Furnier für die Enkel

Für Reihenpflanzungen auf freiem Feld eignen sich Nussbäume bestens. Wer am Ende wertvolles Holz ernten möchte, muss in jungen Jahren mehrmals die Äste schneiden.

Agroforst.  Auch landwirtschaftliche Flächen eignen sich zur Produktion von Wertholz. Die als «Agroforst» bezeichnete Kulturform hat es jedoch nach wie vor schwer, sich zu etablieren. Es gibt aber wieder Bewegung bei diesem Thema.

So manch gute Idee hat es schon aufgrund ihres Namens nicht ganz leicht. Etwa der Begriff für das gleichzeitige Nebeneinander von Kraut und Holz auf landwirtschaftlichen Flächen: das «Agroforst»-System. Die Idee dahinter ist eigentlich nicht neu, der Name kann jedoch für Verwirrung sorgen. Felix Herzog von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) nennt das Ganze deshalb lieber «Baumgarten». Das liegt näher an «Hostett», wie ihn viele Schweizer aus vergangenen Zeiten noch kennen.

Obstbäume in Reihen auf Feldern und Wiesen waren früher weit verbreitet. Und obwohl seit den 90er-Jahren Fördermittel von bis zu 50 Franken pro Hochstamm-Obstbaum entrichtet werden, ist ihre Zahl stark rückläufig, was zu leergeräumten Landschaften führt. «Seit den 50er-Jahren sind drei von vier Hochstammbäumen verschwunden», so der jüngste ART-Bericht zum Thema.

Erst Obst, dann Holz

Da Bäume auf Feld und Flur landschaftspflegerischen, ökologischen, klimapolitischen und wirtschaftlichen Nutzen bringen, wendet man sich dem Thema wieder verstärkt zu.

Ziel der klassischen Obstbaumgärten war das Ernten von Früchten. Auch beim modernen Agroforstsystem kann das so sein. Der Begriff beinhaltet jedoch auch das meist reihenweise Pflanzen von Gehölzen zur Energie- oder Wertholzproduktion. So sollte etwa bei Nuss- oder Kirschbäumen nach 60 bis 80 Jahren astfreies Wertholz zu ernten sein. Bei bis zu 70 Bäumen pro Hektar ergibt das am Ende der Periode einen recht ansehnlichen finanziellen Ertrag. Damit hätte man mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn gerade diese beiden Baumarten sind förderfähig als Hochstamm-Kulturbäume: Sie werfen Früchte ab und können am Ende noch Wertholz erbringen. Welche Baumarten sinnvoll sind und wie es mit der Förderung aussieht, das sollte vorab mit den zuständigen Stellen besprochen werden, erklärt Felix Herzog. Seiner Erfahrung nach ist die Gruppe der Schweizer Landwirte dreigeteilt. Ein Drittel ist dem Pflanzen von Bäumen aus Überzeugung zugeneigt, ein weiteres Drittel grundsätzlich nicht abgeneigt. Für das letzte Drittel ist Agroforst aus unterschiedlichen Gründen kein Thema.

Waldbäume auf landwirtschaftlichen Flächen werden nicht gefördert. Wer also Ulmen, Eichen oder Ahornarten pflanzen möchte, muss die Rechnung in der Regel ohne finanzielle Fördermittel machen. Gleiches gilt beim Pflanzen von schnellwachsenden Baumarten wie Pappeln oder Weiden für die Energieholzproduktion.

Die Rechnung mit Holz geht auf

«Finanziell muss das Ganze stimmen, und davon sind wir im Moment nicht weit entfernt», so Herzog zu den Fördermöglichkeiten. «Doch das allein reicht nicht.» Das Thema läuft hierzulande nicht richtig an, obwohl es schon seit Jahren Forschungs- und Modellprojekte in ganz Europa gibt. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Landwirte nicht in Zeiträumen von 60 bis 80 Jahren denken. Die Modellrechnungen zeigen eindeutig, dass die Vermarktung des Wertholzes am Ende des Produktionszeitraumes über den wirtschaftlichen Erfolg eines Projektes entscheidet. «Der Holzverkauf ist noch gar nicht in den Köpfen der Landwirte», weiss Mareike Jäger, welche das Thema und die IG Agroforst bei Agridea betreut. «Wir kommen nicht weiter, wenn wir die ganze Sache nicht mit Schweizer Zahlen belegen können. Deshalb arbeiten wir in diese Richtung und wollen nach dem Vorbild Frankreichs Modellflächen anlegen.»

Aber selbst bei den Nachbarn, wo man die längste Erfahrung mit der Wertholzproduktion in Baumgärten hat, dauert es noch, bis die ersten Nussbäume auf den Wertholzlagerplatz kommen. Das ganze Thema bleibt noch Jahrzehnte im Status der Modellrechnungen und braucht deshalb Überzeugungstäter, die vorangehen. Und die gibt es inzwischen vermehrt. Etwa der Landwirt Christian Kaufmann, der auf seinem Hof in Buus 50 Espen für die Energieholzproduktion gepflanzt hat. Aber Kaufmann ist einer der wenigen, welcher das Holz dabei in den Fokus rücken. Meistens sind es in der Schweiz Obstbäume, die für einen Agroforst gepflanzt werden. «Es besteht die Gefahr, dass Bauern ihre Bäume nach einiger Zeit wieder entfernen und damit den möglichen Holzertrag gar nicht erst realisieren», befürchtet Jäger.

Idee mit Hindernissen

Kulturland ist in der Schweiz knapp. Mareike Jäger sieht die Idee mit den Bäumen auf Feld und Flur nicht zuletzt deshalb einer massiven Opposition ausgesetzt. Und das wohl auch innerhalb des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW). «Man möchte nicht noch mehr Fläche an Bäume verlieren», sagt Jäger. Eine ihrer Hauptaufgaben besteht deshalb darin, den politischen Entscheidungsträgern näherzubringen, dass Bäume ein Gewinn sind. Sie spricht gar von einer «Anti-Agroforst-Lobby», und so wird auch klar, warum sich in anderen Ländern Europas in Richtung Baumgärten mehr bewegt.

Dabei gibt es Argumente genug, um die Vorbehalte gegenüber den Baumpflanzungen auszuräumen. Zum Beispiel die CO2-Problematik. «In der Klimastrategie für die Landwirtschaft, herausgegeben vom BLW im Auftrag des Bundes, werden Agroforstsysteme als nachhaltiges Anbausystem genannt, das CO2 speichert», weiss Jäger.

Auf kantonaler Ebene hat man den Wert von Bäumen dagegen offenkundig eher erkannt. So berichtet Mareike Jäger von einem regelrechten Boom beim Pflanzen von Nussbäumen, der durch einzelne Kantone finanziell gefördert wird. Am Ende sind es vielleicht doch die finanziellen Aspekte, die über Erfolg und Misserfolg einer Idee entscheiden, auch wenn die Vorteile insgesamt unbestritten sind.

www.agroforst.chwww.agroforst.dewww.agroforst.uni-freiburg.dewww.agroforesterie.frwww.montpellier.inra.fr/safewww.agroforestry.ac.uk

Ig Agroforst

Interessengemeinschaft gegründet

Für die Förderung der «Baumgärten» in der Schweiz haben sich etwa 35 Landwirte, Fachleute und Forscher zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammen- gefunden. Die IG organisiert Exkursionen und Informationsveranstaltungen zur Promotion der Agroforstidee. Zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums (Agridea) beteiligt sie sich auch auf politischer Ebene, etwa bei der Revision der Agrarpolitik.

www.agroforst.ch

ch

Veröffentlichung: 19. Juli 2012 / Ausgabe 29-30/2012

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