«Die Idee der Scherenschnitte hatte ich zuerst»

Das Sideboard von Jacqueline Rohrer mit den Scherenschnitten. Bild: Jacqueline Rohrer

In ihrer Individuellen Praktischen Arbeit (IPA) hat Jacqueline Rohrer ihre Verbundenheit zur Natur und zur Landwirtschaft ausgedrückt. Ihre Idee von Scherenschnitten waren mit einem Sideboard am besten kombinierbar. So kommen die Motive schön zur Geltung. Ihre Ausbildung bei der Holzbau Bucher AG in Kerns OW hat sie gerade abgeschlossen.

Du hast als IPA ein Sideboard mit Scherenschnitten und einem Bergrelief gemacht. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Jacqueline Rohrer: Ich wollte ein einfaches Möbel herstellen. Den Gedanken der Scherenschnitte hatte ich schon vorher. Und mit einem Sideboard war dies am besten umzusetzen.

Hast du die Scherenschnitte von Hand hergestellt?

Ja, mit dem Japanmesser nach alter Schule. Ich habe sie aus einem Millimeter dicken Furnier aus amerikanischem Nussbaum ausgeschnitten. Mit dem Laser wollte ich es nicht machen. Dafür habe ich sehr viel Zeit aufgewendet. Die Arbeit war meine Weekendbeschäftigung. Ich bin öfters statt in den Ausgang zu gehen in der Werkstatt gestanden. Aber es hat sich gelohnt.

Hast du die Scherenschnitte mehrmals machen müssen?

Nein, ich habe sie auf Anhieb hingekriegt. Ich hatte aber zuvor schon einmal Scherenschnitte mit ähnlichen Motiven gemacht.

Weshalb hast du diese Motive ausgewählt?

Ich wollte den Alpauf- und -abzug darstellen. Ich lebe auf einem Bauernhof in einem kleinen, ländlichen Dorf. Die Landwirtschaft, die Natur und Heimat sind mir sehr wichtig. Das wollte ich in meiner IPA zum Ausdruck bringen.

Auch ein Bergrelief ziert dein Sideboard. Welche Berge sind das?

Unsere Hausberge: der Widderfeld Stock, das Nünalphorn und der Huetstock. Zuhause schaue ich sie ständig an. Das Relief habe ich am Computer nachgezeichnet und es auf ein Furnier gedruckt, ausgeschnitten und auf eine Spanplatte aufgeleimt. In der Nische in der Mitte des Sideboards habe ich das Relief auch nach hinten gezogen. Es ist schön herausgekommen, und ich habe Freude daran. Das Möbel ist auch von den Experten gut bewertet worden, was mich sehr gefreut hat.

Aus welchem Holz ist das Sideboard gefertigt?

Aus europäischem Nussbaum-Massivholz. Ich wollte ein edles und etwas dunkles Holz, das sich gut verarbeiten lässt.

Woran denkst du bei den vier Lehrjahren zurück?

Es war eine tolle Zeit. Ich bin fast etwas wehmütig. Wir hatten an der Berufsschule in Sarnen eine tolle Klasse und tolle Lehrer sowie einen super Zusammenhalt. Ich werde es vermissen, mit meinen Klassenkameraden zu diskutieren und fachzusimpeln. Zudem schaue ich gerne auf die Sektionsmeisterschaften in Obwalden zurück. Diese konnte ich gewinnen und durfte an die Regionalmeisterschaften in Winterthur. Super ist natürlich, dass ich den Abschluss mit einer Note von 5,4 geschafft habe.

Hast du einen Tipp für alle Lernenden?

Wenn man sich bei etwas nicht sicher ist, besser nachfragen und nicht unvorsichtig sein. Ein Fehler kann den Betrieb viel kosten, oder man kann sich verletzen. Zum Glück ist mir nichts Gröberes passiert.

Was gefällt dir am Beruf der Schreinerin?

Jede Holzart ist unterschiedlich, kein Stamm ist geformt wie der andere, und das Holz kann sich durch das Wetter verändern. Das ist sehr spannend. Ich finde es auch schön, dass ich Dinge herstellen kann, an denen jemand Freude hat.

Welche Arbeiten durftest du im Lehrbetrieb übernehmen?

Ganz unterschiedliche. Kürzlich habe ich zum Beispiel ein Rundbogenfenster hergestellt. Zwischendurch auch mal ein Möbel. Toll finde ich, dass wir im Betrieb alles von Hand herstellen. Wir haben auch kein CNC-Bearbeitungszentrum, was ich gut finde.

Wie geht es für dich nun nach dem Abschluss weiter?

Ich darf in meinem Lehrbetrieb bleiben. Das freut mich sehr. Wir sind wie eine grosse Familie und können oft miteinander lachen. Eventuell mache ich später eine Weiterbildung, wenn ich wieder Lust habe zu lernen. Vorerst will ich als Schreinerin so weitermachen.

Nicole D'Orazio

www.holzbau-bucherw.ch

 

Veröffentlichung: 12. August 2021 / Ausgabe 33/2021

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