Hoch hinaus

Bestnoten als Zimmermann, Polier und Springreiter: Michael Büsser (23) mit seinem «Kumpel» Holby des Champes. Bild: Sandra Leibacher

Michael Büsser hat Feierabend. Der junge Mann ist soeben von der Baustelle gekommen. Erst 23 Jahre ist er alt und hat bereits Karriere gemacht – ein Wort, das er selber nie in den Mund nehmen würde, und doch ist es gerechtfertigt. Angefangen hat vor acht Jahren alles hier, bei der Baumgartner Holzbau AG im thurgauischen Ettenhausen. Der Aadorfer Schüler macht eine Schnupperlehre als Zimmermann und ist von der ersten Stunde an begeistert. «Das ist es», weiss er sofort und bekommt die Lehrstelle. Sein Talent wird schnell offensichtlich, im Betrieb wie in der Schule. Was er an der Berufsschule lernt, setzt er sofort in die Praxis um und schliesst seine Ausbildung mit der Note 5,7 ab. «Das hat mich selber überrascht», sagt Büsser heute, «aber natürlich auch gefreut.» Er sei gewiss kein Streber, sondern sei «ein- fach interessiert». Überhaupt hängt er seinen Erfolg nicht an die grosse Glocke, viel zu zurückhaltend ist er dafür. Nach seiner Lehre bleibt er als Zimmermann im Betrieb. Ein Jahr, zwei Jahre. Dann wächst die Lust auf mehr. So absolviert er erst berufsbegleitend die Weiterbildung zum Vorarbeiter, danach die Polierschule.Auch das fällt ihm leicht, auch diesmal stapelt er tief: «Ich konnte gut mithalten», sagt er, was sehr bescheiden klingt für einen, der an der fünftägigen Prüfung mit der Note 5,3 das beste Resultat schweizweit erzielt hat. Das war im November, und seither nimmt er – noch immer in seinem Lehrbetrieb – Aufgaben als Polier wahr. «Ich mag es, Projekte vom ersten Plan bis zur fertigen Ausführung zu begleiten und dabei mit den Bauherren im Kontakt zu stehen.»Nun könnte er sich auf den Lorbeeren ausruhen, aber nichts da: Sein nächstes Ziel ist die Meisterprüfung. «Einige Berufsleute haben mir geraten, es rasch durchzuziehen», begründet er diesen Schritt. Seine Arbeit bedeutet für ihn viel mehr Lust denn Last. Das liegt auch an der Branche: Sein Arbeitgeber ist unter anderem spezialisiert auf Reithallen und Stallungen. Und Pferde sind nach dem Beruf die zweite grosse Leidenschaft des Hinterthurgauers. Büsser stammt aus einer echten «Rösselerfamilie» – die Mutter reitet Dressur, der Vater ist Springreiter – und so ist er mit Pferden aufgewachsen. Schon früh setzen seine Eltern ihn erst auf das kleine Pony, dann auf das grössere und später auf das Pferd. Seinen ersten Concours meistert er mit Bravour, erreicht rasch die Punkte für die jeweils nächste Kategorie, bewältigt immer anspruchsvollere Hürden und wird mit seinem Pferd «Holby des Champes» zum Erfolgsgaranten des Kavallerievereins Hinterthurgau. Holby hat Büsser von seinem Vater übernommen, 22 Jahre alt ist das Pferd nun und «wie ein guter Kumpel». Da Holby mittlerweile etwas ins Alter gekommen ist, bestreitet Büsser keine Concours mehr – neben Beruf und Polierschule sei dafür sowieso keine Zeit gewesen. Aber fast jeden Abend sattelt der Pferdesportler seinen treuen Begleiter und reitet durch die sanften Hügel des Hinterthurgaus, lässt den Blick über die Felder schweifen. «Das macht den Kopf frei.»Entspannung findet er auch beim Holzen auf seinen Waldparzellen. Inmitten der Bäume wird sein Traum wieder wach: «Einmal nach Kanada reisen und diese unendlichen Wälder erleben.»hid

«Ich mag es, Projekte vom ersten Plan bis zur fertigen Ausführung zu begleiten und dabei mit den Bauherren im Kontakt zu stehen.»

Veröffentlichung: 25. Mai 2017 / Ausgabe 21/2017

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