Elemente zum Optimieren

Mit einigen Akustikplatten lassen sich Möbel oder Leuchten realisieren. Bild: Noah J. Gautschi

RaumAkustik.  Zur Optimierung der Raumakustik stehen dem Planer und Innenausbauer unzählige Designelemente zur Verfügung. Damit die gewünschte Verbesserung wirklich eintritt, sollte der Schreiner mit einem Fachplaner zusammenarbeiten.

Die Raumakustik ist ein entscheidender Faktor, wenn es um das Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer geht. Ist die Nachhallzeit, also jene Zeitspanne, in der ein akustisches Signal zu hören ist, nicht optimal an den Raum angepasst, wird es schnell ungemütlich, laut oder dumpf.

Die optimale Nachhallzeit variiert je nachdem, wie ein Raum genutzt und ausgestattet wird. Deshalb gilt es, diese raumbezogen zu bestimmen und an die jeweiligen Begebenheiten anzupassen. Die Abstimmung wird in der Praxis leider noch nicht bei jeder Planung beachtet. Handelt es sich beispielsweise nicht gerade um einen Konzertsaal oder um ein Aufnahmestudio, bekommt die Raumakustik in der Planungsphase oftmals viel zu wenig Aufmerksamkeit. Dadurch wird die akustische Optimierung meistens erst in Betracht gezogen, wenn sich Raumnutzer an der vorherrschenden Situation stören, oder wenn eine Umnutzung des Raumes ansteht.

Akustik und Akustik

Grundlegend unterscheidet man im Gebäude zwischen Bau- und Raumakustik. Die Bauakustik mit dem Schallschutz und den Nebenübertragungswegen im Gebäude sowie den externen Einflüssen sind dem Schreiner sicherlich ein Begriff. Schwergewichtig zu diesem Thema bietet der VSSM in diesen Wochen eine Fachanlassreihe an (Box).

Die Raumakustik befasst sich hingegen mit den akustischen Gegebenheiten im Raum selber. Es geht darum, eine individuelle Abstimmung zu finden, um das Wohlbefinden der Nutzer im Rauminnern zu optimieren. «Wir begutachten jeden Raum einzeln und erarbeiten eine ganzheitliche Raumakustikplanung», sagt Stefan Furrer, Inhaber und Geschäftsführer der Bellton AG in Kriens LU. Als Akustik-Gesamtanbieter optimiert das Unternehmen circa 600 Raumakustikprojekte im Jahr.

Evaluation als Grundlage

Sei es bei der Planung eines Neubaus, bei einem Umbauobjekt oder bei der Optimierung eines bestehenden Objektes: Am Anfang benötigt es eine Aufnahme der Ist- Situation. Bei der Erarbeitung dieser Grundlagen unterstützt die Bellton AG Schreinereien in Bezug auf Akustiklösungen. Folgende drei Varianten kommen je nach Komplexität eines Objektes zum Einsatz:

Mit Erfahrung und Produktkenntnis kann ein Akustiker kleine Optimierungen schnell und ohne grössere Planung ausführen. Hierzu benötigt er jedoch eine genaue Kenntnis der Materie und vor allem produktspezifische Erfahrungswerte.

Rechnerische Beratungen funktionieren über digitale Modelle. Darin werden die jeweiligen Flächen mit Absorptionswerten und – je nach Raum – mit weiteren Details wie Möbeln oder Textilien versehen. So lassen sich die Absorptionswerte berechnen, die wiederum als Grundlage für die akustische Optimierung benötigt werden.

Die Messung vor Ort ist die zeitaufwendigste und genaueste Methode. Weil die Akustik direkt im jeweiligen Raum gemessen wird, eignet sich diese Methode für Umbauten und Optimierungen. Anschliessend an die Bestimmung der optimalen Absorptionswerte wird, gestützt auf die produkttechnischen Möglichkeiten, ein Massnahmenkatalog erstellt.

Wände bieten tolle Möglichkeiten

Je früher die Raumakustik in der Planung beachtet wird, desto bessere und vielfältigere Möglichkeiten bieten sich bei der Ausführung an. «Leider fehlen den Planern häufig die Erfahrungswerte, um eine optimierte Raumakustik zu planen», sagt Stefan Furrer. Deshalb wird meistens zu spät daran gedacht, und dann gilt es, die vorhandenen Möglichkeiten abzuschätzen.

Beim nachträglichen Einbau müssen im Deckenbereich Installationen wie beispielsweise Lampen, Brandmelder, Stromtrassen oder Wartungsöffnungen umgangen werden. In solchen Situation kann mit akustischen Deckensegeln oder Baffeln gearbeitet werden. Ansonsten bietet sich vor allem der Wandbereich an, wenn es um eine nachträgliche Optimierung der Raumakustik geht. Sind die Freiflächen bekannt, gilt es, die passenden Produkte auszuwählen und aufeinander abzustimmen. Bei der Produktauswahl sollte neben den akustischen Eigenschaften auch auf die Qualität geachtet werden. «Die Materialwahl ist zentral, wenn es um die Auswahl von Akustikelementen geht. Jedes Material hat individuelle Eigenschaften, die es einzuplanen gilt», sagt Stefan Furrer. Besonders bei kundenspezifischen Produkten ist deshalb genügend Vorlaufzeit wichtig, um alle Spezifikationen abzuklären. «Wir fertigen zum Beispiel unsere Akustikbilder selbst an und konfektionieren Akustikrohplatten für unsere Wiederverkäufer. So können wir schnell auf besondere Anliegen reagieren.»

Montage als zentrales Element

Neben der Auswahl und Abstimmung der Elemente ist die Montage entscheidend. So bedingt es je nach Deckmaterial einen passenden Aufbau, damit das Element funktioniert. So entsteht mit der Unterkonstruktion zusätzlicher Spielraum in der Optimierung. Hier kann der Schreiner seine ganze Erfahrung einbringen und ergänzend mit dem Raumakustiker zusammenarbeiten.

Zudem ist der Schreiner prädestiniert als Wiederverkäufer von Akustikelementen, weil er den direkten Kontekt mit den Kunden pflegt sowie deren Bedürfnisse und Probleme herausspüren kann.

Als Ideenanregung, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, die momentan auf dem Markt angeboten werden, folgen einige Beispiele von Raumakustikelementen, die sich zur Optimierung anbieten.

www.bellton.ch

 

 

Paneele aus Holz

Eine angenehme Akustik erlaubt konzentriertes Arbeiten. Die Akustik-Paneele «FeinMikro» von Adeco AG aus Mellikon AG sind Hochleistungs-Absorber. Sie entsprechen den hohen akustischen, ästhetischen, hygienischen und brandtechnischen Anforderungen, sie erreichen hervorragende Absorptionswerte, und sie überzeugen auch im Tieftonbereich.

Staubfrei für Allergiker

Dank moderner Fertigungstechnologien werden fehlerfreie Mikrostrukturen und versatzfreie Perforierungen erreicht. Dank der minimalen Perforierung kann kein Staub in die Paneele eindringen, weshalb sich diese auch für Allergiker und hygienisch sensible Bereiche eignen.

Die zusätzliche Schalldämmung der Paneele sorgt dafür, dass je nach Frequenz (Tonhöhe) bis zu 100 Prozent der Schallenergie absorbiert werden. So werden der Lärmpegel gemindert und die Hörbarkeit beeinflusst. Produziert werden die Paneele in der Schweiz, was viel Spielraum für Anpassung und schnelle Lieferzeiten verspricht.

Mit Farbe, Druck oder Holz

Die Paneele sind lackiert in 34 Farben, die vom Haus der Farbe in Zürich zusammengestellt wurden, sind aber auch in jeder NCS-Farbe erhältlich. Auf Wunsch sind sie auch individuell mit Logos, Fotos oder anderen Vorlagen bedruckbar und bringen so als Werbe- oder Stimmungsprodukt doppelten Nutzen. Ausserdem gibt es die Paneele furniert in Eiche oder Kirsche, was diese zur Ergänzung in einem Schreinerauftrag interessant macht. Zur Reinigung können die in der Grösse und Form flexiblen Paneele einfach mit einem feuchten Lappen abgewischt werden.

www.adeco.ch

 

 

Eine Akustikplatte zum Anpassen

Der Werkstoff «EchoPanel» wurde bereits 2004 im australischen Sydney erfunden. Als Grundmaterial der Platte kommen rezyklierte PET-Flaschen zum Einsatz. Dadurch entsteht ein nachhaltiges, hochzyklisches Produkt mit einer Vielzahl von spannenden Anwendungsmöglichkeiten, die zur Verbesserung der Raumakustik dienen.

Das «EchoPanel» reduziert den Nachhall und eignet sich demzufolge ideal für den Einsatz in Räumen, in denen aufgrund vieler schallharter Oberflächen wie Glas, Metall oder Beton die Akustik mehr schlecht als recht ausfällt.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Das Material kann durch seine vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten in gewerblichen Innenräumen mit Arbeitsplätzen, in Bildungsstätten, in Gastronomiebetrieben oder in privaten Räumen zum Einsatz kommen. Die Oberfläche der Platte ist stoffartig und ähnelt natürlichem Wollfilz. Das Material kann wiederum rezykliert werden und ist äusserst widerstandsfähig.

Durchgefärbt und einfach zu bearbeiten

«EchoPanel» gibt es im Plattenformat mit 12 oder 24 Millimetern Stärke und bis zu einer maximalen Grösse von 2400 × 1800 Millimetern. Ein grosser Vorteil des Produkts ist, dass die Platte durchgefärbt ist und daher keinerlei Rahmen- oder Kantenbearbeitung notwendig ist. Darüber hinaus können beliebige Aus- und Durchschnitte gemacht werden.

Das Material ist langlebig, leichtgewichtig, einfach zu schneiden und zu montieren. Dies macht «EchoPanel» zu einem idealen Produkt für eine Vielzahl von Innen- und Aussenanwendungen.

www.bellton.ch/echopanel

 

 

Schweizer Wolle schluckt den Schall

«Woopies» sind moderne Akustikpaneele von der Firma Baur Vliesstoffe aus dem deutschen Dinkelsbühl. Sie werden vorwiegend aus Schweizer Schafschurwolle von «Swisswool» hergestellt. Die bemerkenswerten Eigenschaften des natürlichen Rohstoffs Schafschurwolle sind synthetisch kaum nachzuahmen.

So schluckt die Oberfläche der Wollfaser den Schall über ein breites Frequenzspektrum. Und die Paneele bringen durch ihre warme Oberfläche zusätzliche Gemütlichkeit in den Raum. Die Wolle stammt aus dem «Swisswool»-System, das jährlich gegen 300 Tonnen Schafschurwolle an rund 20 Orten in der Schweiz sammelt und möglichst regional verarbeitet.

Vielfältiges System

«Woopies» zeichnen sich in Sachen Design durch ihre Leichtigkeit und Formgebung aus. Die multifunktionalen Paneele sind in verschiedenen Ausführungen, unterschiedlichen Grössen und zahlreichen, abwechslungsreichen Farben aus drei Farbpaletten erhältlich. Dadurch lassen sie sich vielfältig kombinieren.

Die «Woopies»-Paneele können an der Wand, an der Decke, als Hängevariante oder als Schreibtischaufsätze montiert werden und lassen sich somit in nahezu jedes Raumkonzept integrieren.

www.woopies.com

 

 

 

Akustisches Moos

Die Schallabsorber «Nordgröna» bestehen zu 100 Prozent aus echtem Moos. Das sogenannte Rentiermoss wird im Norden Skandinaviens von Hand gepflückt, konserviert und zu wunderbaren Schallabsorbern verarbeitet. Das Endprodukt verfügt über eine hervorragende Schallabsorption, bleibt schön wie am ersten Tag, bildet keine Gerüche, filtert die Luft und verbessert so zugleich noch das Raumklima.

Besondere Formen

Die Absorber sind in 15 verschiedenen Farben und diversen Formen erhältlich. Zusätzlich können mit «Nordgröna» auch kundenspezifische Formen wie Logos, grössere Schriftzüge, Muster oder Kugeln umgesetzt werden. Dadurch bieten sich diese Schallabsorber auch für die Herstellung besonderer Eyecatcher an. Zur Montage werden die Akustik-Elemente direkt auf eine Wandfläche aufgeklebt oder aufgeschraubt. Die «Nordgröna»-Absorber können in der Schweiz über Bellton AG bezogen werden.

www.nordgrona.com

 

 

 

Für Wand und Decke

Das Schweizer Unternehmen Amina GmbH mit Sitz im aargauischen Muri stellt unter der Produktlinie «SilentPET» aus Recyclingmaterialien Akustikelemente für den Schreiner und Innenausbauer her. Die Akustikelemente werden aus alten PET-Flaschen und Textilfasern von Kleidern produziert. Durch das spezielle Herstellungsverfahren und die Materialisierung weist das Produkt eine hohe Schallabsorption auf. Das Material wird in einer Vielzahl von Varianten angeboten.

Unzählige Gestaltungsmöglichkeiten

Die 3D-Akustikelemente «Freestyle» schaffen Raum für komplett neue Gestaltungsmöglichkeiten. Denn die Akustikplatten sind in einem dezenten Alurahmen eingefasst und können zu unterschiedlichen geometrischen Figuren kombiniert werden. Darüber hinaus eignen sich die «Free- style»-Akustikplatten ebenso gut für die Montage an der Decke als auch an grossen Wandflächen.

www.amina.ch

 

 

 

Akustiklösung aus Glas

Ecophon gehört zur Unternehmensgruppe Saint-Gobain und entwickelt, produziert und vertreibt Akustikdecken und Wandabsorber. Das Unternehmen mit Hauptsitz im schwedischen Hyllinge hat rund 800 Angestellte und ist seit 1985 im Akustikbereich tätig. Jede Akustikplatte besteht zu über 70 Prozent aus rezykliertem Glas und enthält nur pflanzenbasierte Bindemittel. Dadurch weisen alle Ecophon-Produkte eine gute Öko- bilanz und -verträglichkeit aus.

Schlichtes Design

Mit «Solo» hat das Unternehmen ein zeitloses und anpassbares Element geschaffen. Das Deckensegel mit dem Glaswollkern ist nicht brennbar, verfügt über die höchstmögliche Schallabsorption, besticht durch sein schlichtes Design und kann heute in verschiedensten Varianten in die bestehende Raumarchitektur integriert werden. Das Deckensegel wurde mittlerweile als Basis diverser Produkterweiterungen übernommen und überzeugt auch als Wandabsorber in der Kollektion «Akusto One SQ».

www.ecophon.com

 

 

 

Bekannte Designpaneele

Johanson ist eine schwedische Designschmiede, die sich seit Jahren auf das Design von Möbeln und Stühlen konzentriert. Bereits früh hat man jedoch erkannt, dass es in Räumen nicht nur schön aussehen muss, sondern der Akustik ein ebenso hoher Stellenwert eingeräumt werden muss. So wurden in Zusammenarbeit mit Designern wunderbare Schallabsorber entworfen, die nicht nur in Schweden, sondern weit über die Grenzen hinaus Anklang fanden.

Viel Gestaltungsspielraum

Mittlerweile kooperiert Johanson mit dem Marktführer Ecophon in Form einer Akustikdivision namens Decibel. Mit dem Label «Ecophon Inside» wird dem akustischen Aspekt in den neuen Kollektionen nochmals mehr Gewicht verliehen, und die Designs eröffnen viel Gestaltungsspielraum. Die Schallabsorber «Ecophon-Inside» von Decibel können in der Schweiz über Bellton AG bezogen werden.

www.decibelab.se

VSSM-Fachanlässe Schallschutz

Schreinerinnen und Schreiner treffen immer wieder auf Fragen des Schallschutzes, zum Beispiel, wenn es um den Schalldämmwert von Türen geht. Dazu und zu den Themen Wand-/Boden-/ Deckenaufbauten, Hohlraumdämpfung und Entkopplung sowie Fehlerquellen bei Schallschutztüren bieten die VSSM-Fachanlässe Informationen. Ein Themenblock über Raumakustik komplettiert die Anlässe.

Kostenlose Fachanlässe

Die Seminare sind kostenlos, beginnen jeweils um 15.30 Uhr und dauern bis ungefähr 18 Uhr. Die Fachanlässe finden bis Oktober an 14 Standorten statt. Daten und das Anmeldeformular gibt es unter folgendem Link:

www.vssm.ch/fa2019

njG

Veröffentlichung: 29. August 2019 / Ausgabe 35/2019

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