Neues vom Schieben


Durch Schiebetüren lassen sich Aussenräume einfacher und besser nutzen. Das überzeugt auch die Bauherren, entsprechend steigen die Umsatzzahlen in diesem Bereich.
Durch Schiebetüren lassen sich Aussenräume einfacher und besser nutzen. Das überzeugt auch die Bauherren, entsprechend steigen die Umsatzzahlen in diesem Bereich.
Beschläge. Schiebetüren sind zu einem wichtigen Standbein der Fensterbauer geworden. Zunehmend gefragt sind Systeme, die eine Verwendung von sehr dicken Flügeln zulassen. Eine Übersicht zeigt, wohin sich die Beschlagstechnik entwickelt.
Noch nie war in der Schweiz das Bauen so teuer wie heute. Trotzdem schiessen fast ungebremst Einfamilienhäuser und Wohnblocks aus dem Boden. Gefragt ist dabei eine hohe Wohnqualität. Architekten und Generalunternehmen versuchen sich immer mehr zu übertreffen, um solvente Käufer zu bedienen. Sie legen die Schwerpunkte vor allem in auffällige Details, zum Beispiel indem grosszügige Balkone eingeplant werden oder bei der Fenstereinteilung. Auf wichtige Details wie die Werkstoffwahl oder die Wohngesundheit legen sie zunehmend weniger Wert. Wenn es um grosszügige Inszenierungen geht, spielen Schiebetüren eine wichtige Rolle. Schiebetüren sorgen für eine hohe Nutzungsqualität der Aussenräume. Entsprechend gross ist mittlerweile ihr Marktanteil. Die Verkaufszahlen dieser Produkte steigen denn auch stetig. Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich haben sich bei uns nur die Hebeschiebetüren durchsetzen können. Falt- und Parallel-Schiebe-Kipp-Türen stagnieren auf tiefem Niveau. Bei den Schiebetürsystemen gibt es viele neue Lösungen mit interessanten Ansätzen.
Das Flagschiff von Roto, der «Patio Life», hat seit der Einführung vor einigen Jahren viel Marktanteil gewonnen. Das System verfolgt dabei ganz andere Ansätze als klassische Hebeschiebetüren. Beim Öffnen hebt sich nicht mehr der ganze Flügel ab. «Dieser ruht stets niveaugleich auf den Rollen. Schliesst man das Getriebe über den Hebel, fahren lediglich dreiseitig die Dichtlippen aus und sorgen für dichte Verhältnisse», sagt Norbert Müller von Roto Schweiz. Die Vorteile sind schnell erklärt: Das Gewicht des Flügels muss nicht mehr angehoben werden, was beim Öffnen deutlich weniger Kraftaufwand erfordert. Zusätzlich lässt sich die Abdichtung zwischen Flügel und Futter mit weniger Aufwand erreichen. Bei konventionellen Systemen legt sich mit dem Senkvorgang eine Dichtung oben am Flügel auf ein Dichtungselement. Diese vertikale Bewegung ist beim System von Roto nicht mehr nötig, denn die Dichtung bewegt sich vom Flügel zum Futter und verschliesst den Spalt um die Flügelkante.
Mit dem «Drive» verfügt Roto in Zusammenarbeit mit der Firma Gilgen und der Ernst Schweizer AG jetzt auch über eine elektrisch angetriebene Variante. Der Motor dazu befindet sich aber nicht wie bei den Mitbewerbern am oberen Flügelfries innen, sondern raumseitig im Schwellenbereich und lässt sich vollständig verdeckt montieren. Am fertigen Objekt ist davon nur noch ein Servicedeckel zu sehen. Montiert man den Motorenkasten etwas tiefer, lässt sich der Deckel zusätzlich mit dem Bodenmaterial überdecken. Aus dem Gehäuse ragt ein Antriebszahnrad bis hinauf zum beweglichen Flügel. Dieses setzt den Flügel über eine Zahnstange in Bewegung. Die Übertragung der Bewegungsenergie findet dabei aber vollständig verborgen unter dem Flügel statt.
Neben dem Drehmotor zum Bewegen des Fensters braucht das System auch ein motorisch angetriebenes Schloss, um den Flügel zu verriegeln. Die Versorgung mit Energie löst Gilgen dabei mittels Kontaktstiften im Bereich des Schlosses. Bewegen lässt sich dieses Getriebe nur in der geschlossenen Stellung, wenn die Stifte an der Kontaktplatte andocken und das Schloss mit Strom versorgen.
Um den Motor unter dem Flügel in die Konstruktion zu integrieren, braucht es eine Ausfräsung für den Motorenkasten an der Glasfaser-Kunststoff-Schwelle. Ausserdem muss man an der Flügelunterkante die Zahnstange einfräsen und montieren. Sie findet aber erst ab einer minimalen Flügelholzdicke von 74 mm genügend Platz. Die Zahnstange kommt raumseitig neben den Nuten der Roto-Dichtungsprofile in einer eigenen Nut zu liegen.
Angeboten wird der «Drive» vorerst nur mit dem Schiebetürsystem «Meko 32 ST» der Ernst Schweizer AG, in Zusammenarbeit mit der Firma Gilgen und den Beschlagskomponenten von Roto. Dabei liefert Schweizer neben der Metallschale Schwelle, Schienen, Kontaktplatten, Getriebe, Motorenkasten und Zubehör. Die Schwelle wird komplett im Werk der Firma Schweizer bearbeitet, inklusive Schraubenlöcher und Ausfräsungen. Fensterbauer müssen noch Getriebe und Kontaktplatten einbauen, eine Leitung von der Kontaktplatte am Futter zum Motorenkasten an der Schwelle führen und den Kasten selber montieren.
Am Flügel braucht es keine Verkabelungsarbeiten, die Kontaktstifte sind direkt im Getriebe montiert. Bei der Inbetriebnahme – sie erfolgt durch Monteure der Gilgen AG – rüsten die Spezialisten den Motorenkasten mit dem Antrieb aus und stellen Steuerung und Betriebsabläufe ein. Öffnungs- und Schliessbefehle können über Taster, Fernbedienung oder das für Handicapierte konzipierte System «James» erfolgen. «Grundsätzlich lässt sich die Tür über den KNX-Standard in eine Gebäudesteuerung integrieren und damit theoretisch sogar mit dem iPhone oder einem Tablet-PC steuern», sagt Produktmanager Markus Konrad von der Ernst Schweizer AG. Kosten soll das Ganze für den Endkunden etwa 4000 Franken Mehrpreis gegenüber einer manuell zu bedienenden Schiebetür. Zu haben ist das System ab sofort, Schweizer liefert vorerst aber nur an Kunden, die eine entsprechende Verarbeiterschulung besucht haben. Diese Kurse will der Zulieferer nun regelmässig anbieten. Bereits heute ist aber klar, dass das Produkt noch dieses Jahr auch für die Roto-Schwelle direkt über den Beschlägelieferanten zu haben sein wird. Die Vorbereitungen dazu laufen bei Roto auf Hochtouren.
Schiebetüren mit elektrischem Antrieb hat auch Siegenia im Angebot. Mit dem «MHS 400» hat der Beschlägelieferant schon länger eine Lösung auf dem Markt, die einfach zu montieren und vor allem auch für bestehende Türen nachrüstbar ist. Für die Montage braucht es nur ganz wenige Anpassarbeiten, den Laufflügel muss man dazu weder aushängen noch ablegen. Dort, wo normalerweise der Öffnungshebel sitzt, muss man einen Hebemotor einbauen, am oberen Querholz wird ein Getriebekasten mit 5 × 5 cm Querschnitt montiert. Die Seitwärtsbewegung des Flügels erfolgt über einen Mitnehmer. Bestellt ein Kunde dieses System, kommen etwa die gleichen Kosten auf ihn zu wie beim System von Schweizer.
Siegenia hat aber auch bei den manuell zu bedienenden Hebeschiebetüren neue Entwicklungen im Angebot. So hat das Unternehmen mit dem «Komfortgetriebe» die Verletzungsgefahr durch hochschnellende Getriebehebel entschärft. Aufgrund einer ernsthaften Verletzung musste das Unternehmen reagieren. Die jetzt präsentierte Lösung bewirkt aber mehr als nur die Reduktion des Verletzungsrisikos. «Beim Absenken des Flügels wird die entstehende Energie in eine Dämpfung abgeleitet und gespeichert. Diese steht dann beim Anheben in Form einer Öffnungsunterstützung wieder zur Verfügung», sagt Martin Portner, Geschäftsführer der Siegenia-Aubi AG. Bis zu einem Flügelgewicht von 250 kg kommt das federlose Standardgetriebe zum Einsatz, darüber sorgt das «Komfortgetriebe» für angenehm leichtes Öffnen ohne Verletzungsgefahr.
Neben dem verbesserten Getriebe hat Siegenia auch an der Verstellbarkeit gearbeitet. Neu gibt es einen höhenverstellbaren Laufwagen, der sich mit einem Inbusschlüssel um +/– 2 mm verstellen lässt. Damit kann man auch nachträglich – etwa wenn sich die Schwelle leicht senkt – die Schliesskante genau einregulieren, ohne dass man den Flügel ablegen oder das Glas neu verklotzen muss. Ebenfalls neu erhältlich bei Siegenia ist die Energiesparschwelle. Damit lassen sich Flügeldicken bis 92 mm problemlos einsetzen.
In die gleiche Richtung stösst die neue «Thermostep»-Schwelle von Gretsch-Unitas. Auch sie lässt deutlich dickere Flügelelemente zu, im Extremfall kann man bis zu 110 mm dicke Elemente verbauen. Zusätzlich hat Gretsch-Unitas (GU) die Schwelle nun fast vollständig aus verstärktem Kunststoff gefertigt. Im Gegensatz zu den Glasfaserkunststoffschwellen von Schweizer können Fensterbauer die Schwellen von GU wie auch von Siegenia selber gefahrlos bearbeiten. Der abrasive Faserstaub aus den Glasfaserkunststoffen erfordert umfangreiche Schutzvorkehrungen und die Bearbeitung ist nur mit einem diamantbesetzten Werkzeug sinnvoll. Mit dem Einklipsen der passenden Laufschiene taugt die «Thermo-step»-Schwelle für hindernisfreies Bauen.
Auf guten Anklang gestossen ist das neue Spaltlüftungssystem von Gretsch-Unitas. Es ist in der Flügelvorderkante versteckt und lässt sich ausfahren. Dazu muss man nur den Flügel leicht aufstossen und wieder verschliessen. So entsteht ein Spalt an der Flügelvorderkante, der mit einem Insektengitter verschlossen ist. Durch die zweigeteilten Verriegelungsbolzen erfüllen die Elemente auch im Lüftungszustand noch Widerstandsklasse RC2. Neben dem Schema A ist das System, unabhängig vom Rahmenmaterial, auch bei Schema C am Mittelverschluss einsetzbar. Eine weitere Erleichterung bringt GU für Hebeschiebetüren, deren Flügel in einer Ecke aufeinandertreffen. In diesem Fall kommen sich die beiden Bedienungshebel nicht mehr in die Quere, weil sich der Griffstandort jeweils auf dem gegenüberliegenden Flügelfries befindet. Die Flügel verkrallen sich an der Ecke ganz einfach mit dem Absenkvorgang ineinander. Damit sind ohne Eckpfosten beidseitig offene Schiebetürwinkel möglich.
Maco geht mit seiner Neukonstruktion des Hebeschiebetürlaufwagens die Lärmproblematik an. Gemeint ist nicht der fensterdurchdringende Lärm, sondern das Eigengeräusch der Tür. Verfängt sich Schmutz in den Kunststoffrollen, kommt es schnell zu unerwünscht lauten Rollgeräuschen. Dem beugt die Firma Maco mit dem Einsatz von Putzbürsten unmittelbar bei den Rollen vor. Damit lagern sich deutlich weniger Verunreinigungen ab und die Tür läuft dauerhaft ruhig.
Zusätzlich hat Maco den für das Anheben der Flügel aufzubringenden Kraftaufwand reduziert. Erreicht hat man das mit einer Neukonstruktion der Hebevorrichtung. Sie basiert auf einer Gleittechnik. Die neue Schwelle besteht bei Maco wie auch bei Schweizer aus einem Glasfaserkunststoff. Das macht eine thermische Trennung von vornherein überflüssig, das Profil lässt sich dadurch aber, wie die Schwelle von Schweizer, nur in Ausnahmefällen vom Fensterbauer bearbeiten.
www.schweizer-metallbau.chwww.roto.chwww.siegenia-aubi.chwww.g-u.chwww.maco.atDie Fertigung und der Zusammenbau von Schiebetüren oder Hebeschiebetüren muss sehr sorgfältig erfolgen. Schon kleinste Fehler können sich fatal auswirken. Schnell kommt es zu Luft- oder Wasserlecks, zum Beispiel wenn ein Beschlagsteil nicht eingebaut oder an der entscheidenden Stelle kein Dichtmittel aufgebracht wird. Die Systemlieferanten haben deshalb detaillierte Fertigungs- und Zusammenbauanleitungen entwickelt. Diese muss man sehr genau studieren und einhalten. Die Beschlägehersteller übernehmen im Falle von Unterlassungen keinerlei Garantien bei Schäden. Dass die geforderte Luftdichtigkeit nicht nur Papiertiger bleiben muss, hat sich im letzten Winter deutlich gezeigt, als die Aussentemperatur auf bis zu –20 °C absank. Viele Schiebetüren liessen sich aufgrund von Eisbildung im Bereich von Warmluftlecks kaum noch öffnen. Ebenfalls bekannt sind schwere Schäden im Bereich von Schwellen. Durch Schraubenlöcher eindringendes Wasser sorgt für unkontrollierte Entwässerung in den Baukörper. Wer solche Schäden verhindern will, tut gut daran, die Vorgaben der Beschlägehersteller genau einzuhalten.
Veröffentlichung: 21. Juni 2012 / Ausgabe 25-26/2012
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