Mit loderndem Feuer im Herd

Bestehende Holzherde lassen sich gut in eine neue Küche integrieren. Bild: Käslin Innenausbau AG

Holzherd.  Obwohl in der Schweiz das Kochen auf dem Holzherd eher abnimmt, treffen Küchenbauer immer wieder auf das Thema. Richtig integriert, bieten moderne Holzherde viele Optionen und ermöglichen ein spezielles Ambiente.

Ein Bauherr wünscht beim Bau seines neuen Mehrfamilienhauses mit fünf Wohnungen explizit, dass in jeder Küche ein Kaminanschluss für einen Holzherd vorbereitet wird. «Das war schon eher etwas aussergewöhnlich», erzählt Paul Kühne. Er ist zuständig für den Bereich Küchenbau bei der Dominik Meier Innenausbau AG aus Schübelbach SZ.

Der Bauherr hatte bereits im alten Haus einen Holzherd und wollte auch im neuen Zuhause nicht darauf verzichten. Gemäss Paul Kühne habe er aber insbesondere aufgrund der Energiefrage diese Mehrkosten auf sich genommen. «Der Kunde wollte sich einfach gewisse Optionen offenhalten, falls es in Zukunft Probleme mit der Energieversorgung geben sollte», erklärt Kühne.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit

Dieses Beispiel zeigt, dass die Gründe für einen Holzherd sehr vielfältig sein können. Am häufigsten kommt der Ersatz von bestehenden Holzherden vor, beispielsweise, wenn eine Küche renoviert wird. Denn in ländlichen Regionen sind diese nach wie vor weitverbreitet. Ebenfalls ein Thema sind solche Herde in abgelegenen Gebäuden wie Alp- und Berghütten oder Ferienchalets, wo es keinen Anschluss ans Stromnetz gibt. Andere wiederum besitzen vielleicht noch ein Stück Wald und wollen das Holz zum Kochen sowie Heizen nutzen.

Vermehrt spielen aber auch der Gedanke der Unabhängigkeit von Energiekonzernen und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wieder eine Rolle. Nicht zuletzt gibt es Menschen, die das Kochen und Heizen mit Feuer einfach schön finden. So zum Beispiel Kunden der Käslin Innenausbau AG aus Steinhausen ZG: «Sie kochen gerne auf dem Holzherd, weil nicht alles elektronisch gesteuert ist. Im Winter dient der Herd mit dem angeschlossenen Kachelofen als Zusatzheizung», erzählt der zuständige Projektleiter Thomas Betschart. Der etwa 20 Jahre alte Holzherd inklusive Anbauelementen von Tiba war noch so gut in Schuss, dass man einfach rundherum die Küche erneuerte (Bild links). Als Material für die Fronten wählte die Kundschaft massive Kernesche aus.

Rückläufige Zahlen

Die Dominik Meier Innenausbau AG montiert im Schnitt etwa zwei Mal pro Jahr eine Küche, die mit einem Holzherd ausgerüstet wird. Insgesamt nimmt aber der Bestand an Holzkochherden seit Jahren stetig ab. Gemäss dem Bundesamt für Energie sind alleine im Jahr 2016 etwa 1300 Stück aus den Schweizer Gebäuden verschwunden. Diesen Umstand spüren selbstverständlich auch die verbliebenen Schweizer Hersteller von Holzherden, die Tiba AG aus Bubendorf BL und die Ofenfabrik Schenk aus Langnau im Emmental BE.

Dabei haben die Hersteller ihre Holzöfen stetig weiterentwickelt: «Unsere neuen Holzherde sind noch effizienter geworden», sagt Lukas Bühler, Geschäftsführer der Tiba AG. Damit einher gehen auch tiefere Feinstaubemissionen. Zudem gibt es die Herde mittlerweile in zahlreichen Farben. Noch nicht so gross ist die Auswahl bei matten Farben. Dies hänge hauptsächlich mit der Beschichtungsweise zusammen, erklärt Lukas Bühler. «Wir können unsere Metallfronten nicht pulverbeschichten, weil die Gefahr von Verfärbungen durch die Hitze zu gross wäre.» Deshalb setzt man bei Holzherden nach wie vor auf emaillierte Fronten. Obwohl mit Farbcodes, wie zum Beispiel RAL, gearbeitet wird, kann es immer zu leichten Differenzen kommen. Diesen Umstand gilt es bei der Planung zu berücksichtigen, zum Beispiel, wenn die Farbe des Herdes auf lackierte Küchenfronten abgestimmt werden soll.

Zahlreiche Optionen

Ansonsten lassen sich die Holzherde aus der Schweiz sehr individuell konfigurieren. Es gibt sie in unterschiedlichen Breiten, Tiefen sowie Höhen, mit verschiedenen Bandungen, Rauchabgängen, Beschlägen und Kochplatten. So kann man die Herde von Tiba statt mit einer klassischen Gussplatte mit einem Glaskeramikfeld bestellen. Für eine gemütliche Atmosphäre sind auch Ofentüren mit Glasfenster erhältlich.

Ähnliche Produkte gibt es zwar auch aus dem Ausland, beispielsweise von Wamsler oder Greithwald. Sie bieten aber nicht dieselben Möglichkeiten zur Individualisierung. Vorsicht ist besonders bei extrem billigen Herden oder unbekannten Herstellern geboten. Denn für die Schweiz müssen Herde von einer zertifizierten Prüfstelle auf ihre Brandsicherheit geprüft sein und über entsprechende Nachweise verfügen.

Konflikte mit Behörden vermeiden

Der Brandschutz ist bei Holzherden ohnehin ein wichtiges Thema: Für den Küchenbauer empfiehlt es sich, frühzeitig mit dem Hersteller des Herdes und den zuständigen Brandschutzbehörden Kontakt aufzunehmen. Insbesondere rund um den Herd gilt es, Mindestabstände und Vorgaben bezüglich der Materialwahl einzuhalten. In der Brandschutzrichtlinie «Wärmetechnische Anlagen» finden sich Vorgaben zum Abstand zwischen der Herdplatte und darüber liegenden Bauteilen. Dabei wird unterschieden, ob es sich um eine geschlossene Platte handelt oder ob eine Beschickungsöffnung vorhanden ist.

Mit einer geschlossenen Platte reicht ein Abstand von mindestens 500 mm zu brennbaren Materialien und Dampfabzügen. Der Branchenverband Küche Schweiz empfiehlt sogar, einen minimalen Abstand von 730 mm und den gleichen Abstand auch auf die angrenzenden Oberschränke anzuwenden. Bei einer Kochfläche mit Beschickungsöffnung gibt die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) je nach Situation sogar einen Abstand von bis zu 1200 mm vor.

Seitlich, hinten und vorn hängt der Abstand zu brennbaren Materialien stark von der zu erwartenden Oberflächentemperatur am Ofen ab. Die Abstände unterscheiden sich deshalb je nach Modell. Die exakten Angaben dazu finden sich in den Dokumentationen und Planungshinweisen der Hersteller. In den meisten Fällen darf der Schreiner aber nicht direkt mit seinen brennbaren Unterbauten an den Holzherd anschliessen. Die Hersteller bieten aber dafür entsprechende Zwischenelemente in Form von Konvektionszwischenwänden oder praktischen Handtuchfächern an.

Ofen mit kühlen Seiten

Eine Ausnahme stellt hier der «Fuego» von Tiba dar: Der Holzherd ist mit einem speziellen Mantelkühlsystem inklusive Ventilator ausgerüstet. Dadurch bleiben die Oberflächentemperaturen so tief, dass der Küchenbauer seine Elemente ohne Sicherheitsabstand zum Herd aufstellen darf. Die ganze Technik ist im «Fuego» integriert, es braucht lediglich einen Stromanschluss für den Ventilator und zwei Luftauslässe im Sockelbereich, wo die warme Luft an den Raum abgegeben werden kann.

In jedem Fall muss der Bodenbelag vor der Ofentür auf einer Länge von 400 mm aus einem Baustoff der Klasse RF1 bestehen. Wünscht der Kunde also Parkett in der Küche, dann braucht es in diesem Bereich eine Platte aus nicht brennbarem Material wie zum Beispiel Glas oder Metall.

Hitzebeständige Abdeckung

Selbstverständlich muss die Küchenabdeckung aus nicht brennbarem und vor allem auch hitzebeständigem Material bestehen. Insbesondere bei Kunststeinen und Mineralwerkstoffen ist hier Vorsicht geboten, sonst kann es zu unschönen Verfärbungen kommen oder das Material schmilzt. Wird der Herd in eine Steinabdeckung integriert, empfehlen die Hersteller, den schmalen Steg auf der Vorder- und Rückseite mit zwei Fugen auszuführen. Dadurch kann man Spannungen und somit ein Reissen der Stege vermeiden, die durch Temperaturunterschiede entstehen. Sollte es dennoch zu Problemen kommen, lässt sich der Steg in diesem Bereich einfacher ersetzen. Schliesst der Holzherd hinten oder seitlich an eine Wand an, dann muss diese gemäss VKF-Richtlinie auch aus nicht brennbarem Material bestehen. «Bei bestehenden Holzherden oder im Falle eines Austausches ist dies meistens ohnehin schon so», sagt Lukas Bühler. Andernfalls müssten die Wände gemäss den aktuellen Vorschriften angepasst werden.

Ausserdem sollte immer die Zuführung der Verbrennungsluft in die Planung einbezogen werden. Gerade wenn eine Abluft-Dunstabzugshaube installiert ist, besteht die Gefahr, dass die Rauchgase der Holzfeuerung nicht mehr durch den Kamin entweichen. Aus diesem Grund werden heute die meisten Holzherde mit einer raumluftunabhängigen Luftzufuhr montiert.

Die Feuerstelle in der Küche

Holzherde sind vielleicht nicht mehr so gefragt wie noch vor einigen Jahrzehnten – tot sind sie deswegen noch lange nicht. Gerade in Zeiten der Digitalisierung gibt es Menschen, die sich wieder nach etwas Fassbarem, Bodenständigem sehnen. Lukas Bühler tüftelt deshalb bereits an einer Art Grillstelle für die Küche. «Platziert am Übergang von der Küche zum Wohn- und Esszimmer sorgt das Feuer für ein schönes Ambiente und gleichzeitig kann man damit kochen und braten», erklärt Bühler. Immerhin war die Kochstelle jahrhundertelang ein zentrales Element in den Wohnbauten der Menschen – in vielen Regionen der Welt ist dies noch heute der Fall.

Mit solchen Konzepten könnte sich auch ein Küchenbauer vom Standard abheben. Zudem lassen sich moderne Holz- und Zentralheizungsherde in die Warmwasserversorgung oder das Heizsystem einbinden. Bei der Diskussion rund um erneuerbare Energien und CO2 -Ausstoss sind das Argumente, die in gewissen Kundenkreisen durchaus auf Interesse stossen.

www.dominik-meier.chwww.kaeslin.agwww.tiba.ch

ph

Veröffentlichung: 31. Januar 2019 / Ausgabe 5/2019

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