Mit Ehrgeiz Schwyzerörgeli gespielt

Mit Ehrgeiz Schwyzerörgeli gespielt (Stephan Bühler).

 

Musik, kurz und knapp gesagt, ist Stefan Bühlers Leben. Vor elf Jahren liess der heute 42-Jährige die Holzbranche hinter sich und lernte beim bekannten Schwyzerörgelibauer Reist-Wisler in Wasen im Emmental den Orgelbau von der Pike auf. Für den Job war er prädestiniert. Mit Musik und Instrumenten kennt er sich seit Kindsbeinen aus. Mehr als das: Der Berner Oberländer war schon als Jungspund richtig dick im Musikgeschäft, fast schon so etwas wie ein Star. Mit 13 Jahren entdeckte er seine Liebe zum Schwyzerörgeli, obschon er zuerst Klarinette lernen wollte. «Anfangs spielte ich eher widerwillig. Meine Mutter hatte mich dazu überredet. Aber dann ging es flott», sagt er. Um dem älteren Bruder zu imponieren, übte er regelmässig und lange – mit Erfolg. Er lernte schnell, und nicht einmal ein Jahr später hatten er und sein Bruder den ersten Auftritt im Schweizer Fernsehen. Dies sollte der Auftakt zu einer veritablen Blitzkarriere sein. Bald schon folgten Auftritte in der ganzen Schweiz. Schwergewichte der Volksmusikszene wie Hausi Straub, Peter Zinsli und Godi Schmid förderten ihn. Eines der vielen eidgenössischen Wettspiele brachte ihm nicht nur ein «Sehr Gut» der Jury mit Carlo Brunner, sondern gar ­einen Bericht in der Tagesschau ein. «Wir waren schon als Achtklässler nächtelang unterwegs, hatten bis zu 15 Auftritte im Monat und lernten die ganze Schweizer Ländlerszene kennen. Das war spannend», erinnert er sich. Dieses Musikantenleben führte er auch während der Schreinerlehre weiter, seine ganze Freizeit investierte er in das Hobby. Dass er jedoch in der ersten Woche am Ausbildungsplatz auf dem Kassettengerät laut Ländler abspielte – «um Eindruck zu schinden» – kam bei seinem Chef nicht sonderlich gut an, wie er sagt.

Gespielt hat Stefan Bühler jeweils nicht einfach aus purer Freude, sondern mit schon fast sportlichem Ehrgeiz. «Ich übte an gewissen Tagen bis zu 15 Stunden lang. Und jeder Erfolg trieb mich weiter an», erklärt er. «Damals eiferte ich meinen Volksmusikgöttern nach. Heute spielen wir zusammen.» Zwischen 1983 und 2000 musizierte er in fester Formation mit dem bekannten Schwyzerörgeli-Trio Mannebärg und nahm zahlreiche Platten auf. Auch im Duett mit dem Volksmusik-Schwergewicht Richi Rogenmoser sind verschiedene Tonträger entstanden. Heute ist seine feste Formation das Schwyzerörgeli-Trio Bühler-Kissling-Hefti. Als Musiker ist er ein Purist: «Ich bin ein Verfechter der traditionellen Schwyzerörgeli-Musik, das Experimentieren mit Musikstilen überlasse ich anderen. Örgeli und Rock’n’Roll, das ist doch wie Bouillon mit Stalden-Creme.»

Seine beispiellose Leidenschaft für die Volksmusik machte Stefan Bühler 2004 vollständig zum Beruf. ­Aktuell wohnt er im Wallis. Dort, in Lyss und in Zürich unterrichtet er rund 300 Schüler. Im Herbst zügelt er nach Seftigen im Kanton Bern, wo er derzeit mit seiner Frau – sie ist eine ambitionierte Jodlerin – ein Haus baut. Die zwei Kinder aus erster Ehe wird er dann auch wieder häufiger sehen können. Um seinen Schülern das Erlernen des Instrumentes zu erleichtern, hat er sogar ein eigenes Notensystem entwickelt, bei dem die einzelnen Griffe aufgezeichnet werden. Etwa 350 Stücke hat er mittlerweile in diese Notensprache «übersetzt» und sie zum Nachspielen vertont, darunter viele seiner rund hundert Eigenkompositionen. Und die sind übrigens offenbar ziemlich gut. «Immerhin werden sie im Radio rauf und runter gespielt», lacht Stefan Bühler und wirkt dabei – obschon er offensichtlich stolz darauf ist – äusserst sympathisch. fg

Veröffentlichung: 05. Mai 2011 / Ausgabe 18/2011

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