Eine Bar mit Geschichte
Als Bar hat der subfossile Fichtenstamm eine neue Bestimmung gefunden. Bild: Seliner AG
Als Bar hat der subfossile Fichtenstamm eine neue Bestimmung gefunden. Bild: Seliner AG
Ausstellung. Holz ist sein Metier. Auf einen Baumstamm ist Schreiner Urs Seliner aber mehr als nur stolz. In seiner Sammlung in Niederurnen GL präsentiert er einen Bar, hergestellt aus einer Fichte, die um das Jahr 500 gelebt hat.
Wenn ein Baum stirbt, dann wird sein Holz normalerweise mit der Zeit von Bakterien und Pilzen zersetzt – es verrottet. Doch brauchen Mikroorganismen Sauerstoff für ihre Arbeit. Fehlt dieser, so kann Holz bei richtigen Bedingungen zu einem Fossil werden. So ein Fossil oder korrekter ein subfossiler Holzstamm aus der Zeit um das Jahr 500 unserer Zeitrechnung ist im Ausstellungsraum von Urs Seliner im glarnerischen Niederurnen zu bestaunen. Der Seniorchef der Schreinerei Seliner AG klopft auf das edle Prunkstück und sagt schmunzelnd: «Das tönt gut. Bestes Klangholz und erst noch aus der Zeit des Heiligen Fridolin.»
«Dieses beiden Stücke konnte ich noch retten», erzählt Seliner, wie er zu seinen Holz-Schätzen gekommen ist: Vor drei Jahren wurden bei einer Baustelle in der Spinnereistrasse in Mollis GL Holzstämme gefunden und geborgen. Sie lagen in sechs Meter Tiefe, umgeben von viel Grundwasser in einer Geschiebeschicht aus Kies und Linthschlamm. Im Ganzen war Seliners Fund wohl etwa zwölf Meter lang. Doch seien die Hölzer auseinandergesägt und zum Teil in der Kehrichtverbrennung entsorgt worden. Seliner sah die Reste auf der Baustelle und für ihn war aufgrund der Fundumstände klar, dass das Holz sehr alt sein müsse. Er vermutete, dass es von einem Murgang in die Linth geschwemmt worden sein und vielleicht sogar aus der Eiszeit stammen könnte.
Seliner wollte es genau wissen. So liess er letztes Jahr eine Baumscheibe beim archäolgischen Dienst in Chur genauer untersuchen. Das Ergebnis sei spannend, auch wenn sich das subfossile Holz dendrochronologisch nicht auf einen exakten Zeitraum datieren lasse, erklärt die Archäologin Monika Oberhänsli aus Chur. Dafür sind die 58 Jahrringe zu wenig, welche im Labor gemessen werden konnten. Laut ihrem Bericht hat der Baum bis in der Zeit zwischen 455 und 560 nach Christus gelebt. Bestimmt wurden von der ETH Zürich zwei Jahrringproben mit der sogenannten C14-Methode.
Fest steht hingegen, wie Seliner erklärt, dass es sich um eine Fichte handelt. Zu erkennen ist dies etwa an den typischen Harzeinschlüssen. Die Risse im kompakten Holz, das er aufgeschnitten, ein wenig geschliffen und gebürstet hat, seien aber erst in den letzten Monaten an der Wärme entstanden. Mit der Hand klopft er auf die pickelharten Äste. In einen Glasschrank muss das geschichtsträchtige Holz in seiner Sammlung nun aber nicht. Das wieder ans Licht gekommene Fossil dient Seliners Gästen als Bar.
Sein ganzes Berufsleben lang hat er altes Handwerkzeug, Schränke, Stiche und anderes mehr gesammelt, wie er erzählt. Im zweijährigen Neubau seiner Firma hat er nun Platz geschaffen, um seine Schätze aus dem Keller hervorzuholen und zu präsentieren: «Das ist mein Hobby», so der pensionierte Schreiner und Sammler.
Das Interesse an seinen Ausstellungsstücken freut ihn. So führt er seit gut zwei Monaten immer wieder Freunde und Besucher durch sein kleines Privat-Museum. Dann erzählt ihnen bei einem Apéro und Glas Wein das eine oder andere darüber und über frühere Handwerkerzeiten.
Claudia Kock Marti
Veröffentlichung: 17. März 2020
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