Es dreht sich alles um einen besonderen Stuhl

Tiffany Weber und Luc Demetz montieren den Sitz und wiederholen die Szene für das Kamerateam mehrmals. Bild: Nicole D'Orazio

Tiffany Weber und Luc Demetz sind die Protagonisten in einem neuen Imagefilm des VSSM zur Nachwuchsgewinnung. Die Schreinerin und der Lernende der Gehri AG in Aarberg BE bauen im Video einen futuristischen Stuhl.

«Achtung, die Kamera läuft.» Diese ist auf einen grossen futuristischen und modernen Stuhl gerichtet, den Tiffany Weber und Luc Demetz in der Werkstatt der Gehri AG in Aarberg BE zusammenbauen. In einem Schritt geht das allerdings nicht. Regisseur Chris Hanselmann und Kameramann Bernhard Voigt vom Medienproduktionsunternehmen John Allen möchten die Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen und haben immer mal wieder eine Idee für eine neue Einstellung. Also heisst es für die beiden Protagonisten, für diese Szene den Sitz wieder auszubauen, und das Ganze geht von vorne los.

Werbung für den Schreinerberuf

Aus den Dreharbeiten, die über mehrere Monate tageweise aufgenommen werden, entsteht ein neuer Imagefilm des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) zur Gewinnung von Branchennachwuchs. Das Video wird zum Beispiel an Berufsmessen gezeigt – im Innern des futuristischen Stuhls. Dieser zieht mit einer Höhe und einem Durchmesser von je rund 2,2 Metern und einem Gewicht von fast einer Tonne die Blicke auf sich. An der «Luga» in Luzern hat der Stuhl gerade Premiere gefeiert.

«Ich finde das Projekt an sich sehr cool», sagt Tiffany Weber. «Ich habe mich zwar nicht darum gerissen, im Film mitzuspielen, aber das hat sich so ergeben.» Es sei eine spannende Erfahrung, bei solch einem Dreh mit dabei zu sein. «Jede Szene ist aufwendig, und es wird der beste Schnitt gesucht.»

Die Gehri AG hat bei einer kleinen Ausschreibung des VSSM für die Produktion des futuristischen Stuhls das Rennen gemacht und stellt dafür die zwei Protagonisten zur Verfügung. «Wir wollten gerne eine Frau und einen Mann vor der Kamera haben. Auf Tiffany und Luc ist die Wahl unter anderem gefallen, weil sie gut in die Rollen passen und an den Drehtagen verfügbar waren», erklärt der zuständige Projektleiter Dominic Eggimann die Auswahl. Die zwei würden das sehr gut machen, sagt er erfreut. Mit der Produktion des Stuhls haben die zwei Protagonisten allerdings nur wenig zu tun, weil sie mit anderen Aufträgen beschäftigt sind.

Man lernt nie aus

Seit eineinhalb Jahren ist die 21-Jährige aus Gerolfingen BE ausgelernt. Die Lehre hat sie bei der Gehri AG absolviert und ist danach geblieben. «Auch nach der Ausbildung muss man weiterhin viel lernen. Mit dem Berufsabschluss ist man noch nicht fertig, und ich möchte noch weitere Erfahrungen sammeln», sagt Tiffany Weber. «Ich will zum Beispiel noch schneller und effizienter werden. So kann ich komplexe Aufträge in einer hohen Qualität und effizienteren Zeit abwickeln.» Im Betrieb gefällt es ihr gut. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen. Das Unternehmen hat sich auf den Innenausbau spezialisiert. «Wir produzieren zum Beispiel den Innenausbau von Banken, Verkleidungen, Schalter, Büroeinrichtungen, Wände oder Wartezonen. So ziemlich alles halt.» Die Mitarbeitenden seien nicht aufgeteilt auf die Einsatzgebiete, erzählt sie. «Ich bin aber lieber an der Werkbank als auf Montage.»

Am Beruf der Schreinerin gefällt ihr, dass sie sich viel bewegen kann. Auch Arbeiten, die Geduld und Konzentration erfordern, erledigt sie gerne. «Für mich war früh klar, dass ich einen handwerklichen Beruf erlernen möchte», sagt Tiffany Weber. Als Erstes schnupperte sie in einer Schreinerei und blieb gleich dabei.

Bewegung ist für ihn wichtig

Luc Demetz hat die Lehre vor acht Monaten begonnen. «Es gefällt mir bisher sehr gut. Die Zeit ist schnell vergangen», sagt der 16-Jährige aus Lyss BE. «Schon als Bub habe ich mit Holz gebastelt. Das gefällt mir. Mir war auch klar, dass ich nicht ins Gymnasium gehen oder einen Bürojob lernen möchte. Da müsste ich den ganzen Tag still sitzen. Hier in der Werkstatt kann ich mich bewegen, das mag ich.» Die Ausbildung als Zimmermann hat sich der Lernende ebenfalls angeschaut. Da man dort jedoch viel im Freien sei, fände er das im Winter nicht so toll. «Deswegen war mir bald klar, dass ich Schreiner werden möchte.» In die Berufsschule geht er nach Lyss und mag seine Klassengspänli.

Dass er nun vor der Kamera steht und bald Botschafter für den Schreinerberuf ist, findet Luc Demetz noch cool. Gross erzählt hat er davon noch niemandem, ausser seiner Familie und Freunden. «Meine Schulkollegen werden dann sicher einmal das Video sehen.» Doch bis dahin ist noch einiges an Geduld gefragt.

Das Kamerateam hat die Szene etwas umgebaut und will nun weiterdrehen. «Ich bin gespannt, wie es herauskommt», sagt der Lernende. Den Stuhl findet er speziell. «Vor allem, wenn die Lichter eingeschaltet sind, sieht er toll aus.»

www.gehri.chwww.vssm.ch

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 05. Mai 2022 / Ausgabe 18/2022

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