Perfektionistischer Ziegenzüchter


Hobby-Ziegenzüchter Daniel Bieri (46) ist stolz auf seine Tiere und freut sich, wenn seine Arbeit an den Wettbewerben mit einer Auszeichnung belohnt wird. Bild: Franziska Gertsch
Hobby-Ziegenzüchter Daniel Bieri (46) ist stolz auf seine Tiere und freut sich, wenn seine Arbeit an den Wettbewerben mit einer Auszeichnung belohnt wird. Bild: Franziska Gertsch
Wenn Daniel Bieri von Geraldine spricht, gerät er ins Schwärmen. Die 14-jährige Ziege hat fünfmal Drillinge zur Welt gebracht, wurde an Wettbewerben stets mit höchster Punktzahl benotet und ist bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von Ziegen mittlerweile eine Greisin. «Sie ist uns ans Herz gewachsen, deshalb darf sie noch bis zu ihrem Lebensende bei uns in Pension bleiben», sagt der Hobby-Ziegenzüchter.
Der 46-jährige Familienvater aus Röthenbach im Emmental hält Ziegen, seit er elf Jahre alt ist. Derzeit stehen 25 gämsfarbige Gebirgsziegen, genauer gesagt Ober- hasli-Brienzer-Ziegen, und drei Ziegenböcke in seinem Stall. Jeden Morgen um 5 Uhr geht Bieri in den Stall, melkt und füttert die Ziegen, lässt sie auf die Weide und mistet aus. Die Milch geht «für einen kleinen Zustupf» an eine Käserei, wie er erklärt. Abends nach seiner Arbeit als Schreiner-Vorarbeiter verbringt er ebenfalls an die zwei Stunden im Stall. Die stetige Beobachtung der Herde sei wichtig, «denn Ziegen sind sehr anspruchsvolle Tiere», sagt er. Deshalb ist er sehr froh, dass auch seine Frau und seine beiden Töchter im Teenageralter mit Begeisterung mithelfen. «Die Ziegen gehören zu unserer Familie», sagt er. Bieri ist ein Perfektionist. Er überlässt bei der Ziegenzucht nichts dem Zufall und führt genauestens Buch über seine Tiere.
Getränkt werden sie mit warmem Wasser, damit sie mehr Milch geben. Seine Werkzeuge hat er im Stall an einem festen Platz an der Wand aufgehängt. Jedes davon trägt eine Nummer, sodass auch seine Töchter und seine Frau Besen und Schaufel immer am richtigen Ort aufhängen. «Ich war immer schon sehr exakt. Und aus-serdem kann ich nicht jeden Morgen früh nach dem Besen suchen», sagt er und lacht.
Er möge es, schöne Ziegen zu besitzen. «Bei Zuchttieren muss einfach alles stimmen. Ich strebe nach der fehlerfreien Ziege.» Und er ist überzeugt, dass ihm sein Sinn für Details dabei hilft. Der Erfolg gibt ihm Recht, wie auch die vielen Preise, Plaketten und Glöckchen an der Wand hinter dem Esstisch zeigen: An den Schauen und Ausstellungen, die er besucht, werden seine Tiere sehr oft hoch bewertet und rangiert. Derzeit besitzt er etwa sechs Ziegen mit der maximalen Punktzahl – und ist damit einer der erfolgreicheren Züchter der Schweiz. 2016 wurde einer seiner Böcke an der bekannten Berner Frühlingsmesse zum «Mister Bea» gekürt und zuletzt gewann seine «Marisa» am Ziegen- und Bockmarkt in Erlenbach den Preis der Miss Schöneuter.
«Auf diese Auszeichnungen bin ich sehr stolz – sie sind der Lohn für die viele Arbeit», sagt er. Die Ziegenzucht ist für Bieri, der am Wochenende jeweils auch noch als Unihockey-Schiedsrichter auf dem Feld steht, ein Hobby. Er hat zwar ursprünglich Landwirt gelernt, seinen Lebensunterhalt verdient er jedoch als Vorarbeiter bei der Eicher Holzwaren AG in Schwarzenegg. Er hatte dort vor bald 25 Jahren als Quereinsteiger begonnen. «Über die Jahre bin ich zu einem Schreiner ohne Ausbildung geworden», meint er lachend.
Bieri betreut in der Firma drei IV-Bezüger, die fest angestellt sind, und weitere Menschen mit Beeinträchtigung, die im ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Für dieses Engagement erhielt sein Arbeitgeber vor zwei Jahren den Thuner Sozialstern.
«Mich hat die Arbeit mit diesen Menschen verändert», sagt er. «Ich habe gelernt, geduldiger zu sein. Aber trotzdem bin ich manchmal einfach nur froh, wenn ich zurück zu meinen Geissen kann.»
«Bei Zuchttieren muss einfach alles stimmen. Ich strebe nach der fehlerfreien Ziege. Mein Sinn für Details hilft mir dabei.»
Veröffentlichung: 16. November 2017 / Ausgabe 46/2017
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