Im Olymp der Artisten angekommen

Fototermin mit Prinzessin Stefanie: Thomas Mathis (mit Zertifikat) gewinnt am Zirkusfestival in Monte Carlo mit den «Holmikers» einem bronzenen Clown. Bild: PD

Das Publikum atmet den Duft von frischen Sägespänen und Popcorn ein. Währenddessen in der Maske: Thomas Mathis und seine Kollegen von der humoristischen Artistengruppe «Holmikers» bemalen ihre Gesichter mit grüner Farbe, bringen die Haare mit Spray in Form und verwandeln sich Schritt für Schritt in gruselige Gestalten mit blutunterlaufenen Augen und vernarbten Gesichtern. Dann betreten sie die Arena und formieren sich am Barren. Klack! Das grosse Licht geht an. Manege frei für die Horrorshow der Holmikers. Jeder Artist träumt davon: ein Auftritt am internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo. Die Besten der Besten messen sich hier und hoffen, einen der «Clowns» zu ergattern

– die höchste Auszeichnung in der zauberhaften Welt der Artistik, vergleichbar mit den Oscars in Hollywood. «Mein Puls raste. Wir wussten: Die nächsten sieben Minuten würden alles entscheiden», sagt Mathis. Trotz Nervosität – an diesem Abend gelingt ihnen an den beiden Holmen einfach alles. Die Flug- und Schwungelemente sowie die schauspielerische Leistung verzaubern die internationale Fachjury und bescheren ihnen den Bronzenen Clown. Angekommen im Akrobaten-Olymp, sagt Mathis: «Natürlich haben wir uns das gewünscht, aber die Auszeichnung war trotzdem eine riesige Überraschung.» Am Anfang steht immer ein Traum. Mathis träumte als junger Turner davon, einmal ein Holmiker zu werden. «In unserm Dorf schaut jeder kleine Bub zu ihnen auf. Für viele ist das auch ein Argument, dem Turnverein beizutreten.»

Jedes Jahr werden aus der Barrenriege des Turnvereins Mels SG Nachwuchstalente für die Akrobatentruppe rekrutiert – und vor etwa zehn Jahren gehörte Mathis zu den Auserwählten. «Das war eine grosse Ehre. Ich war überglücklich.» Seither tingelt der 29-Jährige als Holmiker rund um den Globus, tritt im Fernsehen, auf der Bühne und in der Manege auf. Im nächsten Jahr etwa fahren sie mit ihrer Märchenshow «Schneewittchen» nach Israel an ein Strassenfestival für Kinder. «Zusammen mit den besten Kollegen die Welt bereisen zu können, ist ein Privileg», sagt Mathis. Auf fast jedem Kontinent waren sie schon – nur Auftritte in Australien und Afrika fehlen noch. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden die Holmikers durch ihre Teilnahme beim Supertalent in Deutschland, wo sie bis ins Finale vorstiessen. Trotz voller Agenda geht jeder Holmiker einer Arbeit nach. Mathis selber ist ausgebildeter Holzingenieur HF und als Projektleiter für die Triviso AG tätig. «Mein Arbeitgeber ermöglicht es mir, Beruf und Artistik zu verbinden.» Holmiker ist man entweder ganz oder gar nicht. «Wir nennen uns Hobby-Profis», sagt er. Ferien und Freizeit werden häufig in die Artistik investiert. Diesen Dezember werden sie in der Weihnachtsshow des Zirkus Flic Flac in Kassel auftreten – das sind 50 Shows in 4 Wochen.

«Damit wir dieses Programm bewältigen können, haben wir vier Teams gebildet.» Die Holmikers sind eine eingeschworene Truppe. «Ein perfekter Auftritt ist nur möglich, wenn man sich auf der Bühne blind aufeinander verlassen kann», sagt Mathis. Das gelingt ihnen in wechselnder Besetzung seit nunmehr 24 Jahren.

Der TV Mels ist ein grosses Teil im Puzzle dieses Erfolgs – er wahrt die Tradition und garantiert die Kontinuität. «Der Gewinn des Bronzenen Clowns ist auch der Verdienst des Turnvereins», sagt Mathis.

«Mein Puls raste. Wir wussten: Die nächsten sieben Minuten würden alles entscheiden.»

sas

Veröffentlichung: 08. Dezember 2017 / Ausgabe 49/2017

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