Sprosse um Sprosse

Leitern.  Schweizer Betriebe, die von Hand noch selber Holzleitern herstellen, werden immer seltener. Einer davon ist die Huser Schreinerei in Niederrohrdorf AG. Da Holz bekanntlich keinen Strom leitet, sind ihre Produkte auch bei Feuerwehren gefragt.

Von aussen macht die Huser Schreinerei im aargauischen Niederrohrdorf einen unauffälligen Eindruck und fügt sich gut ins Ortsbild ein. Betritt man aber die Werkstatt, deuten die liegende Pneumatikpresse und die vielen, fein säuberlich vorbereiteten Sprossen darauf hin, dass hier neben Möbeln noch Spezielles hergestellt wird: handgefertigte Holzleitern. «Durch Zufall sind wir zur Leiternproduktion gekommen. Anfänglich waren wir lediglich die Vertretung von Oehen Leitern. Nachdem sie aber den Betrieb einstellten, konnten wir die Produktion übernehmen», erzählt Rico Huser, Inhaber und Geschäftsführer der Huser Schreinerei.

Er gehört nebst der Gubler Leitern GmbH in Hörhausen TG zu einem der wenigen Betriebe, die in der Schweiz noch Holzleitern herstellen. Huser führt die Schreinerei mit drei Angestellten in der dritten Genera- tion. Sein Grossvater gründete sie vor über hundert Jahren ursprünglich als Wagnerei. Heute stellt die Huser Schreinerei keine Transportmittel mehr her. Sie ist primär im Innenausbau tätig und fabriziert nebenbei noch Leitern, die es als Anstell-, Bock-, Baum-, Schiebe-, Bau- und Bockschiebeleitern gibt. Sie können über den Fachhandel wie die HB Systeme GmbH in Hüswil LU, aber auch direkt bei der Schreinerei, bezogen werden.

Regionales Holz für die Leitern

Der Rohstoff für die Leitern stammt dabei aus der Nähe: Für Sprossen wird Eschenholz, für Tritte Buchenholz und für Holme Fichtenholz oder Kerto-Furnierschichtholz verwendet. Ausser dem Schichtholz wird das Holz in der nahe gelegenen Sägerei zugeschnitten und getrocknet. Danach werden die rohen Sprossen und Holme in der Schreinerei ausgehobelt und die Zapfen an den Sprossen gefräst. Das Stemmen der Zapfenlöcher in die Holmen übernimmt die CNC einer befreundeten Schreinerei.

Speditiver Ablauf

«Das Material können wir gut vorproduzieren, wenn wir mal etwas weniger Arbeit haben, was für uns natürlich sehr praktisch ist», sagt Huser. Die Sprossen und Tritte haben bestimmte Standardmasse, was die Produktion wie auch die Lagerung vereinfacht. «Die Holme sollen möglichst gerade sein und keine auslaufende Jahrringe haben, das gibt ihnen die nötige Stabilität», sagt Huser und erklärt auch den Unterschied von Sprossen zu Tritten: «Eine Sprosse ist eine hochkant verbaute Leiste, die gegenüber einem breiten Tritt wesentlich stabiler im Durchbiegeverhalten ist.»

Steht fest, welches Modell produziert wird, legt der Angestellte René Knecht die benötigten Holme und Sprossen auf dem massiven, fahrbaren Werktisch bereit. Dann spritzt Knecht mit der Druckluftpistole und einer speziellen Auftragsdüse den PUR-Klebstoff in die Sprossenlöcher. Die Düse ermöglicht einen schnellen, praktischen und gleichmässigen Klebstoffauftrag. Anschliessend werden im ersten Holm die Sprossen eingeschlagen, der zweite Holm aufgesteckt und das Ganze wiederholt. Nun kommt die Leiter in die Pneumatikpresse, welche die Sprossen richtig mit den Holmen verpresst. Damit sich die Sprossen nach der kurzen Presszeit nicht wieder aus den Holmen lösen, wird an jeder zweiten Sprosse ein Nagel eingeschossen.

Auch Feuerwehrleitern im Programm

Nebst den üblichen Leitern fabriziert die Schreinerei auch Feuerwehr-Schiebeleitern. Auftraggeber dafür ist Daniel Grab. Seine Firma in Wilen SZ ist auf die Prüfung und den Service von Leitern spezialisiert.

Beim Material und der Oberflächenbehandlung unterscheiden sich Feuerwehrleitern von den anderen: Ihre Holme sind aus mehreren resorcinharzverklebten Schichten Hemlock. Das macht sie wasserbeständig, stabiler und wärmeresistenter. Zudem werden die Leitern nach der Ölgrundierung zweimal mit ölhaltigem Bootslack versiegelt. «Dies wird explizit so gewünscht, da die Feuerwehrleitern auch schon früher so hergestellt wurden und man damit gute Erfahrungen gemacht hat», sagt Rico Huser. Die vorbereiteten Leitern bestehen aus einer Unter- sowie einer Oberleiter, sie werden am Ende von Grab noch mit den nötigen Beschlägen zusammengebaut, sodass eine rund zehn Meter lange Anstelleiter daraus wird.

www.gublerleitern.chwww.huserholz.ch

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 11. Mai 2023 / Ausgabe 19/2023

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