Gutes Licht hat viele Gesichter

Raumteiler aus Furnier mit Licht. Diese Inspiration für Leuchten aus Holz zeigte der Möbelhersteller Linteloo am Salone del Mobile in Mailand. Bild: Christian Härtel

Leuchtendesign.  Die Qualität von Leuchten auf den ersten Blick zu erkennen, ist nicht ganz einfach. Zu oft trügt der schöne Schein. Eine kleine Auswahl an herausragenden Leuchten kommt von der letzten Euroluce im Rahmen des Mailänder Salone del Mobile.

Lichtplaner unterscheiden gerne drei Kategorien nach der Wirkung von Licht. Solches zum Sehen, das zum Hinsehen und schliesslich solches zum Ansehen. Gebrauchs- und Arbeitslicht lässt uns sehen, was wir tun. Sei es in der Küche, im Büro oder in der Werkstatt. Solches Licht ist stets Licht zum Sehen.

Wir sehen hin, wenn etwas in Szene gesetzt ist. Dazu richten wir etwa einen Spot auf etwas. Das Spotlicht erhellt den Raum aber sonst nur sehr begrenzt. Es lenkt unseren Blick.

Beim Licht zum Ansehen bildet der ästhetische Wert die Funktion. Feuer und Mond sind dafür Beispiele. Licht zum Ansehen kann aber auch technisch realisiert werden, etwa wenn Holz durchleuchtet wird.

Wie in der Natur sind gute Lichtverhältnisse im Raum ebenfalls stets eine Mischung aus verschiedenen Lichtstimmungen und Quellen. Kurzum: Wo Licht ist, braucht es auch Schatten, damit wir uns wohlfühlen.

Beispiele für den Einsatz von Licht

An den Präsentationen der letzten Euroluce am Salone del Mobile in Mailand konnte man die aktuellen Strömungen im Leuchtenbereich ablesen. Einige Beispiele für den guten Einsatz von Licht in Leuchten und Möbeln zeigen Licht zum Sehen, zum Hinsehen und zum Ansehen. Selbstredend gibt es dabei keine scharfen Trennlinien, sondern vielmehr Überschneidungen der einzelnen Kategorien.

Interessant ist auch zu sehen, dass viele Möbelhersteller nicht einfach ein Lichtband zur Illumination des Möbels verwenden, sondern sich grosse Mühe geben, ein Lichterlebnis zu realisieren.

 

Die Wirkung im Blick

Dem italienischen Lichtgestalter und Leuchtendesigner Davide Groppi darf man unterstellen, dass es ihm um die Wirkung des Lichtes im Raum und nicht zuerst um die Wirkung der Leuchte geht.

Das technisch Machbare hat Groppi stets fasziniert. Schon vor vielen Jahren hat er den Einbauspot Nulla mit gerade einmal 18 Millimeter Durchmesser entwickelt, setzte früh auf Schienensysteme und überrascht mit seinen Leuchten immer wieder durch deren Wirkung.

Aktuell steht die Deckenleuchte Asintoto im Fokus. Besonders daran ist, dass diese in ihrer Funktion einem Deckenfluter gleichkommt. An der Decke montiert, gibt die kreisrunde Metallleuchte kein Licht direkt nach unten ab, sondern strahlt seitlich ab.

Wenn Asintoto ausgeschaltet ist, scheint sie wie ein rätselhaftes schwarzes Loch. Angeschaltet flüchtet das Licht nach allen Seiten und erhellt die Decke und die sie umgebenden Wände mit dimmbarem und farbveränderlichem Licht.

www.davidegroppi.com

Regal mit Wow-Effekt

Eigentlich ist Gap ein zurückhaltendes, weil mit minimalistischen Querschnitten konstruiertes, wandhängendes Regal. Der feine Rahmen, der die Front markiert, verbindet die Tablare an deren Ecken und wirkt etwas der logischen Konstruktion entrückt, eher skulptural. Bis das Licht angeht. Dann wird es deutlich.

Gap ist eine heimliche Leuchte, und erst wenn der Schalter umgelegt wurde, macht der Rahmen richtig Sinn. Dazu hat Designer Carlo Tamborrini einen LED-Strip entlang der Innenkante eingelassen. An dem filigranen Vierkantgestänge mit etwa 10 Millimeter Querschnittsmass wurde dafür die Kante abgeschrägt, sodass die LED-Strips kaum sichtbar sind. Sehr sichtbar dagegen sind die im Regal präsentierten Utensilien jedoch durch die Beleuchtung. Gesteuert mittels App vom Smartphone aus, liefern die LEDs ein warmweisses Licht mit etwa 3100 Kelvin. Das komplett in Stahlblech gefertigte Regal gibt es neben Anthrazit auch in Rot, was die skulpturale Wirkung noch steigert.

www.porro.com

Am Ring gedreht

Sechs leuchtende Ringe, drehbar an einem Rundstab gelagert, sorgen für gutes Licht dort, wo es gebraucht wird. Die Pendelleuchte Pallana vom niederländischen Möbellabel Moooi lässt neben einem Arbeitslicht durch die drehbaren Leuchtringe auch andere Szenerien zu. Die Konstruktion lädt geradezu ein, den Fokus der Lichtkegel zu variieren, und schafft so ein spielerisches Moment mit den 360° drehbaren Ringen.

Die Tragröhre aus Aluminium ist mit einem Textil ummantelt. Die Ringe sind ebenfalls aus Aluminium und matt beschichtet. Die Diffusoren sind aus Kunststoff. Die Leuchte ist in zwei gedeckten Farben, in dunkler und heller Variante erhältlich, sodass sie sich zu fast jeder Einrichtung hinzugesellen kann.

Die Lichtstärke ist dimmbar bei einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin. Bei 58 Watt bringt es die Leuchte mit einer Länge von 1510 Millimetern auf maximal 3800 Lumen. Der Farbwiedergabe-Wert ist mit 93 angegeben, was bei der Höchstmarke von 100 ein sehr guter Kennwert ist.

www.moooi.com

Drei auf einer Linie

Im Grunde ist die Idee naheliegend: Man nutzt ein Deckenkabel für drei verschiedene Lichtwirkungen. Den Fluter nach oben, das Rundumlicht für die Raumbeleuchtung und einen Spot nach unten gerichtet. Genau das macht die Pendelleuchte May aus dem Hause Nyta in Deutschland.

Die Leuchte May lässt sich nach Wunsch mit den möglichen Leuchten bestücken, und auch die Abstände zwischen den einzelnen Leuchten sind frei wählbar. Geschaltet werden können die Elemente ebenfalls in beliebiger Kombination oder auch eine Leuchte allein. Sie sind unabhängig voneinander über Bluetooth, per Wandschalter oder mittels Fernbedienung sowie per App dimmbar.

Alle drei Lichtquellen haben einen Ra-Wert von 90 und sind zwischen 1800 und 3000 Kelvin veränderbar. Das stärkste Licht liefert das Uplight mit 4500 Lumen. Das Sightlight mit einem Kugeldurchmesser von 200 Millimetern bringt es auf 2800 Lumen. Das Downlight leuchtet mit 600 Lumen.

www.nyta.eu

Vorhang an

Raumteiler sind das Metier der Schreiner. Aus Glas und dazu noch beleuchtet sind diese jedoch eher selten. Zwei Kompetenzen, die bei Italamp zusammenkommen. Das Brechen des Lichtes ist bei dem Traditionshersteller von Glasleuchten gewissermassen in der DNA verankert. Neben den Kunstwerken und riesigen Kronleuchtern hat das Unternehmen nun auch einen Raumteiler im Programm. Piola ist ein modularer Vorhang aus kantigen Glasstäben mit eingeschlossenen Luftblasen. Diese brechen das über Metallstäbe eingespeiste LED-Licht und bringen die Gläser dadurch zum Leuchten.

Das Grundformat mit einer Breite von 2000 Millimetern und variabler Höhe bringt es auf ein stattliches Gewicht von 67 Kilogramm. Dafür braucht ein Modul nur 14 Watt, um eine Lichtausbeute von 1700 Lumen zu erreichen. Der Ra-Wert wird mit mindestens 80 angegeben, die Farbtemperatur mit 3000 Kelvin. Die Metallstäbe gibt es in hellem Gold oder Chromfarben.

www.italamp.com

Echt Holz

Bei Leuchten aus Holz scheiden sich meist die Geister. Oft schluckt das Material zu viel des Lichtes, und es bleibt dem Naturmaterial deshalb nur eine begleitende Aufgabe ohne direkte Lichtwirkung.

Beim spanischen Hersteller LZF ist das anders. Das Unternehmen spielt mit der Wirkung von durchleuchtetem Holz. Selbstbewusst konstruiert das Unternehmen mit externen Designern Leuchten aus Holz, bei denen das Furnier im Licht erstrahlt. Osca ist ein noch junges, architektonisch anmutendes Modell in der Kollektion. Die lange Variante misst stattliche 1520 Millimeter Länge, der kleine Bruder 500 Millimeter. Bestückt werden die Leuchten mit Leuchtmitteln nach Wunsch für E27-Schraubfassungen.

LZF nutzt für seine Leuchten das selbst entwickelte Timberlite-Furnier. Wie das Furnier modifiziert wird, verrät LZF nicht. Die mechanischen Eigenschaften ohne Vlieskaschierung sind jedoch erstaunlich.

www.lzf-lamps.com

Christian Härtel, CH

Veröffentlichung: 09. Mai 2024 / Ausgabe 19/2024

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