Road Trip mit Holzkabine

Bild: CLB Schweiz

Holzwerkstoff. Raus aus dem Labor, rein ins echte Leben. Ein Unimog-Prototyp soll aufzeigen, dass Wohnkabinen auch aus Holzverbundwerkstoffen und Sperrholz konstruier- und brauchbar sind.

Dieses Gefährt sticht ins Auge. Unten ein bulliger Unimog, oben auf der Ladefläche eine schnittige Wohnkabine aus Holz. Man kann sich gut vorstellen, wie der Unimog - was übrigens für Universal-Motor-Gerät steht – durch ein Bachbett rumpelt, und dann auf einer idyllischen Wiese zu stehen kommt. Jetzt nur noch die Treppe ausklappen und dann einen Kaffee in prächtiger Bergkulisse aufgiessen.

Grösser denken

Hinter dem Projekt steht Olin Bartlomé. Der Schreiner und Holzingenieur ist heute als Innovationsmanager für Lignum, die Dachorganisation der Holzbranche, und für die Forschungsplattform S-Win (Swiss Wood Innovation Network) tätig. Er wollte anhand eines Projekts, das die Menschen emotional anspricht, zeigen, was in der Forschung und Entwicklung alles möglich ist. «Normalerweise werden in der Forschung Muster in der Grösse eines A4-Papiers hergestellt. Darunter kann man sich aber oft nur wenig vorstellen. Darum wollte ich grösser fahren und etwas machen, das man anfassen und auf Herz und Nieren testen kann», sagt Bartlomé.

Zurück in die Zukunft

So entstand die Idee, eine Wohnkabine für seinen Unimog herzustellen. Für die Materialwahl warf Bartlomé einen Blick in die Vergangenheit. Heute werden Wohnkabinen für Expeditionsfahrzeuge in der Regel aus Stahl und Aluminium oder aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) hergestellt. Das war aber nicht immer so. Eines der erfolgreichsten Flugzeuge, die De Havilland DH.98 Mosquito, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz kam, wurde aus Holzwerkstoffen gebaut.

Sportliche Entwicklungszeit

Innerhalb von fünf Monaten wurde der Unimog-Aufbau gefertigt. Das Projekt zeigt eindrücklich, dass mit dem konstruktiven Einsatz von Holzverbundwerkstoffen nachhaltige und leichte Kabinen konstruierbar sind. Dabei kamen eigens dafür entwickelte Verbundwerkstoffe für die Seitenwände und imprägniertes Flugzeugsperrholz zum Einsatz. «Ich musste feststellen, dass diese Arbeit viel Ähnlichkeit mit dem Bootsbau hat», sagt Bartlomé. Sein Vater besass ein Holz-Segelboot, das es im Schuss zu halten galt. Dabei habe er und sein Bruder immer helfen müssen. Dieses Know-how habe ihm nun bei der Arbeit am Unimog viel geholfen.

Unterstützung aus dem ganzen Netzwerk

Bartlomé führt das Projekt mit seiner Firma CLB Schweiz durch. Die Marketing-Agentur hat sich auf Produkte für Bau und Holz spezialisiert. Auch beteiligten sich die Berner Fachhochschule, die ETH und die ZHAW an den Entwicklungsarbeiten. Unterstützung kam zudem vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Wie es mit dem Prototyp weitergeht, stehe noch nicht fest, sagt Bartlomé. Die Resonanz sei bis jetzt durchs Band positiv gewesen, erste Interessenten an einer solchen Wohnkabine hätten sich bereits gemeldet.

Erster Auftritt

Die Öffentlichkeit kann sich den Unimog an der Messe Holz in Basel anschauen. Er steht in der Halle 1.1. am Stand A54. Am Mittwoch, 16. Oktober, findet um 16 Uhr ein öffentlicher Apéro statt.

Diverse Bilder zum Entstehungsprozess sind hier zu sehen.

ids

https://u417-expeditionedition.tumblr.com/

Veröffentlichung: 10. Oktober 2019

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