Die «schönste» Küche der Schweiz

Strukturen stehen bei der «Lifestyle Kitchen» im Kontrast zu glatten Flächen. Die gezielte Beleuchtung hebt ein-zelne Flächen hervor. Bilder: Schreinerei Merk AG

Swiss Kitchen Award.  Was hat diese Küche, was andere nicht haben? Ist es die ungewöhnliche Materialisierung? Die Anordnung der Elemente? Die Mischung aus Alt und Neu? Fest steht: Nicht nur der Jury, sondern auch dem Publikum gefiel die «Lifestyle Kitchen» am besten.

Unter Applaus verkündete Laudator Markus Schraner von der Wesco AG in der Trafohalle in Baden den Sieger des ersten Swiss Kitchen Awards. Die «Lifestyle-Küche» der Merk Raumgestaltung aus Uster sei ein richtiges Unikat und deshalb ein berechtigter Sieger. Der Bereichsleiter Küchenlüftung der Wesco AG zeichnete damit ironischerweise ein Konkurrenzprodukt aus – die «Lifestyle Küche» mit der schwebenden Kücheninsel ist mit dem Dunstabzug «Jasmine» von Elica ausgestattet. Die formvollendete Haube zieht nicht nur Dunst ab, sie beleuchtet gleichzeitig das Kochfeld. Mit der «Lifestyle Küche» habe das Konzept gewonnen, welches auch beim Publikum am besten abgeschnitten habe, so der Laudator.

«Das ist einfach gewaltig», sagt Karl Zwicki zur Tatsache, dass er sich mit seiner 20-köpfigen Schreinerei gegen weit grössere Unternehmen durchsetzen konnte. Über hundert Bewerber waren es zu Beginn. Am Ende holte die «K17», ein Produkt der Kissling AG aus Reiden, hinter der «Lifestyle Kitchen» Silber. Die Küche «Orea1» aus der «Muotathaler Küchenschmiede» erhielt die bronzene Auszeichnung verliehen.

Wohlfühlen in der Küche

«Es war mir wichtig, eine sinnliche Küche zu gestalten, die das Kochen zelebriert und bei der man lustvoll ans Arbeiten denkt», beschreibt Tanja Sidler Zwicki den Gestaltungsansatz ihres Siegerobjekts. Mit den Mitteln des Schreiners sollte ein Ort geschaffen werden, der Menschen verbindet, und an dem gemeinsam gekocht werden kann. Tanja Sidler Zwicki erreichte dies durch die Anordnung von horizontal und vertikal ausgerichteten Quadern. Es entstanden verschiedene Ebenen, die eine flexible Nutzung erlauben: Die eine Seite der Kochinsel funktioniert als Küche, die andere Seite dient als Highboard und Bar. Quer zur dunklen Koch- und Rüstfläche verlaufen massive Fichtenbalken mit geschroppter Oberfläche.

Ausgezeichnete Eigenschaften

Für die Jury rund um den Architekten Daniel Lischer war es vor allem das gekonnt eingesetzte Holz, das bei der «Lifestyle Kitchen» am Ende überzeugte. Aber auch die Kontraste hob er hervor, die hier allenthalben als Gestaltungselement zum Einsatz kommen: Die tiefen Strukturen der Fronten stehen im Gegensatz zur geschlossenen Oberfläche der schwarzen Abdeckung aus «Silestone». Öffnet man die ebenfalls dunklen Schrankfronten, überraschen helle Innenschubladen aus Kerneschenholz. Auch die Gaggenau-Geräte treten mit den ar-chaisch wirkenden Strukturfronten in Kontrast und bilden einen spannenden Gegenpol zu den mit Fell belegten Barhockern. Letztere bestehen schlicht und einfach aus einem besäumten Fichtenstumpf.

Hervorgehoben wurde auch das explizit sichtbare Schreinerhandwerk. Dieses manifestiert sich nicht zuletzt in den Besteckeinsätzen, die aus dem Vollen gefräst sind.

Von der Form zum Objekt

«Im Vordergrund stand von Anfang an die Gestaltung», äussert sich Karl Zwicki zum Vorgehen bei der Entwicklung der Küche. Man habe zuerst eine Form gesucht und erst danach geschaut, wie man diese umsetzen könnte. «Eigentlich mussten wir kaum Kompromisse eingehen», so die Gestalterin Tanja Sidler Zwicki. Einzig die Höhe der schwebenden Kochinsel reduzierten die Macher am Ende leicht. Sie wurde auf Getränkeflaschen abgestimmt, die im Korpus Platz finden mussten.

Das kompromisslose Vorgehen erforderte einigen Mehraufwand. «Damit die Insel optisch leicht erscheint, war ein aufwendiges Metallgerüst notwendig», erklärt Karl Zwicki. Schliesslich befindet sich das schwere Kochfeld in der «schwebenden» Zone. Aber auch das Innenleben aus edlem Eschenholz hat sein Gewicht. Vorne auf einer schwarzen Metallstütze liegt die Kochinsel, die inwendig Tablare aufweist. Zur Wand hin – in der Region des Spülbeckens – befindet sich die Hauptstütze. Sie gewährt den Wasser- sowie den Stromanschluss.

Eine echte Herausforderung stellten die Übergänge bei den umlaufenden Fronten aus strukturgeprägter Multiplexplatte dar. Bei den Türen und Schubladendoppeln läuft der Strukturverlauf sauber durch. Die Dicke des trennenden Fräserblattes entspricht gleich auch der «Luft» zwischen den Elementen. «Die Korpusecken boten einen Knackpunkt», sagt Karl Zwicki. «Wir mussten die unregelmässige Oberfläche hier sauber anpassen.» Da die Deckschicht der Strukturplatte zum Teil nur wenige Zehntel misst, war das ein heikles Unterfangen.

Ergänzende Gadgets

«Alpen Chic» trifft den Stil der Küche wohl nicht schlecht. Doch trotz ihrem alpenländischen Charakter geizt das Objekt nicht mit technischen Features. Eine extra Schublade für den Tablet-Computer darf da nicht fehlen. Karl Zwicki verweist auf den entsprechenden Anschluss, der die Stromversorgung für das Gerät sicherstellt. Und Tanja Sidler Zwicki fügt hinzu, dass das Tablet die moderne Küche sinnvoll ergänzt: «Es geht einerseits darum, Rezepte aus dem Internet abzufragen. Andererseits will man heute auch beim Kochen mit der Welt verbunden sein», stellt sie ein allgemeines Bedürfnis fest.

Ein weiteres spannendes Detail: Auf der zum Wohnraum hin gelegenen Seite der Kochinsel sorgt eine automatisch öffnende Schiebetür mit Fernsteuerung für das gewisse Etwas. Sobald diese wegschwenkt und im Innenraum das Licht angeht, dürfte sogar ein Kochmuffel an der «schönsten» Küche der Schweiz Gefallen finden.

www.merkraumgestaltung.chwww.swiss-kitchen-award.ch

MW

Veröffentlichung: 12. Dezember 2013 / Ausgabe 50/2013

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