Im Minimum ein Alu drum


Rechtes Bild: Dunkle Farben erzeugen eine enorme Hitze, die durch das Aludoppel abgeschirmt wird. Bild: Martin Freuler


Rechtes Bild: Dunkle Farben erzeugen eine enorme Hitze, die durch das Aludoppel abgeschirmt wird. Bild: Martin Freuler
Türdesign. Aussentüren müssen viele technische Anforderungen erfüllen und sollen dennoch schön aussehen. Holzblätter mit Metalldoppeln gelten derzeit als jene Konstruktionsart, die beides unter einen Hut bringt – vor allem bei der aktuellen Tendenz zu dunklen Farben.
Der Architekturtrend hin zu flächenbündigen Fassaden, Dächern ohne Vorsprung, Hauseingängen ohne Vordach und dunkel lackierten Bauteilen fordert die Aussentüren heraus. Sie sind viel stärker dem Regen und der Sonne ausgesetzt als früher, weil der konstruktive Witterungsschutz fast vollständig wegfällt. Wie Holz auf Feuchtigkeit reagiert, muss nicht extra erklärt werden. Hinzu kommen die enormen Klimadifferenzen, die in einem Türblatt durch direkte Sonneneinstrahlung in Kombination mit dunklen Farben entstehen. Temperaturen bis zu 75 Grad Celsius auf der Aussenseite sind keine Seltenheit. «Im Frühling und im Herbst sind die Strapazen für dunkle Türen besonders gross», sagt Dino Rickenbach, Teilhaber und Geschäftsführer der Riwag Türen AG im schwyzerischen Arth. Die Sonne hat dann Kraft und steht doch so tief, dass sie wuchtig auf die Türen brennt.
Eine normale Holztür verzieht sich unter solchen Bedingungen unweigerlich. «Eine Verformung um 4 bis 5 mm ist dann nicht zu umgehen», sagt Rickenbach. Die Tür verklemmt, lässt sich kaum mehr öffnen – und weil auch auf der Dichtungsebene nichts mehr aufeinander passt, wird sie undicht.
Die Türenhersteller haben deshalb in den letzten Jahren intensiv an Lösungen für diese Probleme herumgetüftelt – auch Riwag. Vor rund einem Jahr hat das Unternehmen «Arthline» auf den Markt gebracht, eine Holz-Metall-Tür, die auch unter Extrembedingungen absolut stabil bleibt. Vor einer gängigen Riwag-Aussentür aus Holz wird in einem Abstand von 28 mm ein Aluminiumblech angebracht, das mit einer beliebigen Farbe beschichtet werden kann. Zwischen Holz und Aluminium befinden sich eine 10 mm starke Wärmeisolation und ein Hohlraum. Dadurch wird sichergestellt, dass die Luft zirkulieren kann und kein Kondenswasser entsteht. Aus dem gleichen Grund ist das Metall thermisch vom Holz entkoppelt. Das Blech ist ausserdem schwimmend montiert, wodurch sich Bewegungen von Metalldoppel und Türblatt nicht aufeinander übertragen. Das Alublech wirkt also wie ein Schutzschild, der Hitze und Feuchtigkeit vom Türblatt fernhält. «Auf diese Weise erreichen wir auch bei grosser Sonneneinstrahlung kaum messbare Veränderungen der Aussentür», sagt Rickenbach. Ein weiterer Vorteil ist, dass das System auf der gängigen Riwag-Aussentür mit all ihren Eigenschaften aufbaut. Das abgeschirmte Türblatt erfüllt auch sämtliche Anforde-rungen in puncto Einbruchschutz, Wärme-dämmung, Schall- und Brandschutz. «Das Aludoppel verbessert sogar Wärme- und Schalldämmwerte.»
Um ihre Prototypen zu testen und schliesslich zu serienreifen Produkten weiterzuentwickeln, hat Riwag vor einigen Jahren die sonnen- und regenexponierte Seitenwand einer Werkhalle zum Prüfstand umfunktioniert. Dort kann das Unternehmen bis zu zwölf Aussentüren gleichzeitig unter realistischen Bedingungen testen.
Auch der international tätige Türenanbieter Jeld-Wen mit Werk im aargauischen Bremgarten verspürt eine zunehmende Nachfrage nach Aussentüren mit Metalldoppeln. Dies vor allem in der Schweiz, was Marketingleiter Thomas Staub auf den hier verbreiteten «technisch-modernen Baustil» zurückführt. Unter der Schweizer Marke «Kellpax» hat das Unternehmen ebenfalls vor rund einem Jahr eine Holztür mit Aluminiumdoppel auf den Markt gebracht.
Diese funktioniert nach ähnlichem Prinzip wie jene von Riwag. Sie verfügt ebenfalls über eine vollständig entkoppelte, schwimmend montierte Vorsatzschale und einen Hohlraum zwischen Blech und Holz. Dieser beträgt knapp 17 mm. Auf eine Wärmeisolation im Doppel verzichtet Jeld-Wen: Die Wärmedämmung werde über die Konstruktion des Holztürblatts erreicht. Den Brandschutz kann die Tür noch nicht garantieren. Laut Staub ist es angedacht, die Tür dereinst einer Brandschutzprüfung zu unterziehen, zumal immer häufiger Holz-Alu-Türen für Laubengänge nachgefragt würden.
Obschon viele physikalische und technische Details bei der Konstruktion einer Holz- Metall-Tür bedacht werden müssen: Aluminiumdoppel sind vor allem eine Frage des Designs. Ein solches kann zum Beispiel optisch an die Holz-Metall-Fenster des gleichen Hauses angepasst werden, mit der gleichen Farbe, der gleichen Oberflächenstruktur und dem gleichen Glanz.
Staub betont zudem das riesige Potenzial im Innenausbau. «Der Schreiner kann sich auf der Innenseite der Tür austoben, weil er hier auf seinem vertrauten Material arbeiten kann.» Dies hätten viele Schreiner nach dem Aufkommen der Aluminium- und Kunststofftüren vermisst. Um die Vorteile den Schreinern zu verklickern, arbeitet Jeld-Wen mit Illustrationen, die zeigen, dass die Aussentür wieder voll in die Innenraumgestaltung einbezogen werden kann. Es ist alles möglich, was bei jedem anderen Schreinerprodukt auch möglich ist.
Während Riwag und Jeld-Wen die Holz- Metall-Türen als zusammengehörendes System bereits zusammengebaut an die Schreiner ausliefern, geht Türenanbieter Variotec im luzernischen Dagmersellen noch einen Schritt weiter. Das Unternehmen verkauft zwar zu einem grossen Teil fertige Elemente, bietet daneben aber auch Aluminium-Vorsatzschalen an, die der Schreiner selber verbauen kann. Entweder bringt er sie auf eine eigenproduzierte Tür auf, setzt die verschiedenen Variotec-Elemente selber zusammen oder montiert das Metalldoppel auf den Rohling eines anderen Herstellers. «Uns ist es sehr wichtig, dass der Handwerker so viel wie möglich selber mit dem Produkt arbeiten kann», sagt Geschäftsführer Stefan Frei. Natürlich garantiere Variotec die notwendige technische Beratung.
Der Türenhersteller hat vor einigen Jahren als einer der ersten eine Holz-Aluminium-Kombination auf den Markt gebracht. «Im Moment registrieren wir eine stark wachsende Nachfrage», sagt Frei. Seine Konstruktion unterscheidet sich nicht radikal von jenen der Mitbewerber. Variotec verwendet ein 3 mm starkes Alublech. Dieses wird ebenfalls vom Holz entkoppelt und schwimmend montiert. Der Abstand zwischen Träger und Metalldoppel beträgt 16 mm. Auf Wunsch ist die Aluminiumschale mit einer 3 mm dünnen Wärmedämmung aus Aerogel erhältlich. Die Variotec-Konstruktion ist brandschutzgeprüft.
www.riwag.chwww.jeld-wen.chwww.variotec.ch
Neben den Anbietern von Halbfabrikaten und Systembausätzen gibt es auf dem Markt auch diverse Schreinereien, die selber Aussentüren mit Metalldoppeln planen und herstellen. «Schreiner können das. Doch sie müssen sich unbedingt bewusst sein, dass vor dem Türblatt ein Werkstoff mit völlig anderen Eigenschaften hängt», sagt Gerhard Rasch, stellvertretender Leiter des Bereichs Technik & Betriebswirtschaft beim Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). Nur schon der Ausdehnungskoeffizient von Aluminium und Holz ist sehr unterschiedlich, was in der Falzgeometrie dringend berücksichtigt werden muss. Wichtig ist auch: Das Metall muss hinterlüftet sein und darf das Holz nicht berühren. Wäre dies der Fall, könnte Kondenswasser ins Holz eindringen und Verformungen verursachen.
www.vssm.chVeröffentlichung: 23. Februar 2017 / Ausgabe 8/2017
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