Die intelligente Küche beginnt beim Licht

Gekonnt eingesetzte LED-Profile können das Erscheinungsbild der Küche völlig verändern. Bild: kmd

Beleuchtung.  LED-Lichtlösungen sind in der Küche längst zum Standard geworden. Mit den aktuellen Möglichkeiten im Bereich Steuerung eröffnen sich neue, zusätzliche Möglichkeiten, welche Licht smart werden lassen.

Schreinerinnen und Schreiner wissen, die Küche ist längst mehr als nur ein Arbeitsplatz. Sie ist Wohnraum, Begegnungszone und oftmals der zentrale Ort im Haus. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Design, Ergonomie und Funktionalität. Kein Wunder ist die Beleuchtung für den wichtigsten Ort im Wohnraum ein zentrales Thema bei jeder Beratung. Neben der Ausleuchtung des Arbeitsplatzes schafft das passende Konzept in diesem Bereich das einmalige Ambiente und bringt das gewisse Etwas in ein gelungenes Gestaltungskonzept einer Küche. Während Küchenkonzepte ohne Licht eher geschmacklos und langweilig erscheinen, schafft ein passendes Beleuchtungskonzept Stimmung, Emotionen und echtes Wohngefühl. Somit ist klar: Das Licht in der Küche schafft einen bedeutenden Mehrwert. «Eine gut geplante Küchenbeleuchtung steigert nicht nur den Komfort, sondern auch den Wert der gesamten Küche», sagt Mike Kroll, Geschäftsführer von kmd Industrievertretungen in Ebnat-Kappel SG. Die Firma kmd entwickelt und vertreibt hochwertige LED-Lichtsysteme speziell für Küchen und den Möbelbau. Wer heute von Licht in der Küche redet, spricht automatisch von der LED-Technik, denn an dieser Technik führt heute praktisch kein Weg mehr vorbei. Sie bildet die moderne Basis nahezu aller modernen Systeme, und der Siegeszug von LED in der Küche ist eng mit den Vorteilen der Halbleiterlichter verbunden. Hohe Lichtausbeute, minimale Wärmeabgabe, lange Lebensdauer und flexible Bauformen ermöglichen individuell anpassbare Beleuchtungskonzepte. «Neben der Gestaltung ist gutes Licht für die Funktion einer Küche als Arbeitsplatz sehr wichtig, vor allem für einen gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz. Dies schützt vor Verletzungen und lässt langsamer ermüden», sagt Andreas Schwarz, Fachberater für Lichttechnik bei der Opo Oeschger AG in Kloten ZH. Als Händler vertreibt Opo Oeschger Beleuchtungssysteme wahlweise fertig konfektioniert oder als Einzelkomponenten.

Strich vor Punkt

Die Zeit punktförmiger Halogenspots ist vorbei; heute kommt primär lineares, möglichst punktfreies Licht zum Einsatz. Die modernen LED-Technologien verhindern sichtbare Lichtpunkte und ermöglichen ein homogenes Licht. «Die Kunden legen heute als besonderes Qualitätsmerkmal grossen Wert darauf, dass keine LED-Punkte zu sehen sind», betont Andreas Schwarz. Oft ist eine Kombination verschiedener Lichtarten gefragt. Dabei lassen sich diese drei Bereiche unterscheiden:

  • Arbeitslicht: Linearprofile oder eingelassene LED-Profile, welche eine gleichmässige, schattenfreie Ausleuchtung der Arbeitsflächen garantieren.
  • Ambientebeleuchtung: Indirektes Licht über Oberschränken, Sockelleuchten oder Griffmulden, welches Atmosphäre schafft.
  • Akzentlicht: Spots oder Nischenbeleuch- tungen, welche Highlights setzen und die Raumwirkung verstärken.

Je nach Tageszeit und Bedarf an Licht kann es sinnvoll und nötig sein, die Beleuchtung entsprechend zu dimmen, um flexibel auf die Nutzungssituation reagieren zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Farbwiedergabe. Je höher der sogenannte Color- Rendering-Index(CRI)-Wert ist, desto natürlicher erscheinen Farben. Werte über 90 gelten als ideal, insbesondere bei der Zubereitung von Speisen. Damit Gemüse, Fleisch oder Früchte appetitlich wirken, ist die Qualität des Lichts genauso entscheidend wie die Menge.

Gestaltungsseitig stehen heute minimalistische Profile im Vordergrund, die bündig in Möbelflächen integriert sind. Matte oder dunkle Materialien verhindern Blendung und lassen die Beleuchtung optisch noch mehr verschwinden. Parallel zu diesen Kundenwünschen rückt die Nachhaltigkeit ebenfalls in den Fokus: Hocheffiziente LED-Bänder mit über 170 Lumen pro Watt reduzieren den Energieverbrauch deutlich, Profile aus Aluminium und recyclingfähige Kunststoffe sichern die Langlebigkeit. «Wir haben 2024 unser LED-Band-Sortiment auf die neuste Chiptechnologie umgestellt. So werden hocheffiziente Lösungen in allen Lichtfarben und Leistungsklassen möglich», erläutert Schwarz.

Steuerung: Von Schalter bis Smarthome

Neben Design und Lichtqualität rückt zunehmend die Steuerung in den Mittelpunkt. Kunden erwarten heute mehr als nur einen klassischen Schalter. Zum Einsatz können einfache Lösungen wie Touchschalter, kabel- lose oder Funkdimmer kommen, ergänzt durch Fernsteuerungen oder Bewegungsmelder, die Komfort und Energieeffizienz erhöhen, sich aber nicht «smart» steuern lassen. Wenn die Kundschaft keine besonderen Ansprüche an die Steuerung des Lichts hat, kann eine solche Lösung ausreichen.

Die Praxis zeigt jedoch, dass die Entwicklung deutlich in Richtung smarter Systeme geht, und Schreinereien müssen ihre Kunden entsprechend beraten können. App- oder sprachgesteuerte Lösungen sind heute bereits Standard und ermöglichen die Speicherung von Lichtszenen, Dimmen, Zeitsteuerungen und vieles mehr. «Wir mer-ken deutlich, smarte Steuerungen per App, Fernbedienung oder Sensor sind im Aufschwung», erklärt Mike Kroll. Hier gilt es, zwei grundlegende Richtungen zu unterscheiden. Als Einsteigerlösungen können sogenannte Insellösungen bezeichnet werden. Diese stellt meist der Hersteller eines Leuchtmittels zur Verfügung, und damit lassen sich nur gerade die betreffenden Lichter ansteuern. In diesem Bereich können auch sogenannte All-in-one-Trafos zum Einsatz kommen, wie sie beispielsweise Opo Oeschger im Angebot hat. Diese sind rasch installiert und erlauben es, einzelne Leuchten via App zu dimmen oder Lichtszenen abzuspeichern. Diese Systeme lassen sich meist nicht in ein sogenanntes Bussystem integrieren, welches als Steuerungs- und Kommunikationssystem für ein Gebäude eingesetzt wird.

Zentrale Steuerung dank Bussystemen

Über ein solches Smarthome-System tauschen alle angeschlossenen Geräte Informationen aus, und die Steuerung erfolgt zentral via App oder Spracheingabe. Die Vorteile einer zentralen Steuerung liegen auf der Hand: Statt mehrere unterschiedliche Apps zu nutzen, erleichtert eine zentrale Lösung die Bedienung sämtlicher Geräte erheblich. Wer aus diesem Grund einen Schritt weiter gehen möchte, setzt auf die Integration in Bussysteme. Verbreitet sind heute beispielsweise diese Lösungen:

  • DALI (Digital Addressable Lighting Interface): international etablierter Standard für die digitale Lichtsteuerung; erlaubt individuelle Adressierung und flexible Szenen. Eignet sich vor allem für grössere und komplexere Installationen.
  • KNX (Konnex): Gebäude-Bussystem für die Automatisierung von Licht, Heizung und weiteren Wohnfunktionen. KNX kann via Gateways direkt mit DALI verbunden werden.
  • DMX (Digital Multiplex): System für dynamische Lichtsteuerung und Farbwechsel; stammt ursprünglich aus dem Event- und Showbereich.
  • «Casambi»/«ZigBee»: funkbasierte Systeme für kabellose Steuerung und Integration in Smarthome-Systeme; besonders geeignet für Nachrüstung und kleinere Installationen, da sie ohne grosse Verkabelung auskommen.
  • Hybridlösungen: Als sogenannte hybride Lösungen gelten Insellösungen beim Licht, welche zunächst als eigenständige Lösung funktionieren und sich später bei Bedarf in ein übergeordnetes Bussystem einbinden lassen. Für Schreiner kann dies mehr Sicherheit in der Beratung bedeuten: Kunden können heute einfach einsteigen und ihr System später erweitern, ohne Komponenten austauschen zu müssen.

Die Wahl des passenden Systems hängt vom Umfang der Lichtsteuerung und den Anforderungen der Kundschaft an Bedienkomfort und Integration ab. «Wichtig ist vor allem, dass die eingesetzten Lichtsysteme im Zweifelsfall offene Schnittstellen zu Smarthome-Lösungen haben und somit keine Insellösungen darstellen», betont Mike Kroll.

Umsetzung ohne Stolpersteine

Die Vielfalt der Möglichkeiten stellt Schreinerinnen und Schreiner vor neue Herausforderungen. Fehler bei Planung und Montage, wie beispielsweise falsche Positionierung, ungenügende Helligkeit oder nicht abgestimmte Lichtfarben, passieren schnell. «Viele Probleme entstehen beispielsweise auch, weil vorgängig nicht mit den Kunden besprochen wurde, ob und wie die Beleuchtung gedimmt werden soll», sagt Andreas Schwarz. Wer jedoch einige Punkte beachtet und diese auf seiner Checkliste führt, vermeidet Fehler, berät den Kunden optimal und setzt sein Projekt effizient um:

  • Frühzeitige Lichtplanung: Position und Anzahl der Leuchten müssen im Projekt von Anfang an mitgedacht werden, damit Schattenwurf vermieden werden kann.
  • Anforderungen im Bereich Steuerung definieren: Die Kundenbedürfnisse sind zu klären: Nicht smarte Lösung, smarte Insellösung oder gar Integration in ein Smarthome-System?
  • Passende Lichtfarbe wählen: Für Arbeitsflächen sind 3000 bis 4000 Kelvin ideal, für wohnliche Bereiche eher 2700 Kelvin. Im Zweifelsfall ist eine einheit- liche Lichtfarbe zu wählen, damit keine sichtbaren, allenfalls störenden Farbdifferenzen auftreten.
  • Bemusterung: Meist ist es sinnvoll, die Lichtfarbe mittels Bemusterung vor Ort bei der Kundschaft zu testen. Ebenfalls muss in der eigenen Ausstellung die Möglichkeit vorhanden sein, unterschiedliche Lichtfarben und Szenen zu zeigen, zum Beispiel mittels umschaltbarer Musterbeleuchtung. Oft sind drei Beleuchtungssituationen für die Ausstellung sinnvoll: Arbeitslicht, Ambientebeleuchtung und Schrankinnenbeleuchtung.
  • Ausreichende Helligkeit: Arbeitsflächen sollten mit mindestens 500 Lux ausgeleuchtet werden.
  • Zugänglichkeit der Technik : Netzteile sind zugänglich einzuplanen für Wartung und Austausch. Dies bedeutet, einen sinnvollen, zentralen Ort zu wählen für eine kurze Verkabelung sowie den Einsatz von demontablen Rückwänden, Servicedeckeln und -klappen.
  • Zusammenarbeit mit Spezialisten: Sobald es um die Integration von Beleuchtungs- systemen in die Gebäudeautomation geht, drängt sich die Zusammenarbeit mit dem Elektriker oder allenfalls Lichtplaner auf. So können eine Beleuchtung korrekt integriert und die Schnittstellen bei der Zusammenarbeit vorgängig geklärt werden.

Licht als zentrales Verkaufsargument

Küchenbeleuchtung ist heute weit mehr als ein funktionales Detail. Sie prägt den Charakter des Raums und steigert dessen Wert. Die LED-Technik hat dabei völlig neue Möglichkeiten eröffnet, von der gleichmässigen Ausleuchtung über atmosphärische Szenen bis hin zur vollständigen Integra- tion in Smarthome. Für Schreinerinnen und Schreiner bedeutet das: Wer aktuelle Trends und technische Grundlagen kennt, verschafft sich einen klaren Beratungsvorteil. Damit eröffnet die Küchenbeleuchtung nicht nur neue gestalterische Spielräume, sondern auch die Chance, sich als kompetenter Partner mit Mehrwert zu positionieren. Ob einfache Sockelbeleuchtung oder smarte Komplettlösung, Licht ist ein Thema, das heute in der Küche nicht fehlen darf.

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Smarte Beleuchtung

Die top sieben Steuerfunktionen

Diese Funktionen lassen sich je nach System mit einer smarten Beleuchtungslösung beispielsweise realisieren:

1. Lichtszenen abrufen: kochen, essen, entspannen auf Knopfdruck.

2. Dimmen: die Helligkeit flexibel anpassen.

3. Farbtemperatur wechseln: von wohnlich warm (2700 K) bis neutralweiss (4000 K).

4. Zeitsteuerung: Licht nach Uhrzeit oder Tageslicht ein- und ausschalten.

5. Sensorik nutzen: Bewegungsmelder oder Türkontakte schalten Licht automatisch ein oder aus.

6. App- und Sprachsteuerung: Bedienung via Smartphone oder Sprachassistenten (z.B. Alexa von Amazon oder Google).

7. Smarthome-Integration: Verbindung mit Storen, Heizung oder Musik für komplette Szenarien im Wohnraum.

LED

Die wichtigsten Kenngrössen

Lichtfarbe: Farbtemperatur Kelvin (K)

  • 2700 K = Warmweiss (wohnlich, gemütlich).
  • 3000 K = Warmweiss (Standard im Küchenbereich).
  • 4000 K = Neutralweiss (ideal für Arbeitsflächen).
  • Je höher die Kelvin-Zahl, desto «kühler» wirkt das Licht.

Helligkeit: Lumen (lm, wahrgenommene Lichtmenge)

  • Je höher der Lumen-Wert, desto heller die Leuchte.
  • Richtwert: mind. 500 Lux auf Arbeitsflächen.

Farbwiedergabe: Color Rendering Index (CRI oder Ra-Wert)

  • Mass für Natürlichkeit der Farben.
  • CRI > 90 = sehr gute Farbwiedergabe (empfohlen für Küchen).

Energieeffizienz: Lumen/Watt (lm/W)

  • Verhältnis von Lichtleistung zu Stromverbrauch.
  • Moderne LED-Bänder: bis 170 lm/W.

Lebensdauer:

  • Hochwertige LEDs: bis 50 000 Betriebsstunden.
  • Entspricht 4 Std./Tag während rund 30 Jahren.

Spannung und Betrieb:

  • Meist 12 V oder 24 V Niedervolt.
  • Betrieb über Trafo/Netzteil.

Schutzarten (IP-Schutz):

  • IP20: Standard für trockene Bereiche.
  • IP44: geschützt gegen Spritzwasser (z.B. im Bereich der Küchenspüle).

Roland Wildi, RW

Veröffentlichung: 18. September 2025 / Ausgabe 38/2025

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