Die Fugen im Griff

Schallschutz.  Die Sensibilität in der Bevölkerung bezüglich Lärmschutz nimmt zu. Dies hat auch Auswirkungen auf den Türenbereich. Bei Messungen an eingebauten Elementen entscheiden Details, ob sie die Anforderungen erfüllen oder nicht.

«Wenn ich in einem Neubau Mängel suchen müsste, dann würde ich Schallmessungen bei der Küche und der Abschlusstür machen», sagt Rudolf Blickle vom Institut für Lärmschutz in Unterägeri. Meistens erfüllt eines von beidem die Anforderungen an den Schallschutz nicht. «Immerhin wurden die Normen bei den Türen auf ein realistisches Mass angepasst», ergänzt Blickle. So gibt die SIA-Norm 181 einen Schalldämmwert R‘ w+C 37 dB für Abschlusstüren vor.

Das schwächste Glied entscheidet

Dennoch häufen sich bei Rudolf Blickle die Anfragen für Schallmessungen von Türen am Bau. Aber woran liegt das? Entscheidend ist der Wert der vor Ort eingebauten, betriebsfertigen Tür und nicht der Laborwert. «Dies ist bei vielen Planern und Handwerkern noch nicht ganz angekommen», ergänzt Rudolf Blickle. Zum Beispiel geben Hersteller den Schalldämmwert eines Türrohlings an. Dieser Wert bezieht sich nur auf das im Labor gemessene Blatt. In der Praxis spielen aber Rahmen, Beschläge, Anschlüsse, Dichtungen usw. eine wesentliche Rolle. Anders als bei der Wärmedämmung lassen sich beim Schallschutz allfällige Lücken kaum durch bessere Materialien kompensieren. Erfüllt eine Tür mit 10 mm Luft zum Boden die Vorgaben nicht, dann hilft auch kein besseres Türblatt. Das Problem bleiben die 10 mm Luft. «Beim Schallschutz ist immer das schwächste Glied entscheidend», erklärt Blickle.

Sauberes und genaues Arbeiten ist also gefragt. Dies beginnt bereits bei der Planung: Je geringer die Toleranzen, desto kleiner sind die Fugen, die man abdichten muss.

Zöpfe sind fehl am Platz

Vielen sind die Situationen auf den Baustellen bekannt: Die Mauern stehen selten genau im Senkel, sie weisen Ausbrüche oder unsaubere Übergänge auf. Insbesondere bei Sanierungen kommt dies oft vor. Unter solch ungünstigen Voraussetzungen muss dann der Schreiner eine schalldichte Anschlussfuge erstellen. Kandid Vögele, Lei-ter Technik beim Dichtstoffhersteller Gyso, empfiehlt, hier frühzeitig zu reagieren: «Allenfalls muss der Maurer oder Gipser nochmals ran und einen sauberen Abschluss erstellen.» Ob das Futter oder der Rahmen mit Silikon, Acryl oder Hybrid abgekittet wird, spielt schalltechnisch keine Rolle. «Wichtig ist, dass die Fugen überall geschlossen sind», ergänzt Vögele. Das bedeutet aber auch, dass es später durch Schwinden und Quellen zu keinen Abrissen kommen darf.

Oft wird auch empfohlen, Hohlräume bei Türrahmen mit Glas- oder Steinwolle oder Seidenzöpfen auszufüllen. Im Schallschutzbereich rät Kandid Vögele aber davon ab. «Wenn man diese Materialien womöglich noch mit dem Schraubenzieher hineinstopft, kann man kaum kontrollieren, ob wirklich alles dicht ausgefüllt ist», begründet er. Besser wäre Ausschäumen: Auf der einen Seite verschliesst man die Fuge mit einer Rundschnur, damit der Schaum nach vorne herausquillt und den Hohlraum vollständig ausfüllt. Montageschaum ist allerdings in der Vergangenheit durch Verarbeitungsfehler und hohe Schadstoffemissionen in Verruf geraten. «Mittlerweile gibt es aber schadstoffarme und vor allem dauerelastische Produkte, die nicht auf Polyurethan basieren», sagt Vögele. Dauerelastizität ist auch beim Schaum wichtig, damit er Bewegungen aufnehmen kann, nicht abreisst und so keine Lücke entstehen lässt.

Zwei nicht unbedingt besser als eine

Selbst unter Fachleuten gibt es Diskussionen über die Wirkung einer doppelten Dichtung zwischen Rahmen und Türblatt. Sind zwei Dichtungen wirklich besser? «Nein, zwei sind einfach immer noch undicht», sagt Rudolf Blickle und verweist auf diverse Untersuchungen zu diesem Thema. Sie zeigen, dass zwei Dichtungen nur eine geringe schalltechnische Verbesserung bringen. Die Gründe dafür liegen beim Anpressdruck, der sich auf beide Dichtungen verteilt, wodurch diese nicht mehr sauber anliegen. «Würde auf zwei Dichtungen derselbe Anpressdruck wirken wie auf einer, dann könnte man die Tür nur noch mit grossem Kraftaufwand schliessen», sagt Blickle dazu. Viel entscheidender als die Anzahl Dichtungen ist, dass diese gleichmässig um mindestens 8 mm aufliegen und die Dichtungsebene rundum geschlossen ist – verstellbare Bänder bieten deshalb Vorteile.

Senkdichtungen müssen richtig eingestellt und abgelängt sein. Oft wird aber der gesamte Beschlag inklusive Gummi auf dasselbe Mass abgelängt. Zwischen Türflügel und Rahmenfalz entsteht dadurch wieder eine kleine Lücke. Richtig wäre es, das Aluprofil der Senkdichtung auf das Tür-, den Gummi auf das Rahmenfalzmass abzulängen. «Ebenfalls negativ auf die Schalldämmung auswirken kann sich eine zu grosse Nut für die Senkdichtung, weil die Schallwellen sich dann einfach um die Dichtung herum verbreiten», fügt Blickle an. Aber auch die beste Senkdichtung nützt nur wenig, wenn zum Beispiel der Unterlagsboden an dieser Stelle nicht getrennt ist und sich Körperschall ausbreiten kann.

Zylinder ein akustisches Loch?

Die weit verbreitete Meinung, dass Zylinder den Schalldämmwert von Türen stark negativ beeinflussen, konnten Untersuchungen nur zu einem kleinen Teil bestätigen. Zylinder stellen zwar eine akustische Schwachstelle dar, sie fällt aber erst bei hoch schalldämmenden Türen ab 50 dB ins Gewicht. Selbst Bundbartschlösser beeinflussen das Ergebnis erst ab einem Schalldämmwert von 40 dB massgeblich.

Ein grösseres Problem stellen nachträglich angebrachte Beschläge wie Mehrpunktverriegelungen dar. Die zusätzlichen Bohrungen und Ausfräsungen können den Schalldämmwert erheblich verschlechtern.

Sich informieren lohnt sich

Entscheidend für eine gute Schalldämmtür ist also nicht nur das Blatt, sondern das komplette System. Einfach schnell eine Tür produzieren und montieren kann den Schreiner im schlimmsten Fall teuer zu stehen kommen. Nämlich dann, wenn ein unzufriedener Kunde eine Messung am Bau verlangt und dabei herauskommt, dass die Tür die Normen nicht erfüllt. Deshalb kann es sich in schwierigen Fällen lohnen, im Vorfeld den Rat eines Experten einzuholen. Dass dies mit höheren Kosten verbunden ist, versteht sich von selbst. «Den Mercedes für den Preis eines Golfs gibt es einfach nicht, und das muss der Handwerker auch der Bauherrschaft erklären», sagt Kandid Vögele dazu. Aber dafür kann Rudolf Blickle vielleicht in ein paar Jahren sagen, dass nur noch die Küche schalltechnisch ein Problem sein könnte.

www.institutfuerlaermschutz.chwww.gyso.chwww.korff.ch

ph

Veröffentlichung: 08. Dezember 2011 / Ausgabe 49/2011

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