Richtungsweisende Verbindungen

Der Blick unter die Platte legt den ausgeklügelten Spannmechanismus von Moormanns Seiltänzer-Serie offen. Bild: Nils Moormann

Tischuntergestelle.  Beschläge sorgen für Mobilität. Das gilt insbesondere bei Tischunter- gestellen, die fest verleimt ab einer gewissen Grösse das Zügeln zur Tortur werden lassen. Die Schreinerzeitung hat sich umgesehen nach lösbaren Verbindungen und ist fündig geworden.

Der eingestemmte Nutzapfen ist eine solide Verbindung. Auch bei Tischzargengestellen hat er sich seit Jahrhunderten bewährt und ist deshalb eine gute Variante für die Herstellung von Tischen in Holz, die etwas aushalten und mit denen man alt werden kann. Wäre da nicht der Umstand, dass man heute im Laufe seines Lebens öfter den Standort wechselt. Dann ist das verleimte Zargengestell, je nach Länge des Tisches, eine ziemliche Herausforderung beim Zügeln.

Tanzt aus der Reihe

Das ist ein wichtiger Grund, um die Knotenpunkte vom Tischbein zur Platte als lösbare Verbindungen auszubilden. Dazu haben sich Schreinerinnen und Schreiner immer wieder selbst Varianten ausgedacht von Beschlägen oder Teilen davon und diese für Kleinserien anfertigen lassen.

Eine besondere Variante stellt die Kollektion «Seiltänzer» beim Möbellabel Nils Holger Moormann dar. Schlanke Beine aus Stahl werden dabei über ein gespanntes Seil mit der Tischplatte verbunden. Falls einmal nachgespannt werden muss, findet sich der Schlüssel dazu unter der Platte. Der hauseigene Beschlag macht die Serie so zu einem Unikat.

Auch Schreinereien denken sich immer wieder neue Verbindungen für die richtige Ecklösung aus. Zumal die Mode sich schnell ändert. Waren gestern die Tischbeine noch eckständig bündig mit der Platte angebracht, seien aktuell wieder schräg gestellte Beine mit zurückspringenden Zargengestellen gefragt, weiss Bruno Kiser, Geschäftsführer der Meyer AG in Ennetbürgen LU.

Beschläge vom Schreiner

Es gibt aber kaum Beschläge, die jede Tischmode mitmachen. «Es braucht für die verschiedenen Konstruktionstypen jeweils zielführende Beschlaglösungen», erklärt Kiser. Für die inzwischen etwas aus der Mode gekommenen quadratischen Tischbeine mit eindrücklicher Kantenlänge gibt es nun verschiedene Beschläge zur Befestigung unter der Platte oder eine flächenbündige Variante. «Die sind aber kaum mehr gefragt. Vielmehr sieht man Tische mit zurückspringenden Zargengestellen, die mit recht filigranen, schräg gestellten Beinen die Platte tragen», sagt Kiser. Ein Zürcher Designer hat sich dafür ein Aluminiumprofil ausgedacht, das bei Kiser auf Begeisterung stiess. Daraus entstand der Verbinder Trio, der zwar bei den Dimensionen der Holzteile gebunden ist, aber dafür verschiedene Winkel der Beinstellung zulässt. Damit haben die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, zerlegbare Tischunterkonstruktionen mit schräg gestellten Beinen rationell herzustellen.

Die Geschmäcker sind verschieden

Die wenigsten Kunden schauen unter die Platte, und doch ist das Untergestell eines Tisches ausschlaggebend für die Gestalt des Möbels und wird unbewusst wahrgenommen. Ob die Tischbeine bündig mit der Platte verbunden, eckständig oder weit eingerückt und schräg gestellt oder doch ganz anders ausgeführt sind, entscheidet über den Stil und die Anmutung. Beim Seiltänzer von Moormann lässt sich das gut beobachten. Das niedrige Zargengestell gibt der Konstruktion auch bei längeren Tischen die nötige Stabilität gegenüber Durchbiegung, springt aber nur ganz wenig zurück und liegt damit optisch zwischen starker Tischplatte und filigraner Zarge und zeitlosen Metallbeinen. Das klassische Zargengestell verbindet sich so spielerisch mit einem zeitgemässen Design und bietet darüber hinaus Nutzwert, auch durch den roten Faden.

www.moormann.dewww.meyer-systeme.ch

christian härtel

Veröffentlichung: 23. November 2023 / Ausgabe 47/2023

Artikel zum Thema

25. April 2024

Simple, praktische Designexponate

Möbel.  Als weltweit grösste Designmesse lockt der Salone del Mobile jedes Jahr unzählige Besucher nach Mailand. So auch heuer wieder, wo sich Interessierte aus allen Herren Länder von den neusten Trends, Farben, Formen und Materialien inspirieren liessen.

mehr
24. April 2024

Horgenglarus zügelt in ehemalige Wolltuchfabrik

Möbel. Die AG Möbelfabrik Horgenglarus verlagert ihre Produktion bis April 2027 komplett in die frühere Wolltuchfabrik Hefti in Hätzingen GL. Der neue Sitz der 144-jährige Traditionsfirma liegt ebenfalls im Kanton Glarus, nur wenige Kilometer südlich des jetzigen Standorts.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Möbel