Design, Akustik, Funktion

Der gute Klang. Räume muss man erleben können. Dazu braucht es eine passende akustische Ausrüstung, die nicht immer einfach zu realisieren ist. Die SchreinerZeitung zeigt anhand vier verschiedener Objekte auf, welche Faktoren eine Rolle spielen können.

Betreten wir einen Raum, erfassen unsere Sinne eine Fülle von Empfindungen. Der erste Eindruck entscheidet, ob wir uns in diesem Raum wohlfühlen. Oberflächen nimmt man zwar primär mit den Augen wahr, doch das echte Raumgefühl vermitteln uns die Ohren. Selbst in absolut dunklen Räumen erspüren Menschen anhand der empfan­genen Schallwellen, wie gross ein Saal ist. Räume mit optimaler akustischer Ausrüstung lassen unsere hochempfindlichen Sensoren ins Leere laufen. Zu viel Absorption macht aber orientierungslos, Menschen fühlen sich in solchen Räumen unwohl. Das Geheimnis guter Raumakustik liegt in der Qualität des Absorbers. Für jeden Bedarf und Frequenzbereich gibt es einen passenden. Doch Schallabsorption ist nur ein Teil der guten Akustik. Je nach Bedarf muss man Zonen einrichten, die reflektieren, und solche, die absorbieren. Nur so kommt ein Vortrag auch noch in der letzten Sitzreihe eines grossen Raumes klar und deutlich an. Die Abstimmung dieser Funktionen ist Expertenarbeit, die sich nur schwer berechnen lässt. 

Akustik schafft auch Strukturen

Die Bearbeitung von Flächen zur akustischen Raumaufwertung hat aber auch gestalterischen Einfluss. Ohne Rillen-, Schlitz-  oder Lochstruktur würden grosse Flächen ziemlich langweilig erscheinen. Es gibt somit viele Gründe, Räume akustisch aufzuwerten. Auf den folgenden vier Seiten stellt die SchreinerZeitung verschiedene Projekte vor und zeigt, welche Faktoren bei der Auswahl des richtigen Produktes eine Rolle spielen können. wi

 

Die Gelochte

Fast nichts erinnert beim An- und Umbau der neuen Mehrzweckhalle Eichi in Niederglatt an die bestehende Einfachturnhalle. Das Büro L3P Architekten aus Regensberg hat bei der Umnutzung wenig Bestehendes übernommen. «Merkmal der neuen Halle sind die runden Elemente, die sich am Bau wiederholen», erklärt Architekt Boris Egli. «Die runden Elemente sollen an hüpfende Bälle erinnern, auch wenn in der Halle sicherlich darüber hinaus noch ohne Ball geturnt wird.» 

Brandschutz überflüssig

Die Umnutzung zur Mehrzweckhalle mit dem Einbau einer Bühnenanlage erforderte ein Neukonzept im Bereich Brandtechnik und ein verändertes Fluchtwegregime. Die ganze Halle besteht aus nur einem Brandabschnitt und ist in alle Richtungen mit Fluchtwegen ausgestattet. Auch alle anderen Bereiche wie Treppen, Korridore, Garderoben und Nebenräume sind konsequent nach aussen entfluchtet. Der Vorbereich und die Eingänge sind allerdings in unterschiedliche Brandabschnitte unterteilt, aber auch nach aussen entfluchtet. «Dadurch mussten wir bei den Materialien keine weiteren Brandschutzmassnahmen mehr treffen», sagt Egli. Zur Verwendung von brennbaren Holzwerkstoffen gab deshalb die zuständige Behörde ohne weiteres grünes Licht. «Das Sperrholz aus französischer Seekiefer hat uns aufgrund der deutlich sichtbaren Maserung gefallen. Sie setzt einen Kontrapunkt zur linearen und sehr regelmässigen Lochung», meint der Architekt. «Und natürlich hat auch der Preis eine Rolle gespielt.» Das sonst eher für weniger hochwertige Anwendungen eingesetzte Seekiefersperrholz half mit, Kosten zu sparen, ohne bei der Funktion Abstriche machen zu müssen. 

Unterkonstruktion beeinflusst Akustik

Die Unterkonstruktion besteht aus einer Mineralwolldämmung, die je nach Anforderung zwischen 30 und 60 mm dick ist. «Wo genau welche Dämmung notwendig war, hat unser Akustiker definiert», sagt Egli. Die Halle ist akustisch auf ganz unterschiedliche Nutzungen ausgelegt. Neben dem Turnbetrieb muss sie auch für Theateraufführungen, Turn- und Kulturanlässe sowie für Versammlungen eine angenehme Akustik bieten. «Diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen, war eine Herausforderung», meint Egli.

www.l3p.ch

 

Produktinfo

TopPerfo

Die Akustikplatte gibt es in den Ausführungen Typ T, M, Clou und Micro. Die unterschiedliche Lochung bestimmt die akustischen Eigenschaften. Die Stärken des Typs T liegen im Tief- bis Mitteltonbereich, diejenigen des Typs M und Clou im Mittel- bis Hochton-bereich. Typ Micro weist über den ganzen Frequenzbereich gute Werte auf.

www.topakustik.ch

 

Die Kamerataugliche

Die Lochung von Akustikelementen kann Foto- sowie Filmaufnahmen mit digitalen -Kameras stören. Dabei kann es zum Moiré-Effekt kommen: Regelmässige Muster fangen an zu flimmern. Beim Umbau des multifunktionalen Konferenzraums im Bundeshaus stand die Kameratauglichkeit beim Anforderungsprofil an die neue Wandverkleidung auf der Liste weit oben, aber nicht zuoberst. «Wir wollten eine möglichst diskrete akustische Ausrüstung und trotzdem optimale Absorptionswerte», sagt Philipp Morf vom Architekturbüro Aebi & Vincent in Bern. 

Schallwellen reiben an Löchern

Herkömmliche Schallabsorber sind gelocht oder gerillt und funktionieren mit dem dahinterliegenden Hohlraum als Plattenre-sonator. Als Alternative zu den manchmal störenden Oberflächeneingriffen setzt die -Firma Akustik & Raum AG auf die Mikroperforierung. Sie kommt ohne zusätzlichen Resonanzraum aus, die Schallwellen reiben an den Lochwänden und bremsen sich gegenseitig aus. Bei der Sanierung bestehender Räume standen Architekten und Betreiber bisher vor der Wahl, die Akustik zu vernachlässigen oder die Oberflächenstruktur nachhaltig zu verändern. «Wir wollten die ursprüngliche, edle und vornehme Charakteristik des Saales erhalten», sagt Morf. Dies scheint gut gelungen. Bereits aus einem Meter Entfernung ist die Perforierung nicht mehr zu sehen, und das edle Kirschbaumfurnier mit der patinierten Oberfläche kommt uneingeschränkt zur Geltung. 

Historisch passend

Bezüglich Brandschutz mussten die Vorgaben B1 nach DIN 4102 oder Brandkennziffer 5.3 nach VKF eingehalten werden. Als Trägermaterial wählte man MDF in B1-Ausführung und zusätzlich in schadstoffarmer Verleimung. Verdeckt unter den Wandpaneelen befinden sich Medien- und Schrankfronten. Die feine Perforierung wirkt sich nicht negativ auf die Statik der Platten aus, die notwendigen Bedienungstüren sind deshalb direkt aus der Akustikplatte gefertigt. Das in sich stimmige Furnierbild musste auch zum historischen Motivfenster passen. Ob die Benutzer die technischen Rafinessen beachten, ist unsicher, dient doch der Raum der grössten Bundeshausfraktion als Plenarsaal. Hitzige Diskussionen dürften an der Tagesordnung sein.

www.aebi-vincent.ch

 

Produktinfo

Makustik Feinmikro

Mit nur 0,5 Millimetern Lochdurchmesser ist die Mikroperforation fast nicht zu sehen. Trotzdem erreicht das Produkt über den gesamten Frequenzbereich gute Werte. Das System ist in diversen Aufbauvarianten, Oberflächen und mit ganz unterschiedlicher Brandschutzausrüstung erhältlich.

www.akustik-raum.com

 

Die Gebogene

«Glücklicherweise sind beim Brand keine Menschen verletzt worden. Der Sachschaden war jedoch hoch», sagt Hans Rudolf Rütti, Direktor des altehrwürdigen Hotels Victoria-Jungfrau in Interlaken. Das Feuer vom 3. Oktober 2010 brach in der Biosauna aufgrund eines technischen Fehlers aus. Innert weniger Minuten konnte die angerückte Feuerwehr den Brand unter Kontrolle bringen, trotzdem hatte der sich ausbreitende Rauch zu grossen Schäden geführt. Rasches Handeln war angebracht, denn bereits stand die Wintersaison vor der Tür.

Wettlauf mit der Zeit

Weil noch einiges der bestehenden Decke zu retten war, entschied man sich für eine Ergänzung mit gleichem Material und mit der gleichen Konstruktion. «Das schwierige Bauumfeld mit der erhöhten Feuchtigkeit des Hallenbades sowie Anforderungen betreffend Brandschutz liessen keinen Spielraum für Alternativen zu», sagt Monika Kaufmann von der Brönnimann Architekten AG Interlaken. Ausserdem sei man bisher mit dem ursprünglich verwendeten -Material «Lignokustik beta» sehr zufrieden gewesen. Das Gewicht war einer der Punkte, die es zu beachten gab. Konstruiert ist die ganze Halle als Stahlbau. Zwischen den Trägern hängt eine Unterkonstruktion aus Holz. Montiert sind die gebogenen Elemente seitlich durch eine Rillenabsetzung. Die Übergänge der einzelnen Elemente sind als Nut-Feder-Verbindung gelöst. 

Schutz vor Feuchtigkeit

«Im Hallenbad herrschen spezielle bauphysikalische Bedingungen», sagt Godi Bärtschi von der HSR Ingenieure AG in Spiez. Der erfahrene Bauphysiker hat das Projekt begleitet und alle baurelevanten Vorgaben erarbeitet. Die Trägerplatten sind feuchtefest verleimt, ihre Faserbasis unempfindlich gegen Wasser. Die Mittellage besteht aus -einer speziellen Dämmlage, abgedeckt durch eine sechs Millimeter dicke Akustikmembran. In dieser Ausführung entspricht «Ligno-kustik beta» der Brandkennziffer B2 nach DIN 4102. Als zusätzlicher Schutz ist das Produkt mit einem Brandschutzlack versehen. «Dank der aussergewöhnlich guten und effizienten Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten wir das Bad pünktlich auf Weihnachten, zum Start der Wintersaison 2010/2011, wieder eröffnen», sagt der sichtlich erleichterte Hoteldirektor Hans Rudolf Rütti.

www.broennimann-architekten.ch

Produktinfo

Lignokustik beta B1/B2

Das Element besteht aus einer Membran, der Mitteldämmung und einer Trägerplatte. Die Totalstärke beträgt 

31 mm. Alternativ wird das Produkt auch dünner angeboten, zum Beispiel für Schranktüren. Zur Verfügung stehen die Varianten Brennbar (B2) und Schwer entflammbar (B1) mit verschiedenen Oberflächen.

www.lignokustik.ch

 

Die Vielbeachtete

Es musste schnell gehen beim Raststättenumbau in Erstfeld. «Auch wenn wir ein Provisorium einrichten konnten, waren wir doch wegen der daraus resultierenden Betriebseinschränkung unter enormem Zeitdruck», sagt Martino Epp des Architekturbüros Germann & Achermann in Altdorf. Fast jeder zwischen Nordsee und Alpen, der mit dem Auto über- oder durch den Gotthard nach Süden fährt, macht Rast im Urnerland und stärkt sich für die Weiterreise. Die in die Jahre gekommene Raststätte – sie wurde im Mai 1980, also noch fünf Monate vor dem Gotthardstrassentunnel eröffnet – hatte den Umbau dringend nötig. Nach nur neun Monaten Umbauzeit konnten die Res-taurants ihre Gebäude wieder in Betrieb nehmen. 

Werkstoff Holz überzeugte

«Für die akustische Ausrüstung hat sich die  Bauherrschaft gegen Gipsplatten, aber für das Holzprodukt ‹Akustibohr› von Woodwork entschieden, weil sie eine möglichst homogene und angenehme Oberfläche wollte», sagt Epp. «Die Planung der Akustikteile gestaltete sich aber recht aufwendig», so der erfahrene Planer. Jedes Element wurde einzeln gezeichnet und in die Struktur eingepasst. Nötig war dies wegen der Lochung. «Alle Elemente weisen eine ungebohrte Randpartie auf, auch bei den Elementstös-sen. «Weil wir keine unregelmässige Locheinteilung wollten, musste die Unterkonstruktion genau auf die Systemmasse aus-gerichtet werden», erklärt Epp. Teilweise erforderte dies Aufdoppelungen in Leibungen und Nischen. 

Unsichtbare Befestigung

«Für die Montage der Elemente haben wir eigens eine Befestigungsschraube entwickelt», sagt Thomas Ruch von der Woodwork AG. Sie besteht aus einem langen Dübel, der von der Akustiklochung bis in die Mauer hinein reicht. Mit dem Eindrehen der Schraube verklemmt sich der Dübel in beiden Werkstoffen gleichzeitig. «Damit ist die direkte, aber unsichtbare Montage durch die Lochung möglich», freut sich Ruch. Beim Brandschutz waren keine besonderen Vorkehrungen zu treffen. «Das ganze Gebäude ist zum Aussenraum entfluchtet, den Brandschutz konnten wir uns sparen», meint Epp. Über mangelnde Beachtung der Produkte kann sich Thomas Ruch nicht beklagen: «Kaum ein Schweizer Restaurant dürfte eine derart internationale Kundschaft haben.»

www.gerach.ch

 

Produktinfo

Akustibohr

Das Bohrbild dieser Serie basiert auf -einem 32- respektive 16-mm-Raster. Bei der Anordnung gibt es unter-schiedliche Varianten, dazu sind diverse Lochdurchmesser erhältlich. Neben individuell gefertigten Elementen hat Woodwork Rasterdeckenelemente und Paneele verschiedener Formate im -Angebot.

www.akustipan.ch

 

Veröffentlichung: 17. März 2011 / Ausgabe 11/2011

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