«Die Sommerferien waren viel zu kurz»

Ersetzt wurden alle Decken in den Korridoren und im Treppenbereich des Schulhauses. Die furnierten Paneele aus Gipsfaserplatte sollten dem bestehenden Täfer möglichst nahe kommen. Bild: Deckisol AG

Deckenmontage.  Das Schulhaus Rebacker in Herrliberg hat eine sanfte Renovierung erfahren. Dabei wurden nicht nur die Decken ausgewechselt, sondern das ganze Brandschutzkonzept mit Flucht- und Rettungswegen neu konzipiert – und das nicht ganz ohne Zwang.

Das Primarschulhaus Rebacker im zürcherischen Herrliberg ist zwar erst rund 50 Jahre alt, trotzdem hat der kantonale Denkmalschutz bereits ein Auge auf den Betonbau geworfen. Das bekam die Baubehörde und der Architekt Walter Denzler bei der Planung zur Sanierung zu spüren. Das Schulhaus gilt als Musterbau für die Betontechnik der 1960er-Jahre. «Man hatte damals das Gefühl, nichts sei unmöglich, tatsächlich haben sich aber später viele Details als untauglich erwiesen», weiss Denzler. Das Gebäude sei zwar vom renommierten Architekten Hans von Meyenburg formal sehr harmonisch entworfen – überall finde man Proportionen im goldenen Schnitt. Dem damaligen Stand der Technik entsprechend wurde aber wenig Wert auf die Wärmedämmung und Sicherheit gelegt. So soll es Decken geben, die bis zu 4 cm Durchbiegung aufweisen. Als sehr schwierig zu korrigieren haben sich auch die vielen Wärmebrücken erwiesen, besonders weil die Denkmalpflege mitredet und adequate Lösungen verlangt – und dies nicht nur aussen, sondern auch im innern.

Fluchttüren nach innen öffnend?

2010 hat die Gemeinde eine etappenweise Sanierung des Gebäudes beschlossen. In einem ersten Schritt innen, später auch noch aussen. Geplant für den Sommer 2011 war die sanfte Innensanierung des Schulhauses, inklusive Neukonzeption des Brandschutzes und der Fluchtwege. «Es gab teilweise Fluchtwege mit nach innen öffnenden Türen», sagt Denzler. Im Hauptfokus stand aber die etwas in die Jahre gekommene Deckenkonstruktion aus Fichtentäfer. Sie genügte modernen Brandschutzanforderungen überhaupt nicht mehr und musste dringend ausgewechselt werden.

«Wir haben die Brandschutzvorgaben in Angriff genommen, bevor wir dazu gezwungen wurden», sagt Denzler. «Lange hätte es wohl aber nicht mehr gedauert, bis die Gebäudeversicherung ihre Muskeln gezeigt und eine Sanierung verfügt hätte», weiss Denzler. Immerhin kann man mit entsprechenden Massnahmen nicht nur die Brandschutzexperten zufriedenstellen, sondern auch noch Prämien sparen. Die alte Decke bestand aus einem Holzrost mit diagonal ausgerichtem Falztäfer. «Die Deckenriemen waren nur mit minimaler Distanz zur Betondecke montiert, an den meisten Orten bestand nur ein Abstand in Lattendicke», sagt Josef Willi, Inhaber der ausführenden Deckisol AG in Urdorf.

Der Deckenbauspezialist hatte das Einladungs-Vergabeverfahren mit einer passenden Offerte für sich entschieden. Aufgrund der komplexen Bausituation entschieden sich Baukommission und Architekt, nicht ein offenes Verfahren, sondern ein Einladungsverfahren durchzuführen – dies, um die technisch beste Lösung zu erhalten.

Die geringe Aufbaustärke machte den Deckenmonteuren denn auch zu schaffen. Latten aus Holz sind in der neuen Konstruktion keine mehr zu finden. «Anstelle einer abgehängten Decke haben wir nur eine einzelne schwarz lackierte H-Schiene aus Stahl unter die bestehende Betondecke montiert», sagt Willi. Zwischen die Montageschienen haben die Monteure schwarz eingefärbte, akustisch wirksame Dämmmatten aus Glasfasern befestigt.

Nageln statt schrauben!

Diese lassen sich einfach in die H-Schienen einschieben und benötigen keine weitere Fixierung. «Durch den insgesamt sehr geringen Aufbau gab es immer wieder Probleme beim Schiften, vor allem bei den Übergängen», sagt Willi. Zur Verfügung standen nur wenige Millimeter Ausgleichshöhe. Die Befestigung der H-Profile in die Betondecke erfolgte über «Spike»-Metallstifte. Diese Fixiermethode ist in der Deckenmontagebranche stark verbreitet, bei Schreinern aber noch kaum bekannt. Dabei wird ein 5 mm-Loch in den Beton gebohrt und der Ankernagel direkt in das Loch eingetrieben.Die Haltekräfte ergeben sich durch die «Buckel» auf dem 4,8 mm-Stift. Zum Eintreiben gibt es Aufsätze zur Schlagbohrmaschine. Ohne Drehbewegung, dafür mit Schlag, werden die Verankerungen schnell und sicher eingetrieben. Die Haltekräfte sind dabei sehr hoch und die Befestigung ist brandsicher. Einen Nachteil weisen aber auch die Stifte auf: Einmal gesetzt, lassen sie sich weder regulieren noch demontieren. Letzteres kann nur noch mit roher Gewalt über einen Geissfuss erfolgen.

Mit sichtbaren Klammern

Für die neue Decke hat sich Architekt und Baukommission zu einem Produkt aus Gipsfaserplatte mit furnierter Oberfläche entschieden. «Diese Kombination kam dem bisherigen Deckenstil am nächsten», sagt Denzler. Zudem sei eine minimale akustische Wirksamkeit gefragt gewesen. Das «Topakustik»-Produkt der n’H Akustik mit Trägerplatte «Norit» weist genau diese Eigenschaften auf. Mit 6,3% Perforation in Form von rückseitig angebohrten Längsnuten und Brandkennziffer 6q.3 sind Paneele dieser Art gut geeignet für Decken in Schulhäusern – vor allem, wenn sie mit ebenfalls akustisch wirksamen Schattennuten montiert werden. Die Befestigung erfolgte in die seitliche Paneelnut mit schwarzen, in der Schattennut aber trotzdem sichtbaren Klips. Dabei mussten die vorgegebenen Abstände genau eingehalten werden.

Metallwinkel als Abschluss

Als Knackpunkt stellte sich die Ausführung der Anschlüsse heraus. Die alte Täferdecke wies an den offenen Übergängen jeweils eine schwarz gestrichene, leicht nach hinten versetzte Randlatte auf, die Täferriemen waren an der Stirnkante sichtbar. Dieses Detail taugte für die neue Decke aus Gipsfaserplatte nicht mehr, die Gipsplatte mit weissem Querschnitt lässt keine sichtbaren Kanten zu. An der neuen Decke bestehen die Abschlüsse nun aus einem weiss lackierten Metallwinkel, welcher die Kante abdeckt. Beim Übergang vom Metallprofil zur weiss verputzten Decke ergänzte ein Malergeschäft die Fehlstellen. Der Übergang präsentiert sich nun als feine Fuge aus Dichtungsmasse.

Detailsuche an den Leuchten

Spezialdetails waren auch bei den Lampen gefragt. Aufgrund des niedrigen Deckenaufbaus waren sie bisher direkt an der Betondecke befestigt, die Täferdecke darum herum angepasst. «Die Bauleitung wollte die bestehenden Leuchten unbedingt wieder verwenden. Wir mussten deshalb etwas Aufwand treiben, damit am Schluss ansprechende Details möglich waren», sagt Willi. Vor der Demontage haben darum seine Monteure die genaue Position jeder einzelnen Leuchte ausgemessen. Nach dem Rosten wurden sie wieder montiert, die schwarzen Dämmplatten sauber angepasst.

«Weil sich das Leuchtengehäuse nach hinten verjüngt, mussten wir jede einzelne Paneele sauber anpassen. Und weil zusätzlich die Kante am Gehäuse stark gerundet war, fehlte eine saubere Kante, um die Kontur abzunehmen», erklärt Willi. Die diagonale Ausrichtung der Paneele machte das Ganze auch nicht einfacher.

Die Herbstferien dazu

Der Startschuss zur Sanierung erfolgte mit dem Beginn der Sommerferien 2011. Von Anfang an war aber klar, dass sich die 520 m2 Decken inklusive Unterkonstruktion und Anschlüsse nicht in den fünf Wochen realisieren lassen. «Aufgrund der starken Lärmentwicklung kam aber auch ein Arbeiten ausserhalb der Ferienzeiten nicht infrage», sagt Architekt und Bauleiter Walter Denzler. So habe man einfach im Sommer gerostet und soweit wie möglich Paneele montiert, um dann in den Herbstferien fertig zu montieren und die Anschlussarbeiten zu erledigen. «Das war ohne weiteres möglich, denn es gab viele einzelne, abgeschlossene Deckenbereiche», lacht Willi. Offenbar hat die halbfertige Deckenkonstruktion die Schüler nicht gestört.

www.deckisol.chwww.topakustik.ch

wi

Veröffentlichung: 29. November 2012 / Ausgabe 48/2012

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