Öko schmeckt

Der ökologische Ansatz von Valcucine beruht auf Stoffreinheit. Alle Verbindungen sind mechanisch und die Materialien dadurch leicht wieder zu verwerten. Bild: Valcucine

Die ökologische Küche.  Eine nach ökologischen Gesichtspunkten geplante Küche ist mehr als der Einsatz ressourcenschonender Technik. Zwei unterschiedliche Ansätze mit Gemeinsamkeiten zeigen der italienische Trendhersteller Valcucine und der Schweizer Schreiner Roger Lindauer.

Eine wohngesunde und nach ökologischen Gesichtspunkten produzierte Küche ist bei den meisten Schreinern kein grosses Thema. Für Roger Lindauer ist das anders. Im Zuge einer Abschlussarbeit zur Weiterbildung Baubiologie und Bauökologie entwarf er vor fünf Jahren den Grundtypus einer ökologischen Küche (siehe SchreinerZeitung Nr. 33 vom 16. August 2007, Seite 6), mit der er heute grossen Erfolg hat.

War der erste Prototyp auch nach Kostengesichtspunkten gestaltet, sind es heute zunehmend hochpreisige Küchen, die Lindauer entwirft, fertigt und verkauft. Und das in der ganzen Schweiz. Mit Öko-Küchen von Lindauer wird inzwischen in allen Kantonen gekocht. «Bei den Schreinern ist das Thema bislang nicht zu Hause, weil man die ökologische Überzeugung auch leben und die komplexe Fertigung EDV-mässig packen muss», sagt Roger Lindauer. Mit Letzterem meint Lindauer etwa die Fertigung der leimfrei verbundenen massiven Fronten. Lindauer hat seine Klickverbindung inzwischen weiterentwickelt, so dass die Friese auch ohne Hirnleiste auskommen. Die vertikalen Friese sind rückseitig angebracht, so dass auch die Gestaltung dadurch freier geworden ist. Der Schreiner lebt seine Überzeugungen auch. So sehen Kunden am Standort in Steinen etwa die Fotovoltaikanlage, mit der eine Holztrocknungsanlage betrieben wird. Dass Lindauer nach Mondphasen geschlagenes heimisches Holz verwendet, macht ihn noch glaubwürdiger.

Zwei Jahre ist es her, seit der italienische Küchenhersteller Valcucine an der Möbelmesse Mailand seine Öko-Küche vorgestellt hat. Diesen Gedanken hat das Unternehmen seitdem fortgesetzt und ein System entwickelt, das für den Küchenproduzenten stimmig ist.

Grund genug, die beiden Ansätze nebeneinander zu stellen und dadurch der Frage nach dem, was eine ökologische Küche sein kann, näher zu kommen.

Ausschliesslich Glas und Aluminium

Valcucine hat sich den bewussten Einsatz von Material im Hinblick auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit während des Produktionsprozesses und beim Produkt selbst auf die Fahnen geschrieben. Herausgekommen ist das Küchenprogramm «Artematica Vitrum», bei welchem das Ende der Gebrauchsdauer wichtiger Treiber für die Konstruktion und das Design war. Als erster grosser Küchenhersteller hat Valcucine damit eine stoffreine Küche konstruiert, bei der die Unterschränke komplett aus Glas bestehen, das nahezu unendlich wiederverwertet werden kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Verwendung von Glas als tragendes Element: die Unempfindlichkeit gegenüber Wasser.

Daneben kommt das nicht gerade als umweltfreundlich geltende Material Aluminium zum Einsatz. Dieses ist zum Teil rezykliert und bedarf deshalb nur eines Zwanzigstels der Energie für seine Erzeugung gegenüber neuem Aluminium, argumentiert das Unternehmen. Da alle Teile ausschliesslich mechanisch miteinander verbunden sind, lässt sich die Küche am Ende ihrer Gebrauchsdauer vollständig rezyklieren.

Lokale Materialien

Roger Lindauer verwendet bei seinen ökologischen Küchenentwürfen nur Materialien aus der Region. Das gilt nicht nur für das Massivholz, sondern auch für die Abdeckungen. Bevorzugt kommen dabei ein Sandstein, ein Muschelkalk und ein Quarzsandstein aus Schweizer Produktion zum Einsatz. Letzterer, der sogenannte Guber, zeigte bei Versuchen die günstigsten Gebrauchseigenschaften, zumal die seilgesägte Oberfläche generell unempfindlicher ist als geschliffene und polierte Steinflächen.

Die Tablare sind aus wiederverwertetem Fensterglas gefertigt, auf Holzwerkstoffe mit Bindemitteln und Leime wird gänzlich verzichtet. Lediglich HDF genügt den strengen Kriterien Lindauers, da diese ohne Zusatzstoffe aus Fasern hergestellt wird.

Gemeinsame Aspekte

Obwohl die beiden Ansätze aus verschiedenen Blickwinkeln entstanden sind, gibt es mehr Gemeinsames als Trennendes. Beide Entwürfe sparen Material und damit Ressourcen, indem auf doppelte Seiten der Korpusse verzichtet wird. Glas wird als gut zu rezyklierendes Material eingesetzt. Auf Klebstoff und Verbundmaterialien wird gänzlich verzichtet. Stattdessen sind alle stoffreinen Elemente mechanisch miteinander verbunden. Ausserdem garantiert der Verzicht von Klebstoffen und Bindemitteln in den eingesetzten Materialien eine wohngesunde Küche. Mögliche Emissionen von Giftstoffen an die Umgebungsluft sind damit ausgeschlossen.

Was an herausragender Differenz bleibt, ist der Einsatz an grauer Energie durch die unterschiedliche Gewichtung der gestellten Anforderungen an die Produktion der verwendeten Materialien. Hier hat der Schreinerentwurf mit viel massivem Holz und regionalem Guberstein gegenüber Glas und vor allem Aluminium bei Valcucine klar die Nase vorn.

www.lindauerag.chwww.recyclablekitchen.com

CH

Veröffentlichung: 15. Dezember 2011 / Ausgabe 50/2011

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