Exaktes Verleimen mit flexiblen Mitteln

Frei positionierbare, kurze Niederhalter sorgen für eine plane Fläche bei der Plattenverleimung. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

Leimständer.  Sie sind Bestandteil fast jeder Schreinerei. Dank konsequenter Weiterentwicklung sind diese Spannvorrichtungen äusserst vielseitig und erfreulich einfach zu bedienen. Unterschiede gibt es vor allem bei den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten.

Massive Tischplatten aus sauber gefügten Friesen, die perfekt nach der Verleimregel zusammengestellt wurden und durch das Oberflächenbild ein absolutes Unikat für den Kunden ergeben, können zu den Spezialitäten einer Schreinerei gehören – genauso die verschiedensten Rahmen im Bereich von Türen, Trennwänden und dergleichen. Auch wer dicke An- oder Umleimer mit einer Platte verbinden muss, möchte das kontrolliert, schnell und sauber ausführen. Die Arbeit mit Zwingen ist da in der Regel eine Verlegenheitslösung.

Hersteller mit Möglickeiten

Die meisten Schreinereien verfügen über einen Leimständer, welcher diese Aufgaben schon sehr viele Jahre mehr oder weniger gut erfüllt. Die SchreinerZeitung hat sich auf dem Markt umgesehen, welche grundsätzlichen Produkte es gibt und was sie zu leisten imstand sind.

Angesehen wurden Ständer der S + S Maschinenbau GmbH, die bei der Luzerner Firma Bründler AG erhältlich sind. Die Geräte der Barth GmbH werden von der Ineichen AG aus dem gleichen Kanton vertrieben. Die Eigenmann AG aus dem st. gallischen Dietfurt führt die Leimständer von der R. Beck GmbH. Anhand dieser Auswahl erhält man eine gute Übersicht über die Möglichkeiten, die Liste ist aber sicherlich nicht abschliessend. Grundsätzlich gilt: Leimständer sind keine Massenprodukte und die Maschinenbauer sind punkto Dimensionen durchaus flexibel.

Sichere Druckbalken

Auffällig ist, dass moderne Systeme über vertikale Druckbalken verfügen, die auf Kugellagern über einen sehr massiven, verwindungssteifen Grundrahmen geschoben werden können. Millimetergenaues Gleiten ohne Verkanten ist Standard. Das Niveau der Auflageschuhe bleibt konstant und überhaupt wird Wert auf eine einfache Bedienung mit wenig Kraftaufwand gelegt. Die Pressaggregate wie auch die Auflagen werden mit dicken Bolzen in Löchern fixiert. Das verunmöglicht ein Verrutschen und überträgt die gesamte Kraft auf das Werkstück. Die Dosierung ist somit einzig von der Presseinheit abhängig.

Arretierungen

Während die Druckbalken selber nicht horizontal arretierbar sind, benötigen Auflagen und Pressaggregate eine Sicherung. Ein versehentliches Aushängen dieser Elemente könnte im schlimmsten Fall das Werkstück oder auch Personen gefährden, aber mit Sicherheit die Arbeit unangenehm verzögern. Verschiedene Systeme haben auch verschiedene Lösungen. So gibt es schlichte Arretierungshebel vor allem bei den Auflagen, Feststell-Rändelschrauben oder Exzenterspanner. Gemeinsam ist ihnen eine einfache, ergonomische Bedienung.

Rahmen verpressen

Gerade bei grossen Türrahmen, aber auch bei Tischzargen muss häufig sowohl vertikal wie auch horizontal gepresst werden. Zudem erfordern lange Dübel oder Zapfen einen konstanten, hohen Druck. Besonders in diesem Bereich ist die Verwendung von Zwingen sehr umständlich und erfordert oft eine helfende Hand. Ein vertikales Widerlager, das fest mit dem Ständer verbunden ist, bietet da die Lösung. Der Schiebeschlitten mit horizontalen Pressaggregaten verfügt über Zentralverriegelungs-Treibriegel. Der Abstand der Positionslöcher im Grundrahmen orientiert sich, wie bei den Druckbalken, nach den Hubhöhen der Druck- geräte. Durch die Steifigkeit und Präzision des Ständers wird mit dieser Arbeitsweise auch gleich eine winklige Verleimung erreicht. Die komplette Verleimung ist somit von einer Person alleine, qualitativ sauber ausführbar.

Schräge Elemente verleimen

Der Zusatz einer Lochplatte auf dem Grundrahmen, wie sie beispielsweise die Firma Barth herstellt, ermöglicht es, den rechtwinkligen Bereich zu verlassen. Pressaggregate und Widerlagerschuhe lassen jede Form zu. Selbst das Aufleimen von Kanten auf kreisrunde Teile ist so möglich.

Noch etwas weiter geht beispielsweise auch die Firma Beck mit ihrer universellen Lochplatten-Verleimpresse. Diese verzichtet auf die Druckbalken, hat grosse winklige Widerlager und eine Lochplatte aus 8 mm dickem Stahl, auf der alle Arten der Verleimung möglich sind. Etwas nachteilig ist allenfalls das hohe Eigengewicht.

Verschiedene Presseinheiten

Sämtliche Pressaggregate liefern einen weit höheren Druck, als eigentlich notwendig ist. Möglich sind zwischen 800 kg von einem Zahnstangengetriebe bis zu 2500 kg Pressdruck eines Hydraulikzylinders. Letzterer ist nicht mehr unter 2000 kg Druck im Angebot. Eine Überlastung der Geräte durch übermässige Kraftanwendung scheidet damit weitgehendst aus – jedes Werkstück wäre dabei sowieso schon ruiniert. Zylinder, die mehr aushalten, können entsprechend auch nicht so schnell Öl verlieren, was in der Vergangenheit doch immer mal wieder vorkam. Es bietet sich dafür die Möglichkeit, sehr fein und konkret, ohne ruckartige Bewegungen, Teile zusammenpressen zu können.

Ausser den bereits Genannten gibt es noch die Trapezspindelgetriebe, deren Druckfähigkeit bei 2000 kg liegen, und das ganz ohne Öl! Durch verschiedene Entlüftungssysteme sind nicht alle Hydraulikzylinder lageunabhängig, was vor allem beim Gerätetransport berücksichtigt werden muss. Die Zylinder können auch auf Wunsch von einem zentralen Gerät angesteuert werden. Es gibt diverses Zubehör, wie beispielsweise bei Barth eine aufsteckbare Gehrungsverleimvorrichtung oder einen Schwenkschuh, um auf schräge Kanten zu drücken.

Darauf sollte noch geachtet werden

Ob ein Leimständer ein- oder doppelseitig verwendet werden soll, hat mit dem Platz im Betrieb und der Menge der zu verarbeitenden Teile zu tun. Gerne werden die Gestelle daher auch mit einem Fahrwerk versehen. Dabei lohnt es sich, auf ausreichend grosse und stabile Rollen zu setzen, damit die doch recht schweren Leimständer ohne Schwierigkeiten über den Werkstattboden rollen. Für diesen Zweck ist auch auf die Höhe der Werkstatt zu achten. Es gibt ganz verschiedene Rahmentypen, welche auch den räumlichen Möglichkeiten und dem gewünschten Nutzen angepasst werden können.

Ein Problem, welches gerne etwas vergessen geht, ist: Wo verleimt wird, kommt diese spezielle Flüssigkeit auch unweigerlich auf die Druckbalken und Lochplatten. Neue Leimsysteme haben nicht nur eine sehr hohe Verbindungsfähigkeit zu Holzprodukten, sondern auch zu anderen Materialien. Die Pulverbeschichtung alleine schützt diese Teile nur sehr bedingt und Löcher, in denen PU-Leim klebt, können die Arbeit stark behindern. Auch blankes Metall wird durch das Abkratzen von Leim nur umso anfälliger für Schmutz und Leimreste. Da ein mechanischer Schutz nur bedingt dauerhaft hilft, empfiehlt sich der konsequente Einsatz eines effektiven Trennmittels.

Ansonsten ist aber der Verschleiss durch die mittlerweile äusserst robuste und wartungsarme Bauart der verschiedenen Produkte erfreulich gering. Auch preislich ist der Einstieg zu einer Verleimpresse mit einer Rahmenpresseinrichtung für zirka 4000 Franken eine Überlegung wert.

www.bruendler.chwww.eigenmannag.chwww.ineichen.ch

ab

Veröffentlichung: 19. Februar 2015 / Ausgabe 8/2015

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