Schnittig in die Zukunft

Bild: Oertli Werkzeuge AG

Werkzeuge.  Im Massivholzbereich war der Einsatz von Diamantschneiden lange Zeit kein Thema. Die Hersteller haben aber viel Entwicklungsarbeit geleistet, wodurch vielseitig einsetzbare Werkzeuge entstanden sind – auch für Standardmaschinen.

Bis vor wenigen Jahren war der Fall klar: Für die Bearbeitung von Massivholz musste der Maschinist Werkzeuge mit Hartmetall-Schneiden verwenden, der Einsatz von Diamantwerkzeugen war beinahe undenkbar. Die Begründung dafür war einleuchtend: Aus material- und herstellungstechnischen Gründen wiesen Dia-Schneiden einen grösseren Keilwinkel auf als jene aus Hartmetall. Für Massiv- und insbesondere Weichholz waren sie also schlicht zu wenig schnittig, während sie im Bereich von beschichteten Spanplatten bereits in grösserem Umfang eingesetzt wurden.

Thomas Oertli, Geschäftsführer des gleichnamigen Werkzeugherstellers aus Höri ZH, gibt allerdings zu bedenken: «Ähnlich verhielt es sich früher mit den Hartmetall-Werkzeugen. Da war zu Beginn der Einsatz in der Massivholzbearbeitung ebenfalls undenkbar.» Damals wie heute optimierten die Werkzeughersteller ihre Verfahren, wodurch nun auch bei Dia-Schneiden kleinere Keilwinkel und somit schnittigere Werkzeuge möglich sind. Sägeblätter und Fräser mit Dia-Schneiden bringen also heute auch im Weichholz überzeugende Leistungen, gepaart mit einer grossen Standzeit.

Hinzu kommen Achswinkel bei Fräsern von über 50°, wodurch Hirnholzbearbeitungen praktisch ohne Ausrisse möglich sind. Das lässt zum Beispiel ein Ablängen von Rahmenkanteln mit einem Fräser statt eines Sägeblatts zu. Das Zerspanen hat den Vorteil, dass keine Abschnitte anfallen, die sich in der Maschine verkeilen und dann manuell entfernt werden müssen.

Der Körper muss halten

Die grossen Standzeiten und komplexen Anordnungen der Schneiden führen natürlich zu erhöhten Anforderungen bei den Werkzeugkörpern. Einerseits muss eine entsprechende Stabilität garantiert sein, um eine hohe Präzision und Schnittqualität zu gewährleisten. Andererseits muss der Körper mit der Lebensdauer der fixen Schneiden – diese lassen sich teilweise mehrere Male nachschärfen – mithalten können. Für die Werkzeugkörper kommen deshalb öfters schwerere Legierungen zum Einsatz. Moderne Dia-Werkzeuge wiegen also tendenziell mehr, für die meisten Maschinen stellt dies aber kein Problem dar. Im CNC-Bereich empfehlen die Hersteller aber die Verwendung von Thermo-, Hydro- oder Kraftschrumpffutter, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden.

Hartmetall hat seine Berechtigung

Da der Einsatz von Dia-Werkzeugen nicht mehr nur auf die Bearbeitung von beschichteten Spanplatten beschränkt ist, kann man sie vermehrt auch universell auf Kehlmaschinen oder Tischkreissägen einsetzen. Werden Hartmetall-Werkzeuge also bald verschwinden? «Nein, diese haben nach wie vor ihre Berechtigung», sagt Thomas Oertli und ergänzt: «Es ist einfach eine Frage der Wirtschaftlichkeit.» Konkret: Ein Fräser, der nur alle paar Monate für einige Laufmeter gebraucht wird, benötigt nicht unbedingt Dia-Schneiden. Aber auch da gibt es gemäss Oertli Ausnahmen: «Handelt es sich um einen extrem abrasiven Werkstoff, bei dem die Schneiden schnell stumpf werden und man sie ständig wechseln muss, um die Oberflächenqualität zu halten, kann sich ein Dia-Werkzeug wieder lohnen.»

Wer bei abrasiven Werkstoffen an gips- oder zementgebundene Platten denkt, liegt sicherlich nicht falsch. Aber auch Leimfugen, HDF-, HPL- und Aluminiumdeckschichten, wie sie beispielsweise im Türenbereich oft vorkommen, können den Schneiden zusetzen. Das ist dann insbesondere bei Werkzeugen ärgerlich, die universell für verschiedene Bearbeitungen bei unterschiedlich dicken Werkstücken eingesetzt werden. Dort machen sich die ungeliebten, durch unterschiedliche Abnutzung der Messer hervorgerufenen Riefen schnell bemerkbar.

Nebst den Fortschritten im Dia-Bereich treiben die Hersteller ausserdem die Entwicklung von neuen, flexibleren, schnelleren und leiseren Werkzeugen voran. Nachfolgend präsentiert die SchreinerZeitung eine kleine Auswahl an Produkten, die in diesem Jahr neu lanciert worden sind.

www.oertli.ch

Mehr Geschwindigkeit

Das «ProfilCut Q Premium» von Leitz gehört zu den schnellsten Profilwerkzeugsystemen der Branche. Herkömmliche Systeme stossen gemäss dem Werkzeughersteller bei einer Schnittgeschwindigkeit von 80 bis maximal 90 Metern pro Sekunde an ihre Grenzen. Die «ProfilCut»-Generation ist schneller: So ist «ProfilCut Q Premium» für Schnittgeschwindigkeiten von 120 Metern pro Sekunde zugelassen. Anwender können dadurch bei gleicher Zähnezahl höhere Vorschübe fahren und eine höhere Produktivität und mehr Ausstoss erzielen.

Aber noch ein weiterer Aspekt macht das Profilwerkzeugsystem interessant: In der Entwicklung habe man bei Leitz auf eine hohe Rundlaufgenauigkeit geachtet. In Verbindung mit den hohen Geschwindigkeiten führt das zu einer besseren Oberflächenqualität.

Die Leitz-Ingenieure haben bei der Entwicklung des Werkzeugs auch einen Handling-Vorteil eingebaut. Bei gängigen komplexen Werkzeugsätzen konnten Anwender die Messer häufig nur dann wechseln, wenn sie den kompletten Satz von der Maschine nahmen und ihn demontierten. Bei diesem sind Hauptschneiden und Nebenschneiden wie Kantenmesser, Nutmesser oder Vorschneider ohne Probleme erreichbar und können im Satz getauscht werden.

Die hohe Schnittgeschwindigkeit des «ProfilCut Q Premium» ist dem neu entwickelten Spannsystem, mit dem die Messer axial und radial spielfrei gespannt werden, zu verdanken. Auch die hohe Rundlaufgenauigkeit des Profilwerkzeugsystems geht letztlich auf dieses Spannsystem zurück. Zu den Besonderheiten, die zur hohen Schnittgeschwindigkeit beitragen, gehört zudem der Werkzeugtragkörper. Dessen spezielle Beschaffenheit macht das Werkzeug gemäss Hersteller härter und verschleissfester. Und das Werkzeug soll 3 dB(A) leiser arbeiten als vergleichbare Werkzeuge.

Das System ist universell einsetzbar, zum Beispiel in der Fenster- und Türenfertigung, in der Produktion von Möbeln und in der Fussbodenfertigung. Bearbeiten lassen sich damit neben Vollholz und Holzwerkstoffen auch Kunststoffe und besonders abrasive Materialien. Speziell für den Einsatz auf Kehlmaschinen und Winkelanlagen bietet Leitz eine eigene Ausführung von «ProfilCut Q» an. Diese ist bis zu einer Schnittgeschwindigkeit von 90 Metern pro Sekunde zugelassen.

www.leitz.org

In die Ecke fräsen

Mit einer 5-Achs-CNC-Maschine sind 90°-Ecken kein Problem mehr. Ohne nachträgliche Handarbeit werden die Innenecken mit einem Ausspitzfräser nachgefräst. Ob Spanplatte, MDF, Sperrholz oder Massivholz, die Ecken werden sauber gefräst. Die Ausspitzfräser von Leuco in einer Wendeplattenausführung machen Handarbeit bei dieser Bearbeitung unnötig. Glasausschnitte oder auch andere 90°-Ecken werden gestochen scharf. Die Wendeplattenlösung bietet hier grosse Vorteile, da Länge und Durchmesser vom Werkzeug immer konstant bleiben. Auf der Werkzeugbegleitkarte ist der Einsatzwinkel genau definiert und kann direkt auf die Maschine übertragen werden.

Zu einer Gesamtlösung gehört aber mehr als nur das Werkzeug, sondern auch Angaben für die Produktion. Der Kunde erhält mit dem Werkzeug auch gleich Programmhilfen, in denen die Abläufe bei den häufigsten Bearbeitungen im Innenausbau klar beschrieben und optisch erkennbar sind. Dazu gehören ausser- dem Unterlagen über Vorschübe, Schnittgeschwindigkeiten und andere Hinweise für ein optimales Vorgehen.

www.leuco.ch

Ohne Spanraum

Mit den «SuperSilent»-Sägeblättern brachte die Ake Knebel GmbH vor rund drei Jahren eine neue Form von Sägeblättern auf den Markt. Für den Abtransport der Späne kommen dabei keine Spanräume mehr zum Einsatz, sondern ein «Chipbelt». Dabei werden die Späne vom Zahn in einen Bereich geleitet, der dünner gehalten ist als der restliche Sägeblattkörper, und so abtransportiert. Das «SuperSilent 2» mit einer Schnittbreite von lediglich 2 mm eignet sich allerdings nicht für grossformatige, spannungsreiche Materialien. Mit dem weiterentwickelten «SuperSilent 3» können nun aber auch solche Materialien zuverlässig zugeschnitten werden. Der Einsatz beschränkt sich allerdings weiterhin auf den manuellen Vorschub. Dafür gibt es keine erhöhten Präzisionsanforderungen mehr an die Maschine, wie es beim «SuperSilent 2» der Fall ist.

Das Blatt ist ebenfalls mit Diamantschneiden besetzt und weist eine Schnittbreite von 2,4 mm auf. Es soll aber gemäss Hersteller weiterhin 75 % leiser sein als herkömmliche Sägeblätter. Zudem kann das «SuperSilent 3» zweimal nachgeschärft werden. Somit rechnet der Hersteller mit einer Standzeit von insgesamt 13 000 Lm.

www.saturn-rafz.ch

Universelle Familie

Im Holzbau, für die Zerspanung von Massivholz in der Fensterfertigung, bei der universellen Bearbeitung für die Türenindustrie – Einsatzgebiete, wo die Anwendung von Diamant-Fräsern unmöglich schien, profitieren heute vom neuen «Sprint»-Fräser von Oertli.

Die Diamant-«Sprint»-Familie zeichnet sich gegenüber einem normalen Diamant-Fräser durch einen wesentlich grösseren Achswinkel und einen grosszügigen Spanraum aus. Speziell auf die Massivholzbearbeitung abgestimmte Geometrien erbringen eine gute Zerspanungsleistung. Lange Standzeiten und gute Oberflächenqualitäten sollen die Anwender überzeugen. Die Vorteile gegenüber einem Fräser mit Hartmetall-Schneiden überwiegen klar: eine bessere Oberflächengüte, keine Schneidenwechselzeiten und ein höherer Vorschub.

Oertli unterscheidet bei den Fräsern nach den verschiedenen Einsatzzwecken Fensterbau, Holzbau, Türenindustrie und universelle Bearbeitung. Für jede Anforderung steht der geeignete Fräser zur Verfügung. Dazu gehört zum Beispiel der «Sprint DP-Universalfräser MAN», der sich als Falz- und Fügefräser auf Kehlmaschinen einsetzen lässt. Und dank der grossen Nachschärfzone ist ein mehrmaliges Nachschärfen bei allen Fräsern möglich.

www.oertli.ch

ph

Veröffentlichung: 17. Dezember 2015 / Ausgabe 51/2015

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