Ein Dach für die Branche

Nur ein kleiner Pavillon in der Ausstellung des IHF als Sinnbild für eine grosse Branche, voller Innovation und Tatendrang. Bild: Christian Härtel

Das 29. Internationale Holzbau Forum (IHF)  vom 3. bis 5. Dezember 2025 verzeichnet einen neuen Besucherrekord. 3020 Gäste, davon 550 aus der Schweiz, lauschten den Vorträgen im Kongresszentrum Innsbruck (A) und feierten gemeinsam ihr Schaffen.

Was den Holzbau aus der Perspektive des Schreinerhandwerks auszeichnet, ist auch seine Fähigkeit, in grossen Einheiten zu agieren. Da werden scheinbar spielend hunderte von Raummodulen zu einem grossen Gebäude zusammengefügt oder dutzende Meter stützenfrei für eine Halle überspannt. 

Schon seit einigen Jahren wird am jährlichen Branchenevent, dem Internationalen Holzbau Forum (IHF) die Rückbaubarkeit und die Nachhaltigkeit von Holzarchitektur proklamiert. Und obwohl es in der Bauwirtschaft mancher Länder hie und da ziemlich klemmt, scheinen die Themen Nachhaltigkeit und Rückbaubarkeit als  Konzepte für den richtigen Weg weiterhin im Fokus der Branche zu stehen. Und die ist global vernetzt. Davon zeugt nicht zuletzt die stattliche Anzahl von 41 Nationen, die am diesjährigen IHF vertreten waren.  

Was und wie Holz-Architektur ist

Die Suche nach den Antworten auf die Herausforderung, wie Architektur in Holz sein kann, zog sich durch die Vorträge. Low-tech-Konzepte für Lüftung, Heizung und den sommerlichen Hitzeschutz, leimfreie Holzverbindungen von Brettstapeldecken und eine den Menschen zugewandte Architektur sind dabei wichtige Punkte. «Für uns beginnt Architektur dort, wo die Funktion erfüllt ist», sagte Architektin Helena Weber von Berkthold Weber Architekten in Dornbirn (A). Ganz in diesem Sinne, stellte Kai-Uwe Bergmann von der Bjarke Ingels Group mit Stammsitz in Kopenhagen (DK) einige aktuelle Projekte vor, darunter zwei Flughäfen.

Besonders eindrücklich zeigt sich der International Airport in Gelephu, Bhutan. Neben dem architektonischen Ausdruck, der die zahllosen Berggipfel der Region aufnimmt, kommen in dem Projekt der Ingenieurholzbau mit dem traditionellen Handwerk in besonderer Weise zusammen. Computer und Mensch haben das Tragwerk «Hand in Hand» ausgearbeitet und so landestypische, farbige Schnitzwerke und eine Architektur ermöglicht, die wohl die meisten nicht für realistisch halten würden. Einen Blick auf das künftige Dock A des Flughafens Zürich gewährte Bergmann ebenso in seiner Präsentation, die gespickt war von aussergewöhnlicher Architektur.

Lehm schafft Holzdecken

Reine Holzdecken sind in der Regel leicht, zu leicht für einen effektiven Schallschutz. Holz-Beton-Verbunddecken lösen das Problem, schaffen aber viele andere. Julian Trummer vom bayerischen Unternehmen Leipfinger-Bader stellte neue Ideen zum Holz-Lehm-Verbund vor. Neben Formsteinen aus Lehm, die zwischen die Balkenlagen gelegt werden, ist vor allem die Konstruktion mit einer Lehmverfüllung in ein Gitterwerk aus Holz interessant. Neu dabei ist der Umstand, dass es dem Unternehmen gelungen ist, den Lehm so weit zu verflüssigen, dass er giessbar wird. Das Verfahren soll laut Trummer ungiftig und rückstandlos sein. Damit wäre eine ökologische, einfache und kostengünstige Lösung für schallabsorbierende Decken in Holz verfügbar. Nach der Nutzung lassen sich Lehm und Holz einfach mechanisch voneinander trennen und weiterverwenden. Denn Lehm kann immer wieder reaktiviert werden. 

Wochenlang war die gemeinschaftliche Holzaktion Muni Max für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in den Medien präsent. Einblicke ins Innere des temporären Bauwerks gewährte Christian Arnold von SJB Kempter Fitze aus Eschenbach SG.  Eine besondere Aufgabe für den Tragwerksplaner, denn Tabellen und Standards halfen nicht wirklich weiter bei dem Projekt. Der hölzige Stier bekommt nun einen festen Standort im Urnerland, zumindest für die kommenden 25 Jahre. 

Die Grossen denken ans Kleine


Über 3000 Architektinnen und Architekten arbeiten im japanischen Planungsbüro Nikken. Damit rangiert es weltweit an fünfter Stelle der grössten Architekturbüros. Direktor Takuya Oba liess es sich nicht nehmen, die Herleitung und Hinwendung zum Bauen mit Holz aus ihrer Sicht vorzutragen. Bei Nikken realisiert man grosse und spektakuläre Bauvorhaben in Holz, wie etwa den japanischen Pavillon zur Weltausstellung in Osaka. Man möchte die Holzbaukultur stärker in Japan verankern, hat dieser auch beim erdbebensicheren Bauen entscheidende Vorteile.

Damit das Bauen mit Holz breitenwirksam in der Bevölkerung ins Bewusstsein dringt, haben sich die Architekten etwas ausgedacht. Sie entwarfen einen Holzverbinder, mit dem sich stabförmige Hölzer in den drei Hauptachsen miteinander verbinden lassen. Die Knotenpunkte von Tragwerken können damit werkzeuglos umgesetzt werden. Dabei geht es nicht um grosse Querschnitte, sondern um alltagstaugliche Abmessungen für die Konstruktion von Marktständen, Zelten, Dachkonstruktionen für Freizeit-, Sport- und Kulturveranstaltungen und vieles andere. Damit möglichst viele der Verbinder auch privat zum Einsatz kommen, hat man sich bemüht, ein flächendeckendes Vertriebsnetz über Baumärkte in Japan zu etablieren. Offensichtlich mit Erfolg, wie Direktor Oba anhand der Beispiele aus dem ganzen Land zeigen konnte. 

Christian Härtel

www.forum-holzbau.com

Veröffentlichung: 08. Dezember 2025

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