Schwebend mit Durchblick

Abgehängte Systeme aus Stahl und Glas sorgen für Leichtigkeit und Durchsicht. Bild: Meyer AG

Abhängesysteme.  Wenn keine freien Wände als Befestigungsmöglichkeit zur Verfügung stehen, stellen an der Decke befestigte Tablare und kleinere Regale eine Alternative dar. Aber auch über der Kochinsel, als Leuchtenträger und sogar als Raumtrenner sind sie als Eyecatcher möglich.

Moderne Wohnräume öffnen und verbinden sich immer mehr, was zwangsläufig auch weniger Wände im Innenraum zur Folge hat. Das führt wiederum zu weniger Raum für Bilder, Wandleuchten, Tablare oder aufgehängte Möbelstücke wie Sideboards oder Hängeschränke. Ein Montageraum, der sich durch die offene Bauweise hingegen weiter öffnet, ist die Decke. Durch den Wegfall der Zwischenwände entsteht eine grosse Fläche, die den Raum optisch erweitert und viele Befestigungsmöglichkeiten bietet.

Es lebe der Mid-Century-Stil

In der Mitte des letzten Jahrhunderts fanden offene Räume und einstöckige Bungalows im sogenannten Mid-Century-Stil eine grosse Anhängerschaft. Aktuell findet gerade wieder ein Wiederaufflammen dieser Epoche statt. Anlehnungen an die unverwechselbare Stilsprache finden sich in der Mode, der Formgebung von Alltagsgegenständen und natürlich im aktuellen Baustil. Dadurch ist mit einem gezielten Blick zurück so manche spannende Idee für aktuelle Werkaufträge zu finden. So beispielsweise auch Lösungen für die Nutzung der angesprochenen offenen Deckenabschnitte. Denn abgehängte Tablare und Möbel bieten auch Schreinereinen grossen Spielraum.

Breites Einsatzgebiet

Im Moment sind abgehängte Tablare noch individuelle Nischenprodukte, doch die Nachfrage steigt. «Allgemein hat die Nachfrage nach Abhängungen in den letzten zwei, drei Jahren vor allem im Garderobenbereich eher wieder zugenommen», sagt Bruno Kiser, Geschäftsführer der Meyer AG in Ennetbürgen NW. Und auch direkt im Herzen des Wohnraums sind abgehängte Lösungen gefragt. «Besonders über Kochinseln in Küchen oder als schwebende Raumtrenner ohne Bodenkontakt haben die Systeme eine steigende Nachfrage», sagt Oliver Borst, Leiter Marketing und Verkauf Handel bei der Häfele Schweiz AG aus Kreuzlingen. Zudem bieten die Systeme auch alternative Lösungsansätze im individuellen Ausbaubereich. «Wir setzen Abhängesysteme überall da ein, wo Funktionalität auf ästhetische Ansprüche trifft. So realisieren wir Abhängungen für Laden-, Gastro-, Galerieeinrichtungen oder den Messebau», sagt Stefan Kuert, Inhaber der auf Drahtseile spezialisierten Kuert + Co AG mit Sitz im bernischen Langenthal.

Die Verankerung ist zentral

Abgehängte Systeme sind praktisch in jeder Raumsituation umsetzbar, wenn die Tragfähigkeit der Decke ausreichend ist. «Bei abgehängten Decken muss beispielsweise immer die darüberliegende Holz- oder Betondecke verankert werden», sagt Bruno Kiser. Weiter müssen bei langen und sehr dünnen, frei hängenden Abhängesystemen die seitlichen Pendelkräfte mitbeachtet werden, damit die Konstruktion nicht schwingt. «Die statische und die dynamische Belastungslinie ist deckungsgleich mit der Verankerungslinie zu planen», sagt Oliver Borst. Mit gezielt platzierten Fixierungspunkten kann das Nachschwingen der Regalböden minimiert werden. Zudem gilt es in der Planung zu unterscheiden, ob es sich um ein Objekt im privaten oder im öffentlichen Sektor handelt. «Im öffentlichen Raum und bei Veranstaltungen gelten sehr enge Vorschriften an die maximale Belastung solcher Drahtseilhalter», erklärt Stefan Kuert. Bei Abhängungen im öffentlichen Bereich ist der Einbezug einer Fachperson empfehlenswert. Richtig platziert, bieten abgehängte Tablarsysteme eine tolle Möglichkeit, wie der Schreiner sein Angebot erweitern kann.

NOah GAutschi

Veröffentlichung: 19. November 2020 / Ausgabe 47/2020

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