die Inneneinrichtung aus Sperrholz, Marke Eigenbau, durch das Modulsystem von Sortimo mit Schubladen und Fixierungen für den Transport von grösseren Gegenständen. «Unsere Inneneinrichtung aus Sperrholz brauchte relativ viel Platz und war schwer. Die neue Lösung bietet uns mehr Übersicht und Platz», freut sich Kälin. Für sein 13-köpfiges Team mit drei Monteuren unterhält der Firmeninhaber drei Fahrzeuge, die er über den lokalen Garagisten bezogen hat. «Mit drei Fahrzeugen können wir unseren Bedarf für Service- und Montageeinsätze optimal abdecken», sagt Kälin. Bei der Auswahl der Fahrzeuge achtet der Firmeninhaber auch auf die Optik und die Ökologie. «Unsere ersten Fahrzeuge von 1986 waren noch mit Benzinmotoren ausgerüstet, relativ schwer und verbrauchten viel Treibstoff. Deshalb haben wir auf Dieselfahrzeuge umgestellt. Unsere Kunden beurteilen einen Betrieb vielmals nach dem Zustand und dem Aussehen der Fahrzeuge.» Weil die lokale Opel-Vertretung stets gute Arbeit geleistet hat, war für Kälin naheliegend, der bisherigen Marke treu zu bleiben.

Motorleistung, Aufbauten, Gewicht

Welche Motorenleistung sich für ein Firmenfahrzeug am besten eignet, hängt laut Marc Brunner von den Einsatzorten der Schreinerei ab: «Unter Umständen empfiehlt es sich für Betriebe in hügeliger Topografie, eine stärkere Motorisierung zu wählen. Das Gleiche gilt, wenn viele Autobahnkilometer gefahren werden müssen oder wenn die Nutzlast regelmässig voll ausgeschöpft wird.» Die Ford-Modelle Transit Custom und Transit sind mit Dieselmotoren ausgestattet. Der Transit Connect und der Transit Courier können mit dem 1.0- Liter-«EcoBoost»-Turbobenziner bestellt werden. «Dank dem innovativen Turbosystem sind diese Motoren eine sehr gute Alternative für Betriebe in städtischen Betrieben», sagt Brunner. Meistens bevorzugen Schreiner den klassischen Van, da dieser genügend Platz für Material und Werkzeuge bietet. Bei Auf- und Ausbauten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

«Wir stellen immer wieder fest, dass Schreiner ihren Transit Custom nur auf einer Seite ausbauen, beispielsweise mit Werkzeugen, Beschlägen usw. Auf der anderen Seite haben sie dann immer noch viel Platz für Holz, Fertigteile usw. Wichtig ist vielen Schreinern, dass sie einen Boden mit ausreichend Befestigungsmöglichkeiten haben, damit sie Material und Werkzeug fixieren können», erklärt Brunner. Was gilt es bezüglich Gesamtgewicht und Nutzlast zu beachten? Ein Fahrzeug verfügt über ein zulässiges Gesamtgewicht. Das setzt sich aus Leergewicht und Zuladung zusammen. Fahren also mehr Leute mit, kann weniger zugeladen werden. «Es ist daher wichtig, vor dem Kauf den Einsatzzweck des Fahrzeugs genau zu kennen», empfiehlt der Ford- Vertreter.

Kaufen und abschreiben

Bei der Beschaffung von neuen Firmenfahrzeugen sind die Kosten ein zentraler Faktor, denn: «Nach einer Nutzungsdauer zwischen sechs und sieben Jahren können die Autos in der Bilanz abgeschrieben werden. Auch dies ist ein Argument, das für eine Neuanschaffung spricht», erklärt Urs Scherer, Unternehmensberater und Teilhaber der Tre Innova AG in Hünenberg.

Die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges wird in der Bilanz im Anlagevermögen aufgeführt. Neben dem Kaufpreis oder den monatlichen Leasingraten müssen die Handwerksbetriebe auch die reinen Unterhaltskosten (Service, Versicherung, Reifen usw.) sowie die Aufwendungen für Treibstoff berücksichtigen. Ein Lieferwagen mit einem Kaufpreis von 45 000 Franken und einer Fahrleistung von 20 000 Kilometern pro Jahr kostet den Unternehmer pro Monat zirka 1500 Franken oder pro gefahrenen Kilometer 90 Rappen.

«Neue Fahrzeuge sind in der Regel sparsamer im Verbrauch und im Unterhalt. Beim Verkauf des alten Fahrzeuges fällt der Wiederverkaufswert meist schlecht aus. Trotz der meist geringen Kilometerzahlen weisen die Fahrzeuge von Handwerkern deutliche Gebrauchsspuren auf, was den Verkaufswert mindert», gibt Scherer zu bedenken. Ford beispielsweise gewährt bereits beim Kauf ab einem Fahrzeug Flottenrabatt in zweistelligem Prozentbereich, wenn der Betrieb im Handelsregister eingetragen beziehungsweise mehrwertsteuerpflichtig ist. Wer sich für Leasing statt Kauf entscheidet, profitiert derzeit bei einigen Marken wie etwa Peugeot oder Ford von einem Zinssatz von 3,9 Prozent sowie interessanten Servicepaketen mit Full-Service-Angeboten. Diese beinhalten zum Teil auch den Treibstoff und bringen dem Betrieb volle Kostenkontrolle. «Leasing bietet insbesondere für junge Unternehmen eine interessante Option, zu neuen Fahrzeugen zu kommen, ohne diese kaufen zu müssen», erklärt Marc Brunner von Ford Schweiz. Je nach vereinbartem Restwert sind geleaste Fahrzeuge nach vier bis fünf Jahren «abbezahlt». Demgegenüber können gekaufte Fahrzeuge auch über einen längeren Zeitraum abgeschrieben werden, was eine gewisse buchhalterische Flexibilität offen lässt.

www.ford.chwww.sortimo.chwww.peugeot.chwww.treinnova.chwww.schreinerei-luethi.chwww.schreinerei-kaelin.ch

In Kürze

Fakten und Informationen zur Fahrzeugbeschaffung

  • Der Zustand der Fahrzeugflotte einer Schreinerei prägt das Image des Unternehmens gegen aussen hin.
  • Zwei Fahrzeuge gehören zur Grundausstattung für eine Schreinerei mit zirka zehn Mitarbeitenden.
  • Fahrzeuge für den Service und die Montage mit unterschiedlichen Anforderungen.
  • Nach sechs bis sieben Jahren können die Fahrzeuge in der Bilanz abgeschrieben werden.
  • Neben dem Kaufpreis zirka 1500 Franken pro Monat oder 90 Rappen pro gefahrenen Kilometer für Unterhalt und Treibstoff einkalkulieren.
  • Flexible Inneneinrichtungen erleichtern das Be- und Entladen.
  • Manche Fahrzeuglieferanten gewähren Flottenrabatte ab einem Fahrzeug.
  • Fahrzeug-Leasing erhält den Unternehmen die finanzielle Flexibilität, verursacht aber höhere monatliche Fixkosten.

FM

Veröffentlichung: 25. September 2014 / Ausgabe 39/2014

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