«Die Furnierteile mussten alle gleich gross sein»

Am Fischgratmuster dieser Verkaufstheke hat Carmen Rutz mitgearbeitet. Bild: Scherrer Schreinerei AG

Lehrziit. Zum Innenausbau eines Bioladens gehörte auch eine Theke mit einem Fischgratmuster. Carmen Rutz von der Scherrer Schreinerei AG aus Niederhelfenschwil SG war daran beteiligt.

Auf Instagram hat dein Ausbildungsbetrieb Bilder einer Verkaufstheke mit einem tollen Fischgratmuster gepostet. Was davon hast du gemacht?

Carmen Rutz: Genau, in einem Bioladen hat mein Betrieb verschiedene Innenausbau-Arbeiten ausgeführt. Die Front der Verkaufstheke im Fischgratmuster aus furnierter Eiche war dabei für mich ein Höhepunkt. Ich habe diese zusammen mit meinem Ausbildner produziert.

Magst du furnieren?

Ja, das habe ich schön öfters gemacht. Ein Muster mit Furnier herzustellen, war aber neu. Da wir gute Vorarbeit geleistet hatten, verlief die Produktion ohne Probleme. Das Herausfordernde war, dass die Furnierteile alle genau gleich gross sein mussten, damit es keine Differenzen gab. Das war recht aufwendig und wir mussten sehr genau arbeiten, doch es hat sich gelohnt. Leider war ich bei der Montage nicht mit dabei und kenne das Endprodukt auch nur von Bildern.

Bist du in der Regel mehr in der Werkstatt oder auf der Baustelle im Einsatz?

Vor allem in der Werkstatt. Ich habe noch einen Mitstift, der eher mit auf die Baustellen geht.

Was für Arbeiten werden dir im Alltag zugeteilt?

Ich erhalte viele kleinere Aufträge, die ich selbstständig erledigen darf. Das finde ich sehr cool. Das sind zum Beispiel oft Einbauschränke. Am besten finde ich, dass ich die meisten Aufträge von A bis Z selber abarbeiten darf, ausser der Bedienung des CNC- Bearbeitungscenters natürlich.

Dann gefällt es dir in deinem Lehrbetrieb?

Ich finde es einen sehr tollen Betrieb. Da wir eine Schreinerei und eine Fensterbau-Abteilung haben, stellen wir so ziemlich alles her. Von den Fenstern über den Innenausbau bis zu Möbeln, zum Beispiel Tischen. Ich erhalte hier ein breites Bild der Arbeiten einer Schreinerin. Ich hatte an vier Orten geschnuppert, doch die Scherrer Schreinerei war meine erste Wahl. Ich durfte damals gleich eine eigene Werkzeugkiste herstellen und fand, dass der Betrieb am vielseitigsten war.

Dann hast du auch schon Möbel produziert?

Bisher erst ein Hängeschränkchen. Dieses war für mich ein kleines Highlight, weil es eine tolle Furnierarbeit war. Für mich persönlich habe ich bisher noch kein Möbel hergestellt. Das möchte ich bald ändern.

In welchem Lehrjahr bist du?

Ich habe gerade das dritte begonnen, bin also in der Halbzeit. Die ersten Jahre sind sehr schnell vorbeigegangen. Aber das ist gut so und ich habe schon sehr viel gelernt. Ich freue mich auf das dritte Jahr. Vor der Teilprüfung habe ich allerdings schon etwas Respekt. Ich möchte viel üben und damit schon bald loslegen. Das Tolle ist, dass ich mit meinem Mitstift abends noch trainieren darf. Zu zweit geht es besser, weil man sich gegenseitig motivieren kann.

Welche gehören zu deinen Lieblingsarbeiten?

Hmm, das ist schwierig zu sagen. Eigentlich nichts Bestimmtes. Am liebsten ist es mir, wenn ich einen Auftrag von A bis Z selbstständig bearbeiten darf. Ich bin auch gerne mal auf dem Bau mit dabei. Das gehört dazu. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Es war die richtige Entscheidung, Schreinerin zu lernen. Als Zimmerin hatte ich ebenfalls geschnuppert. Doch das war mir zu grob. Zeichnerin Innenausbau fände ich jedoch auch noch spannend.

Dann hast du dir schon Gedanken für die Zeit nach deiner Ausbildung gemacht?

Ja, mein Ziel wäre es, eines Tages ins Büro zu wechseln. In welcher Funktion, weiss ich allerdings noch nicht. Aber erst nach ein paar Jahren. Ich möchte nach der Lehre zuerst Arbeitserfahrungen sammeln. Die Schreinerbranche finde ich toll und möchte sie nicht verlassen.

Ist es für dich ein Thema, eine Frau in einer Männerdomäne zu sein?

Nein, überhaupt nicht. Im Betrieb sind wir zwei Frauen und in der Klasse acht, das ist ein Drittel.

Interview mit: 

Carmen Rutz aus Niederstetten im Kanton St. Gallen. Sie ist 18 Jahre alt und hat gerade das dritte Lehrjahr bei der Scherrer Schreinerei AG in Niederhelfenschwil SG in Angriff genommen. In die Berufsschule geht sie nach Flawil SG. In ihrer Freizeit spielt Carmen Rutz Volleyball bei Volley Uzwil in der 4. Liga. Zudem spielt sie Saxofon im Blasorchester der Jugendmusik Uzwil. Da sie kürzlich 18 Jahre alt geworden ist, nimmt sie fleissig Fahrstunden und freut sich, bald zum ersten Mal abstimmen zu dürfen.  

 

Nicole D'Orazio

www.scherrer-schreinereiag.ch

 

Veröffentlichung: 01. September 2022 / Ausgabe 35/2022

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