Offen trotz Verriegelung


Selbstverriegelnde Schlösser mit Panikfunktion sind im Objektbau schon länger ein Thema, haben aber auch im Wohnungsbau ihre Berechtigung. Bild: Dorma AG
Selbstverriegelnde Schlösser mit Panikfunktion sind im Objektbau schon länger ein Thema, haben aber auch im Wohnungsbau ihre Berechtigung. Bild: Dorma AG
Schliesstechnik. Schlösser mit Selbstverriegelung und Panikfunktion sollen sich möglichst flexibel einsetzen und bei Bedarf umrüsten lassen. Das ist für Türenbauer immer wichtiger, denn so können sie die Aufwände in der Entwicklung, Produktion und Montage verringern.
Vor unberechtigtem Zugriff schützen und gleichzeitig in einer Notsituation einfach zu öffnen – diese zwei Anforderungen prallen bei Abschlusstüren oft aufeinander. Erst kürzlich entschied ein Gericht in Deutschland, dass Haustüren von Mehrfamilienhäusern nicht mit einem Schlüssel abgeschlossen, sprich verriegelt werden dürfen. Dies, weil der Schutz von Leben und Gesundheit in einer Fluchtsituation wichtiger sei als das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner.
Mit modernen Schlössern lässt sich dieser Widerspruch aber ohne Weiteres lösen: Mittlerweile hat fast jeder Hersteller Produkte im Angebot, die Einbruchschutz und Panikfunktionen miteinander vereinen. Für die Türenhersteller immer wichtiger wird jetzt die Flexibilität, mit einem Schlosstyp möglichst viele Anwendungen abdecken zu können. Dadurch lassen sich Kosten für mehrfache Brand- und Einbruchtests sparen, das Um- oder Nachrüsten von Funktionen und generell der Einbau wird vereinfacht. Ein Aspekt, der insbesondere in Gewerbe- und Bürogebäuden an Bedeutung gewinnt, wo die Umnutzung von Räumen und den damit einhergehenden Veränderungen bei den Sicherheitsansprüchen ein Thema ist.
Aus diesen Gründen wechseln manche Türenhersteller, die lange Zeit auf denselben Schlosstyp setzten, auf einen anderen Typ oder sogar zu einem anderen Hersteller.
Von all diesen Anforderungen und Funk- tionen soll der Benutzer im Alltag aber nichts mitbekommen – zumindest nicht im negativen Sinn. Im Gegenteil, er soll einen Mehrwert bekommen. Beim Einbruchschutz erwähnenswert sind hier die mittlerweile zahlreichen Schlösser mit Selbstverriegelung (SV). Sobald die Tür ins Schloss fällt, wird die Verriegelung automatisch um mindestens 20 mm ausgefahren. Das ist wichtig, denn versicherungstechnisch gilt eine Tür dann als abgeschlossen. Das Gute an der Selbstverriegelung: Sie funktioniert rein mechanisch und kommt ohne elektronische Bauteile aus. Allerdings kann dadurch das Schliessgeräusch verstärkt werden, was bei einer viel begangenen Tür durchaus als störend empfunden wird. Die Schlosshersteller versuchen ihre Produkte deshalb in diesem Bereich zu optimieren, beispielsweise indem gewisse mechanische Elemente gedämpft werden.
Ohne elektronische Bauteile geht es aber oft doch nicht. Beim erwähnten Beispiel mit der Hauseingangstür braucht es eine automatische Öffnungsfunktion, damit die Bewohner Gäste ins Haus lassen können. Mit den klassischen Elektro-Türöffnern im Schliessblech funktioniert das bei verriegelten Türen allerdings nicht. Dafür bieten die Hersteller entsprechende automatische Öffner an, die auf das Schloss montiert werden. Der Öffner zieht dann die Verriegelungen zurück und gibt so den Zugang frei. Die SV ist dennoch bei jedem Schliessvorgang aktiv. Dank der erwähnten Flexibilität bei den Schlosstypen können diese meistens ohne Weiteres nachgerüstet werden – sofern das Türblatt entsprechend vorbereitet ist.
Die automatische, fernbediente Öffnung kann je nach Hersteller und Modell auch verhindert werden, indem man die Tür zusätzlich zur Selbstverriegelung manuell mit dem Schlüssel abschliesst.
Nachfolgend werden einige neue Produkte aus dem Bereich der Selbst- und Fluchttürverriegelungen vorgestellt.
Funktionalität und Komfort aus einem Guss: Das Glutz «Mint 18945 SV» verriegelt mechanisch völlig automatisch über drei gehärtete Riegel und gewährleistet auch bei Verriegelung dank seiner Panikfunktion E jederzeit einen Austritt. Bedient wird die Mehrfachverriegelung auf der Aussenseite der Tür über einen Knopf oder Stossgriff, auf der Innenseite über den Türdrücker. Mit dem Einsatz eines Glutz- «eAccess»-Funk-Beschlags erhöht sich der Komfort zusätzlich.
Schon in der Grundausstattung gehören Edelstahl-Stulp und eine Komfortfalle mit Fallendämpfung zum serienmässigen Lieferumfang. Die gedämpfte Selbstverriegelung verursacht nur geringe Lärmemissionen und gehört damit zu den leisen ihrer Sorte.
Wie sämtliche Mehrpunkt-Verriegelungen der «Mint»-Serie ist auch das «18945 SV» ausgelegt für einbruchhemmende Türen bis RC3 nach EN 1627–1630. Dazu erfüllt der Verschluss weitere Normen wie DIN 18251, Klasse 3 oder EN 179 für Notausgangstüren oder EN 1125 für Panik-türen in Kombination mit der Glutz-Panikgarnitur «8615». Auch für heisse Situationen ist das Sicherheitsschloss mit der Auslegung für den Einsatz in Feuerschutztüren EI30 nach EN 1634-1 ausgelegt.
Mit seinen Ausstattungen und Funktionen eignet sich das Schloss für den Einsatz in Haus- und Wohnungsabschlusstüren, Banken, Geschäftshäusern und Museen.
www.glutz.comDorma hat die neue Serie Antipanikschlösser «SVP» mit integrierten Zusatzkomponenten im Angebot, um die Sicherheit auf Fluchtwegen und in Feuer- und Rauchschutztüren sicherzustellen.
Dank der Panikfunktion kann die Tür in Ausgangsrichtung durch einfaches Betätigen des Drückers mit einem Handgriff geöffnet werden und entspricht damit der EN 179. Der automatische Selbstverriegelungsmechanismus sorgt dafür, dass die Tür sicher schliesst, sobald sie zufällt. Für eine zusätzliche Verriegelung nebst dem Schlossriegel sorgt die Kreuzfalle, wodurch eine Zweipunktverriegelung erreicht wird. Die Schlösser sind zudem nach EN 1125, EN 12209 und EN 14846 zertifiziert. Die neue Generation «SVP»-Lösungen sind in verschiedensten Konfigurationen erhältlich:
Die neue Fluchttürverriegelung «FTV 320» zur elektrischen Verriegelung von Fluchttüren ist ein wichtiger Bestandteil des «SecuLogic»-Flucht- und Rettungswegsystems von Geze. In Verbindung mit den Türzentralen «TZ 320» oder «TZ 300» sichert die «FTV 320» Fluchtwege gegen unberechtigtes Begehen ab. Deutliche Vorteile der neuen Komponente sind die zuverlässige Entriegelung im Gefahrenfall – auch unter hoher Vorlast – und hohe Haltekräfte, die Aufbruchversuche verhindern. Damit ist die Fluchttürverriegelung eine passende Komponente für viele Sicherheitsanwendungen, beispielsweise auch in Schleusen-Systemen.
Nach berechtigter Freischaltung oder durch Drücken der Nottaste der Türzentrale entriegelt der «FTV 320» eine Tür und gibt sie frei. Die neue Drei-Fallen-Konstruktion bietet einen starken Halt von mehr als 5000 N. Nach dem Ruhestromprinzip gewährleistet das Schloss ebenfalls unter Vorlast eine sichere Entriegelung. Das ermöglicht ein zuverlässiges Öffnen auch dann, wenn beispielsweise flüchtende Menschen in einer Paniksituation gegen die Tür drücken. Neben der Personensicherheit beim Verlassen eines Gebäudes im Gefahrenfall bietet das Schloss zudem den Vorteil erhöhter Einbruchhemmung.
Eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten schafft Planungssicherheit. Der waagrechte oder senkrechte Einbau genauso wie die Integration im Rahmen oder Flügel von Holz-, Stahl- oder Rohrrahmentüren machen die neue Fluchttürver-riegelung zum Allroundtalent. Mit nur wenigen Varianten kann für jede Einbau- situation die optimale Lösung realisiert werden. Für den Einsatz in zweiflügeligen Vollpaniktüren, die gegen unberechtigtes Begehen abgesichert werden sollen, ist die «FTV 320» ebenfalls geeignet. Da sie in den Gangflügel eingebaut werden kann, wird eine Kollision mit der Treibriegelstange und damit ein Verklemmen der Tür von vornherein ausgeschlossen. Die inte- grierten potenzialfreien Rückmeldekontakte melden den Tür- und den Verriegelungszustand an die Türzentrale. Damit entfällt ein aufwendiges Nachstellen oder ein Nachrüsten von zusätzlichen Türkontakten.
www.geze.chDie mechanisch selbstverriegelnden Verschlusssysteme «Secury Automatic» von Gretsch Unitas ersetzen das manuelle Vorschliessen mit dem Schlüssel. Man kann die Tür einfach ins Schloss fallen lassen und die beiden Fallenriegel fahren automatisch um 20 mm aus. Die Tür ist somit verriegelt, lässt sich aber von innen per Drücker und von aussen mittels einer Schlüsselumdrehung jederzeit öffnen.
Optional ist ein automatischer Öffner verfügbar, welcher alle drei Fallen motorisch zurückzieht. Dieser wird zum Beispiel durch eine Gegensprechanlage oder ein Zutrittssystem aktiviert. Die motorische Entriegelung kann durch das Schlies-sen des Schlossriegels verhindert werden. Ebenfalls optional erhältlich sind Panikfunktion E und Fallenriegelüberwachung oder ein Sperrbügel für eine sichere Spaltöffnung der Tür.
www.g-u.comVeröffentlichung: 10. Dezember 2015 / Ausgabe 50/2015
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