In einem Durchlauf fertig gehobelt

Spiralhobelköpfe erreichen hohe Standzeiten, bringen aber weniger glatte Oberflächen.

Hobeln.  In Schreinereien sind Vierseitenhobelmaschinen nicht sehr häufig anzutreffen. Mittlerweile gibt es aber für fast alle Bedürfnisse entsprechende Modelle – von der kompakten und einfach bedienbaren bis hin zur umfangreichen Maschine für Spezialanwendungen.

Hobeln ist die Schreinerarbeit schlechthin. Holzwerkstoffe und Halbfabrikate haben diesen Arbeitsschritt aber in manchen Schreinereien weniger wichtig gemacht. Dennoch, es gibt wohl kaum einen Betrieb, in dem nicht mindestens eine kombinierte Hobelmaschine steht. Einige Unternehmen gehen sogar einen Schritt weiter und investieren in eine Vierseitenhobelmaschine. Bis vor einigen Jahren war dies in Schreinereien kaum ein Thema.

Hobeln mit CNC-Technik

Die Technik des vierseitigen Hobelns ist nicht neu. Schon vor über 100 Jahren gab es solche Maschinen, die mittels Riemen angetrieben wurden. Lange Zeit waren sie aber eher im Bereich der Säge- und Hobelwerke sowie des Fensterbaus verbreitet. Geringe Hobelbreiten und umständliches Einstellen machten sie für den gewöhnlichen Schreiner eher uninteressant.

Die Entwicklung ist aber auch bei den Vierseitern nicht stehen geblieben. Sie profitieren von digitalen Steuerungen, verbesserten Motoren, elektrisch verstellbaren Wellen und neuen Herstellungsverfahren. Dadurch kann man die Maschinen einfacher und schneller bedienen und sie lassen in einem gewissen Rahmen auch eine kompaktere Bauform zu.

Viel Gewicht für Präzision

Die Maschinen benötigen allerdings ein gewisses Eigengewicht, damit die Schwingungen der Wellen aufgenommen werden können. «Aufgrund der hohen Tourenzahlen leidet ansonsten die Hobelqualität», sagt Erik Barmettler. Er ist Experte für Hobeltechnik bei der Weinig Holz-Her Schweiz AG in Inwil LU. Nicht immer ist zwar eine Topqualität nötig, beispielsweise wenn die Teile nachher sowieso noch geschliffen werden. «Grundsätzlich sollte aber ein perfekt im rechten Winkel gehobeltes Werkstück aus dem Vierseiter rauskommen», sagt Barmettler. Aus diesem Grund kommt für den Maschinenständer nach wie vor oft Gusseisen zum Einsatz, um das entsprechende Gewicht zu erhalten. Geschweisste Ständer sind etwas leichter, aber dafür günstiger in der Herstellung. Teilweise kommen hier deshalb spezielle Betonsockel zum Einsatz – wie zum Beispiel beim «Cube» von Weinig. Obwohl es sich um eine sehr kompakte Maschine handelt, wiegt sie über zwei Tonnen.

Mit dem «Cube» hat Weinig den Vierseitermarkt aufgewirbelt und insbesondere auch für Schreinereien wiederbelebt. Obwohl er lediglich mit vier Wellen für das gewöhnliche Hobeln ausgerüstet ist, verfügt das Modell über vollautomatische Stellachsen, Touchscreen und Laseranzeigen für die Werkstückmasse. Dadurch können auch gelegentliche Bediener wie Monteure die Maschine schnell, präzise und sicher bedienen.

Mehr Touren und Wellen

Kompakte Vierseiter kommen aber an ihre Grenzen, wenn es ums Profilieren oder um hohe Vorschubgeschwindigkeiten geht. Dann braucht es mehr Wellen, stärkere Motoren sowie höhere Tourenzahlen, um Leistung und Qualität sicherzustellen.

Vor dem Kauf eines Vierseiters kommt man deshalb nicht darum herum, sich zu überlegen, welche Arbeiten in Zukunft darauf ausgeführt werden sollen. Geht es über das gewöhnliche, vierseitige Hobeln hinaus, lohnt sich allenfalls die Investition in eine leistungsfähigere Maschine. Hier geht es nicht nur ums Profilieren: In der Fenster- oder Türenproduktion kann dies auch das Schruppen und anschliessende Schlichten der Sichtflächen sein, um eine ausgezeichnete Qualität für die Oberflächenbeschichtung zu erhalten.

«Ist die Maschine während zwei bis drei Tagen pro Woche in Betrieb, fällt auch die Vorschubgeschwindigkeit stärker ins Gewicht», sagt Erik Barmettler. Insbesondere bei Mischbetrieben oder wenn jemand noch Leistenwaren produziert, ist die entsprechende Auslastung schnell erreicht. Mit höheren Tourenzahlen kann man dann mit wesentlich mehr Vorschub arbeiten, bei gleichbleibender Oberflächenqualität.

Strukturen hobeln

Zwar nicht für jeden Betrieb ein Thema, aber durchaus erwähnenswert, ist das Hobeln von Spezialitäten. Mit entsprechend ausgerüsteten Maschinen lassen sich individuelle Strukturen oder sogar Ornamente programmieren und hobeln. Beispielsweise können so geschruppte Oberflächen für den Altholzbereich erzielt werden. Oder man verziert Sichtbalken und Fassaden mit speziellen Sujets.

In diesem Bereich sind unzählige Ausstattungsvarianten und Sonderzubehöre erhältlich. Zu erwähnen sind schwenkbare Universalspindeln, individuell programmierbare Vorschub- sowie Auszugswalzen, Druckschuhe, Sägespindeln sowie Auftrenneinheiten. Hier spricht man aber nicht mehr von Vierseitern sondern vielmehr von Hobel- und Kehlautomaten.

Scharfe Messer zum Wechseln

Für alle Anwender von Belang ist jedoch der Messerwechsel. Für gerade Messer gibt es je nach Hersteller Hobelköpfe, die einen Messerwechsel ohne Demontage des Werkzeugs erlauben. Hat man aber Profilfräser im Einsatz, ist ein Ausbau in den meisten Fällen unumgänglich. Entsprechende Schnellspannsysteme oder sogar Hohlschaftkegel-Aufnahmen erleichtern dann den Messer- und Werkzeugwechsel.

Dasselbe gilt für Spiralhobelköpfe, welche vermehrt zum Einsatz kommen. Ohne einen kompletten Ausbau des Hobelkopfes lassen sich diese Messer nicht exakt und zuverlässig wechseln. «Man muss sich zudem bewusst sein, dass sich bei Spiralhobelköpfen die einzelnen Messer immer ganz leicht auf der Oberfläche abzeichnen können», erklärt Barmettler. Dafür weisen sie hohe Standzeiten auf und eignen sich insbesondere für Hartholzbearbeitungen oder zum Vorhobeln. Wer also eine absolut glatt gehobelte Oberfläche will, kommt nicht um gerade Messer oder eine zusätzliche Welle zum Schlichten herum.

Gut gewartet, stets einsatzbereit

Nicht vergessen sollte man ausserdem die Wartung und Kontrolle der gesamten Maschine. Insbesondere bei den kompakten Modellen, wo vom Lernenden bis zum Monteur jeder mit dem Vierseiter arbeitet, sollte dies klar geregelt sein. Zur Wartung gehört eine regelmässige Reinigung des Innenraumes. Dadurch wird verhindert, dass Späne irgendwelche Führungen blockieren oder die Belüftungen der Motoren verstopfen. «Manchmal kommt es auch vor, dass sich kaum sichtbare Ausfalläste irgendwo verkeilen», sagt Erik Barmettler.

Die Lager von Motoren und Wellen sind bei neuen Maschinen in der Regel gekapselt und dauergeschmiert. Gelegentlich nachgeschmiert werden müssen aber die Führungen der Aggregate und Vorschübe. Von Vorteil sind hier auf der Vorderseite angeordnete, leicht zugängliche Schmierstellen. Grössere Maschinen lassen sich auch mit einer zentralen oder vollautomatischen Schmierung ausrüsten.

Aber trotz aller Technik – das Wissen, wie man richtig hobelt, braucht es nach wie vor. Auch beim Vierseiter reisst es aus, wenn man gegen die Faserrichtung arbeitet. Oder wird einseitig zu viel Material weggehobelt, können sich die Werkstücke verziehen.

Auf den folgenden Seiten werden verschiedene in der Schweiz erhältliche Vierseitenhobelmaschinen vorgestellt.

www.weinig-holzher.ch


 

Robust und zuverlässig

Der Maschinenständer der «Matrix 230» von Casadei besteht aus einer massiven Stahlkonstruktion. Gemäss Hersteller zeichnet sich die Maschine dadurch aus, dass sie sich schnell einstellen lässt und bedienungsfreundlich sowie zuverlässig ist.

Die einzelnen Aggregate sind mit Massanzeigen ausgerüstet, wodurch sie sich gut einstellen lassen. Zudem ist der Abrichttisch vor der Abrichtspindel mit einem verschleissfesten, gehärteten Einsatz ausgestattet.

Je nach Bedarf lässt sich die Maschine mit vier oder fünf und mit oder ohne Universalspindel ausrüsten. Verfügbar sind auch eine NC-Steuerung mit digitaler Anzeige, Zentralschmierung, Profilier-Kit sowie verschiedenen Ein- und Auszugswalzen.

 

Die Kleine für zwischendurch

Kompakt und einfach aufgebaut ist die «VS20Pro». Die Vierseiten-Hobelmaschine des österreichischen Herstellers Holzmann ist mit vier Spindeln ausgerüstet. Der Maschinenständer besteht aus einer Stahl-Grauguss-Konstruktion. Die Spindeln werden manuell mithilfe einer mechanischen Anzeige eingestellt. Jede Spindel wird einzeln mit einem Motor angetrieben. Individuell einstellen lässt sich ausserdem der Druck jeder einzelnen Vorschubrolle. Die Spanabnahme wird ebenfalls manuell mit Hebeln unmittelbar neben dem Zuführtisch eingestellt. Er beträgt maximal 10 Millimeter.

 

Neu auf dem Markt

Genau wie die CNC- und alle anderen Maschinen aus dem Hause Homag ist auch die «Mouldteq M-300» mit der «Power-Touch»-Steuerung ausgestattet. Mit nur wenigen Handgriffen kann der Bediener Bearbeitungsprogramme am touchfähigen und beweglichen Bildschirm laden sowie auswählen. Zudem verfügen die Maschinen über einen variablen Vorschub, eine variable Spindeldrehzahl, ein Werkzeug-Managementsystem und über eine Prolock-Spindelklemmung. Der Vierseiter ist auf einem massiven Gusseisenständer aufgebaut und jede Spindel wird mit einem eigenen Motor angetrieben.

 

Serienmässig kehlen und profilieren

Die Maschine bietet die Möglichkeit, serienmässig 20 Millimeter tief zu kehlen oder zu profilieren. Ebenfalls zur Grundausstattung der «SWT XS» von Kuper gehört das Schnellspannsystem «ProLock». Der komplette Einlauf- und Maschinentisch ist hartverchromt und der Vorschub lässt sich stufenlos regulieren.

Als Option sind auch eine digitale Steuerung mit 7-Zoll-Touchscreen, gesteuerter Höhen- und Breitenverstellung, Werkzeug- sowie Programmverwaltung erhältlich.

 

Zahlreiche Ausbaumöglichkeiten

Die «Superset NT» von SCM lässt sich für fast jede Anwendung konfigurieren. Das Maschinenbett und der obere Balken werden aus einem Stahlblock gefertigt. Die Aggregate sind in der Lage, bis zu 50 Millimeter Material auf einmal abzutragen. Jedes Aggregat ist mit einem eigenen Motor ausgerüstet, was ein individuelles Einstellen der Leistung erlaubt.

Die Liste an Sonderzubehör ist entsprechend lang. Sie umfasst von Schnellspannvorrichtungen über Sonderaggregate bis hin zu elektronischen Steuerungen zahlreiche Zusatzkomponenten.

 

Vollautomatisch und kompakt

Für die nötige Stabilität ist der Gussständer des «Cube Plus» auf einem Betonsockel aus «Durocem» montiert. Dies erlaubt eine äusserst kompakte Bauform für die Maschine. Bedient wird sie über ein grosses 10-Zoll-Touchpanel. Sämtliche Funktionen sind vollautomatisch gesteuert, was eine einfache und sehr schnelle Bedienung ermöglicht. Ebenfalls zur Grundausstattung gehört ein Lasersystem, welches die fertigen Werkstückmasse auf den Zuführtisch projiziert. Zum Standard gehört auch das Messerwechselsystem «EasyLock».

Optional erhältlich sind Spiralhobelköpfe und eine Mobilspindel.

ph

Veröffentlichung: 13. September 2018 / Ausgabe 37/2018

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