Die besondere Qualität von Holz

Enorm ist die Wirkung dieser Tür im Stadtcasino Basel, von der Jos. Berchtold AG. Bild: Olivier Brandes

Massivholztüren.  Die grosse Menge aller Türen wird heute mit Holzwerkstoffen und massiven Einleimern hergestellt. Es gibt aber auch sehr gute Gründe, besonders Durchgänge im Innenbereich ganz aus massivem Holz auszuführen.

Wer in der Freizeit in eine Stadt reist, um sie etwas kennenzulernen, wird vielleicht ein paar besondere Quartiere besuchen, die architektonisch etwas zu bieten haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diese Person aber in der Altstadt landen. Die Bauten und deren Anordnung sind Zeitzeugen, die mit ihren Fassadenstrukturen und Dekorelementen von einem ganz anderen Verhältnis zur Handwerkskunst berichten, als das heute üblich ist. Viele Menschen fühlen sich von dem, was sie sehen, innerlich berührt, da es formal vieles zu entdecken gibt.

Eingangstüren bestanden früher aus Massivholz, weil es Holzwerkstoffe noch gar nicht gab, und auch die gestemmte Konstruktion mit den Füllungen war eine logische Konsequenz der damaligen Möglichkeiten. Mit den Proportionen und der Anordnung der Friese und Füllungen konnte dafür so eine Tür gestalterisch die Funktion des Hauses hervorheben. Zusätzliche dekorative Elemente betonten die Wichtigkeit der Bewohner. Das Gleiche galt in einer meist schlichteren Form auch für die Innentüren.

Die Entwicklung nachholen

Damit heutige Türen ihre Aufgaben erfüllen können, sind die Blätter mehrlagig aus verschiedenen Materialien aufgebaut und verfügen über so manche konstruktive Besonderheiten, damit sie Zugluft, Schall, Rauch, Feuer und mehr zurückhalten. Es werden dennoch vollmassive Türen hergestellt und man trifft sie vor allem in Innenbereichen an – und das in alten wie auch neuen Gebäuden.

In denkmalgeschützten Bauten, die öffentlich genutzt werden, kommt es oft vor, dass historische Türen nachgebaut und dabei so konstruiert werden müssen, dass sie alle neuen Anforderungen erfüllen. Die Firma Jos. Berchtold AG aus Zürich ist unter anderem spezialisiert auf die Aufrüstung und den stilgerechten Nachbau von historischen Massivholztüren und beliefert auch Schreinereien. Bei Arbeiten im Denkmalschutzbereich müssen alle Massnahmen mit den Denkmalpflegern gut abgesprochen und Bewilligungen eingeholt werden.

Aufgerüstete sowie rekonstruierte Türen müssen weitgehend authentisch sein und zudem bezüglich Schallschutz, Sicherheit und allenfalls Brandschutz vorgegebene Aufgaben erfüllen. Bezüglich Sicherheit kann das beispielsweise bedeuten, dass die historischen Türen eines Veranstaltungssaales – wie im Kongresshaus Zürich – neu gegen aussen statt gegen innen zu öffnen sind. Damit wurde dort den Anforderungen an den Fluchtweg entsprochen. Gut zu wissen ist sicher, dass mit zuständigen Behörden auch Mitfinanzierungen für den Erhalt verhandelt werden können.

Besondere Fähigkeiten

Holz ist ein wunderbar vielseitiger Werkstoff, der sich mit seinen positiven Eigenschaften immer mehr im modernen Hausbau durchsetzt. Vollmassive Türen werden sehr bewusst und in Bauten mit einem besonderen Anspruch eingesetzt. Sie werden heute von verschiedenen Herstellern nach klassischen Vorbildern sowie in zeitgemässen Ausführungen produziert. Bestechend ist bei solchen Produkten die natürliche, einzigartige Optik sowie die angenehme Haptik. Auch kommt mit ihnen etwas von dem, was in einer Altstadt innerlich berührt, in das eigene Heim.

Die Fähigkeit der Holzoberflächen, Mikroorganismen aus der Luft aufzunehmen und abzugeben, verbessert die Raumluft. Mit der regulierenden Wirkung auf die Luftfeuchtigkeit wird somit das Raumklima positiv beeinflusst. Angenehm kann auch der Duft des Holzes sein. Wichtig ist bei alldem, dass die Oberfläche so veredelt wird, dass das Holz weiter atmen kann. Beispielsweise behalten geölte Oberflächen viele positive Eigenschaften, da die Poren nicht verschlossen werden.

Alle Stilrichtungen

Die Jeld-Wen Schweiz AG in Bremgarten AG führt in ihrer Modellreihe Dana ein ganzes Sortiment an Massivholztüren. Angeboten werden Ausführungen in Fichte gebürstet und bei den gestemmten Modellen auch in Altholz. Durch die Wahl der Beschläge lässt sich die Tür dann noch optimal an das Gebäude anpassen – gestemmte Türen passen ja nicht nur in alte Häuser.

Von der Josef Rohrer AG in Flüeli-Ranft OW werden schon seit Jahren glatte Massivholztüren mit einem mehrschichtigen Aufbau hergestellt. Die Tür mit dreilagigem Fichtenblatt erreicht laut Firmenangaben einen Schallschutz von ca. RW 30 dB. Deren Einsatz, verbunden mit ganzen Wandelementen in Massivholz, hat sich immer wieder bewährt, da so die positiven Eigenschaften besonders zum Tragen kommen. Zwischen Räumen mit grossen Unterschieden im Raumklima sollten solche Türblätter hingegen nicht verwendet werden – aber das dürfte für jede Holzfachkraft selbstverständlich sein.

Leimfreies Türblatt

Die Rubner Türen AG aus Kiens im Südtirol (I) bietet gestemmte Massivholztüren in seiner FM-Reihe an. Wer lieber glatte Türblätter mag und den Anteil an Fremdstoffen möglichst klein halten möchte, dürfte das neue Modell Noemi interessant finden. Die Massivholz-Innentür ist absolut leimfrei. Das Türblatt aus Fichte oder Lärche besteht aus zwei Brettschichten, die durch Gratleisten und spezielle Stabilisierungsleisten verbunden werden.

Geliefert wird normalerweise eine rohe, geschliffene oder gebürstete Oberfläche. Die leichten V-Fugen zwischen den wechselnd breiten Brettern bestimmen das Erscheinungsbild der Blattoberfläche. Auf der Schlossseite folgt nach dem ersten Brett eine Dehnungsfuge von zirka fünf Millimetern. Durch diese kann die restliche Fläche je nach Luftfeuchtigkeit quellen oder schwinden. Geeignet ist dieses Türmodell für den Gebrauch im privaten Wohnbau und für nicht intensiv genutzte Durchgänge. Laut Herstellerangaben ist mit leichten Verformungen während des Jahresverlaufs zu rechnen. Diese sollten sich aber immer wieder rückbilden.

Brandschutz mittels Auftrennung

Ebenfalls sehr speziell und daher hier ganz separat erwähnt ist das Heritage-Verfahren der Jos. Berchtold AG. Dieses erlaubt aus originalen, historischen, gestemmten Türen zugelassene Durchgänge mit einem Brandschutz EI 30 zu fertigen. Möglich sind sogar Türblätter mit 40 mm Dicke. Die Originalblätter werden in einem speziellen Verfahren aufgetrennt und dann mit einer feuerfesten Schicht dazwischen neu verleimt. Durch das Anbringen neuer Kanten aus Altholz ist die mittlere Funktionsschicht nicht sichtbar.

www.josberchtold.chwww.jeldwen.chwww.rohrex.chwww.tueren.rubner.com

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 08. September 2022 / Ausgabe 36/2022

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