Multifunktionale Wassersysteme

Küchenarmaturen werden immer multifunktionaler und machen das eine oder andere Küchengerät zuweilen überflüssig. Bild: Laufen

Multifunktionsarmaturen.  Kochend heisses Wasser ist längst nicht mehr die einzige Funktion, die ein moderner Wasserhahn zusätzlich zum normalen Mischwasser zu bieten hat. Das Marktfeld scheint für die Hersteller so interessant wie nie, und so wird fleissig entwickelt.

Manchmal gibt es sie: die Innovation, die nach der Realisierung die Frage aufwirft, warum nicht bereits früher jemand auf die Idee gekommen ist.

In etwa so lässt sich die Küchenarmatur mit Kaffeefunktion einordnen, die das italienische Unternehmen Gessi SA am letztjährigen Salone del Mobile in Mailand präsentierte. Denn die Kombination aus Multifunktionsarmatur und Kaffeekapseln erscheint spätestens dann naheliegend, wenn man das fertige Produkt das erste Mal im Einsatz sieht. Tatsächlich kann man sich gar fragen, ob die bewährten Kapselmaschinen bald ausgedient haben. Schliesslich bedeuten sie im Vergleich zu einer Küchenarmatur mit Kaffeefunktion nur einen zusätzlichen Umweg für das Wasser.

Heute und morgen werden die Kapselmaschinen aber noch nicht aus den Küchen verschwinden, denn auf den Markt kommt die «Vita Gessi Caffè» wohl frühstens in einem Jahr. «Die Armatur war ursprünglich nur als Aufmacher für die Messe in Mailand geplant und nicht für die Serienfertigung vorgesehen», sagt Danilo Cannavo, Sales Manager bei Gessi. Das grosse Interesse bei den Messebesuchern und auch die Resonanz in den sozialen Medien habe das Unternehmen aber dazu bewogen, die Armatur nun auch zur Marktreife zu bringen. Ab wann sie genau erhältlich sein wird und wie tief man für den Kaffeegenuss aus dem Wasserhahn letzten Endes in die Taschen greifen muss, wird sich noch zeigen.

Nur die Spitze des Eisberges

Jüngst bot auch der Fachanlass des Branchenverbandes Küche Schweiz «Tag der Küchenneuheiten 2025» in Safenwil die Möglichkeit, einen frischen Kaffee aus der Gessi-Armatur zu degustieren. Generell wurde dem Fachpublikum bezüglich Multifunktionsarmaturen einiges geboten. So präsentierten gleich mehrere Hersteller entsprechende Wassersysteme. Denn inzwischen kommt man nicht umhin, von ganzen Systemen zu sprechen. Schliesslich ist die Armatur eigentlich nur noch die Spitze des Eisberges. Tatsächlich sind es die Installationseinheiten, die die ganze Vorarbeit hinter der Bühne oder in diesem Fall im Unterschrank und hinter der Küchenfront leisten. Hier fällt auf, dass die Hersteller vermehrt auf Boxlösungen setzten. Sprich, alle Komponenten wie Filter, Boiler, Kühltank und CO2-Kartusche sind in einer Einheit oder eben in einer Box untergebracht. Das sorgt für Ordnung und vereinfacht die Installation. Die Hersteller bieten meist verschiedene Varianten und Konfigurationen, sodass der Endverbraucher weiterhin gewisse Auswahlmöglichkeiten hat. Mit den Boxlösungen leidet jedoch etwas die Modularität, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Kunde für Funktionen bezahlt, die er gar nicht braucht.

Bedienungskonzepte

Apropos Funktionen: Die Hersteller bewerben ihre Systeme zuweilen mit fünf, sechs oder gar sieben verschiedenen Wasserarten. Dabei steht natürlich eine möglichst einfache Bedienung der Armatur im Fokus. Während beispielsweise Quooker, Laufen und Franke, auf ein Bedienungskonzept mit schlichtem Design (Bedien- und Leuchtring) setzen, gibt es bei der Armatur von Blanco zwei Drehräder mit Piktogrammen und Zahlen, bei Grohe verfügt die Armatur über eine beleuchtete Touch-Fläche, und bei Gessi werden die Funktionen gar über ein Display angezeigt.

Bei Franke hat man sich bewusst für ein zurückhaltendes Design und einfaches Bedienungskonzept entschieden. «Für den Markteintritt mit unserer ersten Multifunktionsarmatur war es sicher wichtig, dass das Produkt in jede Küche passt», sagt Sandro Schneider, Category Manager Armaturen bei der Franke Küchentechnik AG in Aarburg AG. «Ich denke auch, dass viele Leute bei der Küchenarmatur sowohl ein schlichtes Design als auch eine intuitive Bedienung bevorzugen.»

Unübersichtlich

Den Fachanlass in Safenwil genutzt und sich einen Überblick über die verschiedenen Bedienungskonzepte und Systeme der Hersteller verschafft hat auch Jürg Rothenbühler, Geschäftsführer der gleichnamigen Schreinerei in Zollbrück BE. «In näherer Zukunft wollen wir eine neue Armatur, ergänzend zu einem Produkt von Soda Fresh, in unsere Küchenausstellung aufnehmen», sagt Rothenbühler. Die Evaluation der verschiedenen Armaturen und Systeme sei nicht ganz einfach, wie der Berner sagt. Bei den vielen Funktionen und aufgrund der unterschiedlichen Bezeichnungen der Hersteller könne man schnell einmal die Übersicht verlieren. Ein besonderes Augenmerk legt Rothenbühler aber beispielsweise auf die Installation und den Service. «Voraussetzung für uns ist, dass wir das System von einem Sanitär unserer Wahl installieren lassen können und auch für den Service keine Fachperson des Herstellers aufgeboten werden muss», sagt Rothenbühler.

Digitale Tools

Ohne Service kommt zum Beispiel das System «Mythos Water Hub» von Franke aus. Denn das Leitungswasser werde durch den im Filter integrierten Ionentauscher laufend entkalkt, wie Sandro Schneider sagt. Der Wasserfilter muss natürlich dennoch in regelmässigen Abständen gewechselt werden. Dies wird über die Armatur, die Systembox oder auch die App signalisiert und kann vom Benutzer selbst durchgeführt werden.

Auch Blanco bietet für das Wassersystem «drink.soda Evol-S Pro» ein digitales Tool. So gibt es in der «Blanco Unit»-App Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Austausch von Filter und CO2-Zylinder. Mehr über die Wassersysteme von Franke und Blanco sowie vier weiterer Hersteller gibt es in der folgenden Auswahl zu lesen.

www.rothenbuehlerag.ch

Mit Ecken abgerundet

Die Quooker-Armatur mit dem flexiblen Zugauslauf sei in der Schweiz die beliebteste ihrer Küchenarmaturen, wie das Unternehmen schreibt. Deshalb wird das «Flex»-Sortiment in näherer Zukunft mit dem «Flex Square» erweitert. Die Armatur mit dem eckigen Auslauf wird wie ihr rundes Pendant «Flex Round» in fünf Oberflächen erhältlich sein (verchromt glänzend, Voll-Edelstahl, schwarz, Gunmetal, Kupferrosé). Die Armaturen können mit jedem Quooker-Reservoir und auch mit dem «Cube» für gekühltes stilles und sprudelndes Wasser kombiniert werden. Ein genaues Datum zur Markteinführung des «Flex Square» lässt Quooker noch nicht verlauten. «Coming soon», heisst es seitens des Unternehmens. Bereits klar ist hingegen, dass sich die Bedienung sowie die Position des Leuchtringes gegenüber anderer Quooker-Armaturen leicht ändern wird.

www.quooker.ch

Mythos bei Franke

Zusätzlich zu den Standardoptionen für heisses und kaltes Wasser liefert «Mythos Water Hub» von Franke auch gefiltertes Wasser in den Varianten «raumtemperiert» und «kühlschrankkalt» und kochendes Wasser. Bei der 6-in-1-Armatur kann zudem zwischen leicht, medium oder klassisch stark prickelndem Sprudelwasser gewählt werden. Die gewünschte Wasserart lässt sich über einen Drehknopf an der Armatur einstellen, und ein integrierter LED-Ring zeigt die entsprechende Auswahl an. Mit der «Franke@home»-App können zusätzliche Parameter wie die Temperatur des Kochendwassers oder der Kohlensäuregehalt des Sprudelwassers festgelegt werden. In der App wird zudem angezeigt, ob die CO2-Kartusche oder der Filter getauscht werden sollte. Sind nicht alle Funktionen der 6-in-1-Lösung gewünscht, bietet Franke mit «Maris Water Hub» eine Alternative. Das System liefert neben Warm- und Kaltwasser «lediglich» kochendes und gefiltertes Wasser.

www.franke.ch

Privathaushalt bis Büro

Mit dem «Blue Pure», «Blue Home» und «Blue Professional» bietet Grohe drei Wassersysteme, die je nach Einsatzort und -zweck mit fünf verschiedenen Filterlösungen kombiniert werden können. So verfügt «Blue Pure» etwa über getrennte Wasserführungen für das gefilterte und ungefilterte Wasser, sodass die Armatur wie ein normaler Wasserhahn verwendet werden kann. «Blue Home» bietet gefiltertes, gekühltes und mit Kohlensäure versetztes Wasser. Hierfür wird die Armatur über eine farbig beleuchtete Touch-Fläche bedient. Pro Stunde können bis zu drei Liter gekühltes, sprudelndes Wasser bezogen werden. Eine grössere Kapazität liefert das Wassersystem «Blue Professional», das mit zwölf Litern gekühltem, sprudelndem Wasser pro Stunde für Gruppengrössen von bis zu 40 Personen ausgelegt ist. Mit «Red» hat Grohe zudem auch ein Wassersystem für kochend heisses Wasser im Angebot.

www.grohe.ch

Digitale Küchenarmatur

Beim Wassersystem «Vita Gessi» von Gessi können bis zu 24 Kombinationen aus Wassertyp, -temperatur und -menge gespeichert werden. Die Funktionen sowie der Füllstand werden dabei mittels Symbolen auf einem Display an der Armatur angezeigt, während die Bedienung über einen geriffelten Ring erfolgt, der das Display umschliesst. Die Armatur ist in drei Formen sowie sieben Farben erhältlich. Das gefilterte Wasser wird bei «Vita Gessi» über eine separate Leitung vom normalen Mischwassser getrennt. Möchten alle Funktionen und Kombinationen genutzt werden, muss im Unterschrank Platz für eine «kalte» und eine «warme» Installationseinheit (max. fünf Meter entfernt von der Armatur) bereitgestellt werden. «Vita Gessi» funktioniert allerdings auch nur mit einer der beiden Einheiten. Das System erkennt dabei automatisch, welche davon angeschlossen ist.

www.gessi.com

Neues zur Frühlingszeit

In diesem Frühjahr bringt Laufen ihre erste eigene Multifunktionsarmatur für Privathaushalte auf den Markt. «Vara Home» wird ab April in Edelstahl und mit einer PVD-Oberflächenbeschichtung in Titanschwarz matt erhältlich sein. Die Armatur verfügt über einen Zugauslauf mit Zwei-Weg-Schlauch, der das Standard-Mischwasser sowie das gekühlte und Sprudelwasser vom Heisswasser trennt. Dadurch wird verhindert, dass es zu Verbrühungen durch heisses Restwasser in der Leitung kommt. Die Bedienung erfolgt über einen Drehknopf, der wahlweise am Armaturenkörper integriert ist oder als separates Bauteil individuell auf der Küchenabdeckung platziert werden kann. Zur Markteinführung gibt es «Vara Home» in den zwei Varianten «Hot» (Standard- Mischwassser und kochend heisses Wasser) sowie «All-in-one» mit sieben verschiedenen Wasserarten (Ambiente, gekühlt, medium oder stark sprudelnd, heisses Wasser mit 85, 92 oder 96 Grad).

www.laufen.ch

Stimmige Gesamtlösung

Beim Komplettsystem «Blanco Unit» von Blanco können Armatur, Spülbecken sowie Abfall- und Organisationssystem zu einer optisch abgestimmten Einheit zusammengestellt werden. In diesem Gesamtpaket können auch die Wassersysteme der Serie «Evol» integriert werden, wie etwa das «Blanco drink.soda Evol-S Pro». Dieses liefert kaltes und warmes Leitungswasser sowie gefiltertes, gekühltes Wasser (still, medium oder sprudelnd) über eine getrennte Leitungsführung. Der Kohlensäuregehalt sowie die Ausgabemenge an gefiltertem Wasser werden jeweils über ein separates Drehrad eingestellt. Parameter wie die Wasserhärte, die Wassertemperatur oder der Kohlensäuregehalt lassen sich auch über die «Blanco Unit»-App steuern und individuell konfigurieren. Zudem finden sich in der App 3D-animierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen, etwa zum Austausch von Filter und CO2-Zylinder.

www.blanco.ch

Sven Bürki, SB, SB, SB, SB, SB, SB

Veröffentlichung: 20. März 2025 / Ausgabe 12/2025

Artikel zum Thema

18. September 2025

Die intelligente Küche beginnt beim Licht

Beleuchtung.  LED-Lichtlösungen sind in der Küche längst zum Standard geworden. Mit den aktuellen Möglichkeiten im Bereich Steuerung eröffnen sich neue, zusätzliche Möglichkeiten, welche Licht smart werden lassen.

mehr
18. September 2025

Genügend Platz für eine freshe Lagerung

Kühlschränke.  Genau wie bei den Autos werden auch Kühl- und Gefriergeräte immer grösser, um mehr Nutzinhalt zu bieten. Zugleich punkten sie durch einen leisen Betrieb, eine flexible Nutzung, Energieeffizienz sowie Komfortfunktionen.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Küchen