Richtig gelagert und gut geschliffen


Der Durchmesser der Rohre im Rechen muss mindestens 100 mm betragen. Wer Bänder so lagert, riskiert auch weniger Beschädigungen. Bild: Stefan Hilzinger


Der Durchmesser der Rohre im Rechen muss mindestens 100 mm betragen. Wer Bänder so lagert, riskiert auch weniger Beschädigungen. Bild: Stefan Hilzinger
Schleifmittel. Wer Schleifbänder falsch lagert, riskiert kürzere Standzeiten und Schleiffehler. Doch wer die einschlägigen Empfehlungen einhält, hat länger Freude an dem sensiblen Verbrauchsmaterial. Mitentscheidend ist bereits das Klima bei der Vorratshaltung.
Mit Schleifbändern ist es wie mit gutem Rohschinken: Zunächst bei Raumtemperatur und trocken lagern, und dann rechtzeitig vor Gebrauch aus der Packung nehmen. «Schleifmittel sollten bei etwa 15 bis 25°C und 40 bis 70% relativer Luftfeuchtigkeit gelagert und möglichst in der Originalpackung belassen werden.» So steht es im Lehrmittel «Herstellung und Montage» für angehende Schreiner/innen EFZ des Bin-Verlags. Die Firma Klingspor, eine deutsche Herstellerin von Schleifmitteln, schränkt in ihren technischen Informationen die optimalen Bedingungen noch etwas ein: auf eine Temperatur zwischen 18 und 22°C und auf eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 65 %. Das bedeutet, vereinfacht gesagt, dass Schleifmittel kaum in einem müffelnden Keller und auch nicht direkt unter dem Dach gelagert werden sollten.
Ideal dagegen wäre ein geschlossener, spezieller Lagerraum, was erfahrungsgemäss selten der Fall ist. «Sollte kein geschlossener Raum zur Verfügung stehen, sollte darauf geachtet werden, dass die Bänder nicht in der Nähe von Fenstern oder Heizgeräten gelagert werden», rät Klingspor daher. Diese Empfehlungen teilt auch Marc Zwahlen, Abteilungsleiter Schleifmittel bei der Kündig Schleifmittel AG in Wetzikon ZH. «Schleifmittel sollten am besten hängend und in trockener Umgebung gelagert werden. Direktes Sonnenlicht ist zu vermeiden», sagt Zwahlen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit sei es besser, die Schleifmittel im Karton zu lassen. Klingspor rät dazu, Breitbänder bis zur Verwendung grundsätzlich in der Verpackung zu lassen.
«Sie sollten aber nicht zu lange auf dem Boden stehen, weil die Gefahr besteht, dass die Bänder Feuchtigkeit aufnehmen», warnt Zwahlen. Klingspor wiederum empfiehlt, zum Schutz vor Nässe die Kartons auf Paletten zu legen. Zu viel oder zu wenig Leuchtfeuchtigkeit führt dazu, dass sich die Schleifmittel verformen, denn das Papier als Trägermaterial reagiert auf sich ändernde Luftfeuchtigkeit. Dies ist nicht nur bei der Lagerung so, sondern bereits bei Produktion und Transport das Schleifmittel relevant. Trocknet das Papier stark aus, biegt sich das Schleifmittel zur Unterlage hin. Bei einer zu hohen Luftfeuchtigkeit wölbt sich das Schleifmittel nach oben. Jahreszeit- liche Schwankungen spielen in unseren Breitengraden ebenfalls hinein.
Im Sinne einer langen Standzeit und einer guten Oberflächenqualität empfehlen die Fachleute, die Lagerbedingungen nach Möglichkeit einzuhalten. Ein in der Nähe der Bänder und Kartons angebrachtes Thermometer und ein Hygrometer sowie regelmässige Kontrollblicke können hier helfen.
Die Breitbänder korrekt zu lagern, ist das eine, der Umgang mit den Bändern vor und während des Gebrauchs ist das andere. Bei Breitbändern rät Klingspor, diese 24 Stunden vor Gebrauch aus der Verpackung zu nehmen und aufzuhängen. Wichtig: Das Rohr, an dem das Band hängt, darf nicht zu dünn sein. Die Gefahr besteht, dass es eine Delle oder einen Knick gibt. «Häufig hat die Stange, auf der das Schleifband hängt, einen zu kleinen Durchmesser», weiss Marc Zwahlen von Kündig. «Wir empfehlen im Minimum einen Durchmesser von 100 Millimetern», ergänzt er. Die Stange sollte auch lang genug sein, damit das ganze Band auf ihr aufliegt. Und die Stangen müssen voneinander genügend Abstand haben, damit die Bänder sich nicht berühren und die Körnung durch Reibung beschädigt wird. Dies wiederum führt zu Schleiffehlern, den Rattermarken. Wenn die Maschine länger steht und die Bänder nicht in Gebrauch sind, sollten sie hängend zwischengelagert oder zumindest entspannt werden.
Eine hartnäckige Recherche im Internet brachte keine passenden Rechen oder Gestelle zu Tage, die im Handel erhältlich wären. Die von Homag vor einigen Jahren vorgestellte Schleifbandverwaltung ist nicht mehr im Angebot. Aber Schreinereien sind bekanntlich nicht verlegen darum, etwas Eigenes zu konstruieren.
Schleifmittel als Verbrauchsmittel haben eine begrenzte Haltbarkeit von drei Jahren, dies aber nur als Faustregel. Einige Produkte haben sogar ein aufgedrucktes Haltbarkeitsdatum. «Wichtig ist zu wissen, dass die Verbindung die Lebensdauer eines Bandes bestimmt und nicht der Grundaufbau. Der Leim trocknet nach einer gewissen Zeit aus und wird brüchig», sagt Marc Zwahlen. Aus Erfahrung weiss der Fachmann: «Bänder werden häufig zur lange gelagert. Wir empfehlen daher auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit, nur kleine Mengen zu bestellen.»
Stefan Hilzinger, hil
www.kuendig.chwww.klingspor.ch
Stoss darf nicht oben liegen
Die Darstellungen im Merkblatt des Deutschen Schleifmittelherstellers Klingspor machen ein Detail deutlich: Die Bandverbindung (der Stoss) bei Schleifbändern darf nicht in der Nähe oder auf der Aufhängevorrichtung zu liegen kommen und auch nicht in der entgegengesetzten Kurve. Die Gefahr besteht, dass das Band sich an der Verbindung verformt und so Fehler im Schleifbild entstehen. Auch sollten die Bänder sich nicht berühren.
Veröffentlichung: 15. Oktober 2025 / Ausgabe 41/2025
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